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Herzgespinst - Thriller

Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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sie nicht auf den letzten Metern bis zur Bar stürzte.
    »Das kommt davon, weil du sicher wieder nichts gegessen hast«, behauptete er.
    Julia kannte das Mädchen, das hinter der Bar kellnerte, nur flüchtig. Sie ging auf dieselbe Schule und hieß Annika. Scheinbar hatte Luis bereits ihre Bekanntschaft gemacht, denn er begrüßte sie wie eine alte Freundin mit Kuss auf die Wange.
    »Annika, gib Julia mal ein paar Erdnüsse und einen Zombie«, sagte er.
    Annika lächelte Julia freundlich an und stellte ihr eine gefächerte Schale mit Erdnüssen, Chips und grünen Oliven hin. »Hey«, sagte sie mitfühlend. »Du bist doch die, der diese schlimme Sache mit dem Kater passiert ist. Tut mir echt leid für dich.« Sie shakte den Cocktail.
    Außer Luis war Annika bislang die Einzige, die heute Abend nett zu ihr gewesen war. Alle anderen hatten nur im Sinn gehabt, sie zu demütigen. Tränen schossen ihr in die Augen. »Bitte schön, ein Zombie extra stark«, sagte Annika und stellte ihn stolz vor sie hin. »Der geht aufs Haus wegen …« Sie sprach nicht weiter.
    Als Oliver mit Shiva im Schlepptau endlich an der Bar auftauchte, hatten Luis und Julia bereits je drei Zombies Vorsprung. Wie durch eine dicke Nebelwand hörte sie Oliver »Julia, trink das Zeug um Himmels willen nicht wie Wasser« zu ihr sagen, aber das war ihr total egal. Schließlich hatte er sich vorher auch nicht um sie gekümmert. Er mischte sich immer nur in ihr Leben ein, wenn er eine Möglichkeit hatte, sie zu bevormunden. Und das sagte sie ihm nach dem vierten Zombie auch sehr deutlich.
    Den fünften Zombie bestellte sie, als sie entdeckte, dass Oliver seine Hand auf Shivas Knie liegen hatte und sich einen rosaroten Panther mit einem Strohhalm mit ihr teilte.
    »Sind deine roten Haare gefärbt?«, fragte sie Luis und rutschte mit ihrem Hocker ganz nah an ihn heran.
    »Nein«, sagte Luis, überrumpelt von ihrer Zutraulichkeit. Er wirkte fast verlegen.
    »Die Locken sind auch echt?« Sie griff mit beiden Händen nach seinen Haaren.
    Dabei kippte sie vornüber und Luis musste sie festhalten, dass sie nicht fiel.
    »Und grüne Augen fand ich schon immer sehr hübsch«, murmelte sie.
    »Vielleicht sollten wir uns jetzt einfach küssen.«
    Annika sagte am nächsten Tag, dass Julia Luis zuerst geküsst habe.
    Sie wollte auch auf der Wache nicht bestätigen, dass Luis Julia mit den fünf Zombies extra betrunken gemacht hatte. Ihre Erfahrung war, dass oft schon ein Zombie ausreichte, um vom Hocker zu kippen.
    Das war ganz unterschiedlich. Hundertprozentig sicher war sie aber, dass sie nicht gesehen hatte, dass Luis etwas in das Glas von Julia mischte. Und sie konnte so etwas auch überhaupt nicht glauben.
    Julia selber erinnerte sich an gar nichts. Sie hatte einen klassischen Filmriss.
    Auch mit dem Bluttest im Krankenhaus konnte nicht nachgewiesen werden, ob der Grund dafür ihr unüblicher Alkoholkonsum an diesem Abend war oder doch k.o.-Tropfen im Spiel waren.
    Ein gynäkologischer Schnelltest hatte ergeben, dass sie zweifelsfrei Sex gehabt hatte und zwar mit Luis. Julias zerrissenes Shirt, die blutigen Spritzer darauf und die tiefen Kratzer auf ihren Brüsten sprachen nicht dafür, dass sie einvernehmlich mit ihm geschlafen hatte. Genauso wie die blauen Flecken auf ihren Oberarmen.
    Luis behauptete vehement, dass Julia freiwillig mitgemacht habe. Er könne sich nicht erklären, woher ihre Verletzungen stammten. Er war danach am Flussufer eingeschlafen und erst mittags mit einem dicken Kopf aufgewacht. Zeugen gab es dafür aber keine.

32
    O liver war total aufgewühlt. Tausend verschiedene Gedanken gingen ihm durch den Kopf und er trat so heftig in die Pedale seines Rennrads, dass die Gänge durchdrehten.
    Er hatte Tom gerade gesagt, dass er nicht mit UNDERGROUND auf Tour gehen würde, solange nicht aufgeklärt war, was zwischen Luis und Julia passiert war.
    Er konnte unmöglich mit einem möglichen Vergewaltiger in einer Band spielen.
    Sie hatten sich danach heftig gestritten, denn für Tom war sofort klar gewesen, dass Julia Unsinn erzählte.
    »Mach keinen Fehler, Oliver«, hatte Tom ihm widersprochen. »Die beiden hatten echt Spaß, ich hab doch genau gesehen, wie sie sich befummelt haben. Hätte Pocahontas dich nicht so abgelenkt, würdest du jetzt nicht so einen Scheiß reden. Kleine Mädchen sollten eben besser Milch trinken, wenn sie nichts anderes gewohnt sind.«
    Oliver kotzten solche Machosprüche richtig an. Es stimmte, dass er und Shiva total Spaß

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