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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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spät hat doch niemand mehr Schule!«
    »Nee, das war wegen der Nachhilfe.« Vicki wird nun sehr unruhig und kaut wie verrückt auf ihrem silbernen Kettenarmband herum, an dem lauter Totenköpfe baumeln.
    »Du hast doch gar keine Nachhilfe«, mischt Vickis Mutter sich schnupfend und prustend ein. »Die können wir uns doch gar nicht mehr leisten!«
    »Der Penner hat uns immer Nachhilfe gegeben«, sagt Vicki nach kurzem Zögern.
    »In Mathe. Dafür wollte er dann …«
    Mein Herz rast. Nein. Das stimmt nicht. Sag, dass das nicht stimmt.
    »Ja?« Charlotte Sandmann beugt sich interessiert vor.
    »Na ja. Sie wissen schon. Das, was er halt gemacht hat.«
    »Es wäre schön, wenn du mir das jetzt mal genauer schildern könntest«, fordert Charlotte Sandmann sie milde auf. »Deiner Mutter hast du es ja auch schon erzählt.«
    Vickis Mutter heult mittlerweile ihr viertes Kleenex voll, und ich versuche einen Kloß von der Größe eines Tennisballes herunterzuschlucken. So wie sich die Situation jetzt darstellt, habe ich mich vielleicht doch in Georg geirrt? Vielleicht hat er den Mädchen tatsächlich etwas angetan? Vielleicht schütze ich wirklich einen Verbrecher?
    Mein Herz holpert, und meine schweißnassen Hände zittern. Mit einem Seitenblick auf Georg und Falk stelle ich fest, dass die beiden zum Bersten angespannt sind. Georg verkrampft die Hände im Schoß, Falk spielt nervös mit seinem Kugelschreiber. In meinen Schläfen rauscht es so laut, dass ich fast nichts mehr verstehe.
    »Also er hat mich unter diesen Baum gezerrt«, beginnt Vicki. »Und da hat er mir dann meine Klamotten runtergerissen …«
    »Moment mal. Er hat gar nicht erst mit dir gesprochen?«
    »Doch. Er hat gefragt, was ich denn so spät hier noch mache, so ganz allein, und wo denn die anderen sind. Ich hab gesagt, die sind heute nicht hier, und dann hat er mich zu sich auf die Bank gezogen und hat angefangen, mich zu begrapschen.«
    »Aber du hast dich natürlich gewehrt?«
    »Klar. Ich hab auch um Hilfe geschrien. War aber keiner da.«
    Ich zittere. Lieber Gott, mach, dass sie lügt. Mach, dass Georg das nicht wirklich getan hat!
    »Was für Klamotten hattest du denn an?«, fragt Charlotte Sandmann.
    »Na, was ich immer anhab«, gibt Vicki leicht verunsichert zurück.
    »Meine üblichen Sachen.«
    »Schwarz?«
    »Na logo.«
    »Und die Unterwäsche? Wie sah die aus?«
    »Na, auch schwarz. Also schwarz-weiß gemustert. So wie meine Schuhe und mein Halstuch.«
    Zu meiner grenzenlosen Überraschung holt Charlotte Sandmann nun einen Stofffetzen hervor. Er ist aprikosenfarben, mit Seidenapplikationen an den Rändern. Zerrissen und stark verschmutzt.
    »Hattest du das hier an?«
    Vicki stutzt, schaut sich das Stückchen Stoff an und nickt schließlich.
    »Ja. Genau das.«
    »Schau es dir mal genau an. Schwarz-weiß ist das nicht!« Charlotte hält es Vicki hin, und sie betrachtet es wie ein ekliges Insekt.
    Ihre Mutter nimmt es Vicki aus der Hand und betrachtet es kritisch. »Was ist das? – Solche Sachen hast du doch sonst nicht an!«
    »Hat mein Freund mir geschenkt.«
    »Dein Freund schenkt dir solche Unterwäsche? Findest du die nicht uncool?«
    Vicki zuckt die Achseln: »Schon …«
    »Aber?«
    »Nix.«
    Verdammt, denke ich. So kommen die nicht weiter. Das führt ja in die ganz falsche Richtung.
    »Und das hattest du also genau an jenem Abend an. Weißt du noch das Datum?«
    »Nö.«
    »Es war der 19. September«, sagt die Mutter. »Zwei Tage vor der Mathematikarbeit. In der hat sie dann eine Zwei geschrieben.«
    Moment. Mein Herz setzt aus. Der 19. September, das war doch … da waren wir doch … Da habe ich doch das Haus in Kitzbühel verkauft! Ich meine, ich sehe ja noch das Datum unter der Unterschrift vom Prinzen von Zamunda! Da kann Georg abends um sieben ja gar nicht auf der Bank gesessen haben, denn er war mit mir in der Villa, und wir haben … wir haben … Heiße Röte schießt mir ins Gesicht, und mein Herz rast schon wieder in Gegenden, wo es nichts zu suchen hat.
    Am liebsten würde ich gegen die Scheibe hämmern und mich einmischen, aber außer Falk weiß ja niemand, dass ich hier in dem Stübchen hocke.
    Würde ich wirklich in aller Öffentlichkeit zugeben, dass Georg und ich zusammen waren? Mein Herz schreit: Na klar, und mein Hirn sagt: Nie und nimmer.
    »Wir haben keine Spuren von Sperma darin gefunden«, sagt Charlotte Sandmann, »aber dafür von Bier.«
    »Na bitte, da sehen Sie«, sagt die Mutter. »Das passt ja zu dem

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