Herzgesteuert: Roman (German Edition)
Luxuskreuzfahrt – finanzieren wird! Außerdem darf ich auf keinen Fall zulassen, dass mir mein Konkurrent und Exmann Karsten Korzkamp zuvorkommt.
Ich weiß, dass Karsten auch eine Interessentin an der Hand hat, eine Gräfin oder Baronin aus der Lüneburger Heide. Aber diesen Deal ziehe ich an Land!! Ich bin ganz aufgeregt. Kleine Schweißränder haben sich unter meiner Bluse abgezeichnet, da hilft auch kein Deo mehr aus der Handtasche.
Um für den Multimillionär aus Stuttgart perfekt auszusehen, muss ich unbedingt noch mal aus dem Büro nach Hause, schnell duschen und mich umziehen.
Im Laufschritt haste ich zu meinem knallroten Mercedes-Bus mit der Aufschrift »Immobilien Glücksgriff – Leben im Paradies!« und flitze quer durch die Stadt nach Hause. Hintendrin habe ich immer noch einen Berberteppich für die Liegenschaft am Wallersee und ein paar Antiquitäten für Konstanze und das Penthouse an der Hellbrunner Allee. Ich hatte noch keine Zeit, die Sachen abzuliefern. He, ihr verdammten Ampeln, warum habt ihr euch denn heute alle gegen mich verschworen?
Nervös trommele ich mit den Fingernägeln auf das Lenkrad, als mein Handy in der Handtasche vibriert.
»Ja?«, brülle ich, während ich den ersten Gang einlege und rücksichtslos auf die linke Spur hinüberziehe.
»Juliane? Hier ist Heidi!«
»Kann ich dich zurückrufen?«, schreie ich, während der rote BMW-Fahrer hinter mir unwillig hupt. »Ich bin total im Stress!«
»Das bist du doch immer«, lacht Heidi ungerührt. »Ich lass mich nicht abwimmeln!« Sie ist Chorvorstand und hat im Mozart-Chor das Sagen über Sein oder Nichtsein.
»Zwei Minuten!«
Mit einer fahrigen Geste klemme ich mir das Handy an die Wange und lege den dritten Gang ein. »Was ist denn so wichtig, dass du mich vom Verkauf einer 4,8-Millionen-Villa abhalten willst?«
»Heute Abend ist Chorprobe«, sagt Heidi ungerührt. »Und du hast schon dreimal gefehlt.«
»Ja, meine Liebe, danke, dass du mich daran erinnerst!«
»Sir Simon Rattle dirigiert. Und du solltest wissen, dass er einen Zweitwohnsitz im Salzkammergut sucht. Er ist gerade wieder Vater geworden.«
Heidi ist eine wahre Freundin.
»Sir Simon Rattle!«, entfährt es mir. »Das ist ja der Oberhammer!«
»Wir singen die c-Moll-Messe im Haus für Mozart«, informiert mich Heidi, »und anschließend ist ein Riesenempfang mit Bürgermeister, Landeshauptfrau, Stadtrat, Bauamtsleiter und allen Leuten, die für dich so wichtig sind. Aber wenn du heute wieder nicht zur Probe kommst, kannst du nicht mitsingen, so leid es mir tut.«
»Ich komm ja, ich komm ja!«, beschwichtige ich sie. »Bring mir die Noten mit!«
Das auch noch. Das hatte ich ganz vergessen.
Hektisch klappe ich das Handy zu und werfe es in meine Handtasche, als es schon wieder klingelt.
»Ja, ich WEISS, dass das Einsingen um halb acht losgeht«, rufe ich hinein, während ich versuche, mit einer Hand rückwärts einzuparken. »Ich singe mich im Auto ein!«
Zu meiner Überraschung ist es die unschön quäkende Stimme von Konkurrent Karsten Korzkamp: »Das solltest du auch tun, Juliane. Denn ich werde heute die Villa am Sonnenhang an die Gräfin von Lüneburg verkaufen! Das ist mein Objekt, und du lässt die Finger davon!«
»Wer zuerst kommt, mahlt zuerst«, antworte ich, klappe das Handy zu und stecke es mir kurzerhand zwischen die Zähne, um mein Einparkmanöver mit dem großen Wagen möglichst perfekt hinzukriegen. Hinter mir hupt schon wieder jemand, der vorbeiwill.
»Jaaa!«, rufe ich genervt. »Immer mit der Ruhe, Mann!« Während ich die Autotür aufreiße und meine Handtasche an mich raffe, aus der auch noch mein Terminkalender rutscht, fällt mir das Handy zwischen die Sitze.
»Verdammt!« Hastig krabbele ich wieder hinein, was meinen Hintermann zu neuen Hupattacken hinreißt – ich zeige ihm nämlich mein Hinterteil.
Der Kerl in dem Lieferwagen lässt die Scheibe herunter und stößt einen anerkennenden Pfiff aus. »Lassen Sie sich ruhig Zeit! Ich hab hier gute Aussicht!«
»Arschloch!«, schreie ich, als ich endlich mein Zeug mitsamt den Bauplänen an mich gerafft habe, und renne zur Haustür.
Zum Glück ist Fanny jetzt in der Schule, und die Putzfrau ist heute auch nicht da.
Schon im Hausflur lasse ich meinen Kostümrock fallen und kicke die Pumps geübt in ihre Ecke.
Den Terminkalender und die Baupläne pfeffere ich auf den Wohnzimmertisch, auf dem die letzten roten Rosen von Stefan Stör vor sich hin welken. Die hätte ich längst
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