Herzgrab: Thriller (German Edition)
in ihrer Verzweiflung den beiden ausländischen Beamten eine Nachricht zukommen. «
» In der Hoffnung, dass wir etwas herausfinden « , vollendete Scatozza seinen Gedanken.
» Unter dem Ponte Vecchio also « , wiederholte Gerink. » Einfach so? «
» Mehr weiß ich nicht, die Zeit war zu knapp. Ach ja … « Scatozza rutschte auf dem Sitz herum. » Auch ihr Onkel Lorenzo, der angeblich in seinem Speedboot verbrannte, war einen Monat lang verschwunden, bevor seine Leiche gefunden wurde. Ebenfalls unter dem Ponte Vecchio. «
42
Elena sah den Rücklichtern des Krankenwagens nach, der soeben mit Piroli davonfuhr. Das zweite Rettungsfahrzeug stand noch auf dem Grundstück. In der Zwischenzeit versuchten die drei Feuerwehrmannschaften, den Brand einzudämmen.
» Wo haben Sie unseren Wagen geparkt? « , fragte Elena.
Monica deutete zu einem Umkehrplatz am gegenüberliegenden Ende der Sackgasse. Der Alfa Romeo stand in der Nähe einer zuckenden Straßenlaterne halb im Schatten einer mächtigen Zypresse. Auf dem Platz drängten sich mittlerweile einige Schaulustige und glotzten auf Pirolis brennendes Haus. Die Rauchwolke schraubte sich wie eine schwarze Säule in den Nachthimmel, verdeckte den Mond und war bestimmt einige hundert Meter weit zu sehen. Und erst der Geruch! Als wäre ein Kuchen im Ofen zu einem Brikett verbrannt. Hätten die Feuerwehrleute das Ende der Sackgasse nicht mit einem roten Band abgesperrt und die Zufahrt mit einem Einsatzfahrzeug verbarrikadiert, wären die Anrainer vermutlich auf das Grundstück gelaufen, um einen besseren Blick auf die Löscharbeiten zu erhaschen.
» Können Sie die Telefonnummer von diesem Lyashenko aus Florenz herausbekommen? « , fragte Elena. » Es ist dringend! « Sie blickte auf die Armbanduhr. Es war schon verdammt spät. » Ich werde in der Zwischenzeit versuchen, jemanden von der Touristeninformation in Siena zu erreichen. Vielleicht finden die eine Unterkunft für uns, in der wir uns frisch machen können. «
Monica warf der dicken Ärztin mit dem pausbäckigen Gesicht, die immer noch neben ihnen stand, einen skeptischen Blick zu. » Die lässt uns bestimmt nicht einfach so weggehen. «
» Uns wird nichts anderes übrig bleiben, als abzuhauen « , antwortete Elena. » Oder haben Sie Lust, die ganze Nacht auf dem Revier die Fragen der Carabinieri zu beantworten? «
Monica schüttelte den Kopf. » Ich wundere mich, warum die nicht schon längst hier sind. Ist nur noch eine Frage der Zeit. Gut, ich besorge Lyashenkos Nummer. Wir treffen uns beim Wagen. « Sie verschwand.
Elena nickte der Ärztin lächelnd zu, mit der sie nun allein auf der Straße stand. Dann deutete sie zu ihrem Wagen. » Pharmazia … « Sie dachte nach. » Medicamento! « Sie tat so, als drückte sie eine Tablette aus einer Schachtel, und deutete erneut zu ihrem Auto.
Die Ärztin schien zu verstehen.
» Bene « , wiederholte Elena hoffentlich zum letzten Mal. Sie wandte sich ab und ging zu ihrem Leihwagen auf dem Parkplatz. Die Ärztin folgte ihr nicht. Zum Glück war sie sie los – zumindest im Moment.
Elena öffnete den Alfa Romeo und lehnte sich an die Tür. In weiter Ferne hörte sie das Knacken des Dachgebälks und das prasselnde Wasser aus den Feuerwehrschläuchen. Wie hypnotisiert fixierte sie die Flammen. Von dem Haus würde nicht viel stehen bleiben. Es war ein Wunder, dass sie und Monica es überhaupt ins Freie geschafft hatten.
Elena griff zum Handy, rief die Touristeninformation an, erreichte aber niemanden. Verdammt! Sie blickte sich auf dem Parkplatz um. Der Asphalt war mit weißen Rußflocken bedeckt. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Monica über den Parkplatz auf sie zukam und mit einem Notizzettel wedelte.
Da stockte Elenas Herzschlag. Hinter Monica blieben soeben zwei Einsatzfahrzeuge der Carabinieri stehen. Die Beamten stiegen aus. Monica bemerkte die Polizisten erst, als einer von ihnen mit der Taschenlampe zum Umkehrplatz leuchtete.
» Nicht laufen! « , raunte Elena ihrer Klientin zu. » Haben Sie Lyashenkos Nummer herausgefunden? «
» Ja « , keuchte Monica. » Ich habe den Fahrer des Krankenwagens becirct, der noch auf dem Grundstück steht. Der hat die Nummer über Funk von einem Kollegen erhalten. Allerdings musste ich ihm meinen Personalausweis zeigen. «
Verdammt, das war nicht gut.
» Sagen Sie mir die Nummer, rasch! «
Monica nannte ihr die Telefonnummer, und Elena tippte sie in ihr Handy. Es war zu spät, um mit dem Wagen davonzufahren. Die
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