Herzgrab: Thriller (German Edition)
lehnte sich im Stuhl zurück und legte die Füße auf den Tisch. » Ich glaube nicht, dass die Spur in die Zeit der DDR führt. Das wäre zu weit hergeholt. «
» Frag doch mal den Maresciallo, was er über Lyashenko herausbekommen hat. «
Scatozza zog das schwarze Telefon mit der Wählscheibe zu sich und wählte die Durchwahl des Maresciallo. Nach einem kurzen Gespräch legte er auf.
» Fehlanzeige. Lyashenko ist zwar unehrenhaft aus der Armee entlassen worden, aber harmlos. Die Carabinieri haben sein Haus mit einem Durchsuchungsbeschluss vom Keller bis zum Dachboden auf den Kopf gestellt. Unmittelbar nach Teresas Entführung waren sie noch einmal bei ihm. Sie haben ihn drei Tage lang in U-Haft vernommen. In der Zeit hat er mehr Meerwasser geschluckt als so mancher Matrose bei der Marine. Außerdem hat er alle Lügendetektortests bestanden. «
Gerink verzog das Gesicht.
» Das stellt dich nicht zufrieden? «
Gerink schüttelte den Kopf. » Überleg doch mal. Als ehemaliger Armeeangehöriger ist er darauf trainiert, solche Tests zu bestehen. Er kann sich überzeugend verstellen. Bei jeder Frage, die er wahrheitsgetreu beantwortet, tritt er mit dem Fersenballen auf eine feine Nadel in seiner Schuhsohle, damit sich auch hier Atmung, Herzschlag und Adrenalinausstoß erhöhen. «
» Du bist paranoid « , murrte Scatozza. » Willst du zu Lyashenko fahren? «
Gerink wehrte ab. » Scheiße, ich weiß es nicht. Vielleicht ist es ein anderer, und wir vergeuden unsere Zeit mit dem alten Knaben. « In diesem Moment begannen die Mittagsglocken der Kirchen zu läuten. Er fingerte sein Handy aus der Tasche. » Ich brauche eine Pause. Ich rufe Elena an. «
» Mach das. « Scatozza erhob sich und griff nach dem iPhone. » Ich vertrete mir in der Zwischenzeit die Beine und erstatte Lisa Eisert Bericht. Unsere U-Haft erwähne ich nicht. «
Gerink lachte müde. » Glaub mir, die weiß längst Bescheid. «
Scatozza verließ das Büro, und Gerink wählte Elenas Nummer.
49
Lyashenkos Keller war größer, als das Haus von außen vermuten ließ. Allerdings bestand er aus mehreren kleinen Backsteingewölben, die mit Rundbogen verbunden waren. Die roten Steinplatten auf dem Boden wirkten kalt. Nackte Neonröhren surrten an der Decke, beleuchteten fast jeden Winkel, tauchten den Keller aber zugleich in einen düsteren rötlichen Schimmer.
In den Wandregalen stapelten sich riesige Einmachgläser mit pulverisierten Trockenstoffen und grobkörnigen Pigmenten in fast allen Farbtönen bis zur Decke. Auf Holztischen standen Propankocher und Destillationsgläser in unterschiedlichen Formen und Größen. Darunter stapelten sich Kanister mit Löse-, Verdünnungs- und Bindemitteln und Fässer mit gekochtem Leinöl. Dementsprechend hing ein bitterer Geruch in der Luft.
Monica stieg über einige Farbeimer. » Hier arbeiten Sie? «
Lyashenko schob mit dem Fuß einen Berg Stofffetzen in eine Ecke und rollte ächzend einen Teppich auf. » Ja, hier arbeite ich « , keuchte er. » Fühlen Sie sich unwohl? «
Unter dem Teppich kam eine Falltür aus Holz mit eingelassenem Eisenring zum Vorschein. Elena hätte nicht vermutet, dass sich unter dem Keller ein weiterer Keller befand.
» Ihr Vater wollte mit seinem letzten Gemälde einen realistischen und natürlichen Effekt erzielen, aber keine herkömmlichen Materialien verwenden. Er wollte etwas Neues! «
» Hat er Ihnen das selbst gesagt? « , fragte Elena.
» Ich sagte doch, ich habe ihn nie persönlich gesprochen « , erklärte Lyashenko. » Der Auftrag kam von Franco Citti. «
Monica warf Elena einen Blick zu. » Vom Leiter des Del Vecchio-Museums? «
» Sie hatten Kontakt zu Citti? « , fragte Elena. » Dann muss Citti doch wissen, wo Salvatore sich befindet. «
Lyashenko zuckte mit den Achseln. » Möglich. «
Elena hatte Citti bisher mehrere Nachrichten auf Band gesprochen, aber immer noch keinen Rückruf erhalten. » Was hat Citti Ihnen genau aufgetragen? «
» Das will ich Ihnen gerade zeigen. « Lyashenko zog am Eisenring die Bodenluke hoch. » Es ist noch nicht lange her, als ich die letzte Farbtube abgefüllt habe. Ich hoffe, Sie haben einen guten Magen. «
Ein süßlicher Geruch von vermodertem Fleisch drang durch die Öffnung im Boden. Monica verzog angewidert das Gesicht.
Lyashenko grinste. » Citti sagte, Del Vecchio wolle einen intensiven Farbeindruck erzielen und wünsche, dass ich aus Tierblut Ölfarben gewinne. «
» Aus Tierblut? Das geht? « , fragte Monica.
»
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