Herzgrab: Thriller (German Edition)
habe verstanden. «
Der Glatzkopf verließ den Raum. Teresa hörte seine Schritte, die langsam nach oben verschwanden.
Der Alte beugte sich über ihr Gesicht. Sie roch seine Ausdünstung, seinen Schweiß, der ihm auf der Stirn stand, und den Geruch brackigen Salzwassers. Sein Gesicht war so fahl wie ein Leichentuch in der Pathologie.
» So, meine Kleine, beiß die Zähne zusammen und sei stark. Onkel Lyashenko wird sich um dich kümmern. « Er griff zum Skalpell und schnitt tief in sie hinein.
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» Lyashenko ist ein Arzt, der … aus der DDR -Armee … entlassen … « Peters Stimme überschlug sich förmlich. Aber wegen der schlechten Verbindung war er fast nicht zu hören.
Armeearzt? Steckte er mit Viktor König unter einer Decke? In diesem Moment wurde Elena bewusst, dass sie keine Hand frei hatte. Sie verbarg immer noch ihre Glock hinter dem Rücken und presste das Handy ans Ohr. Lyashenko stand in dem engen Treppenabgang vor ihr.
» Bist du sicher? « Für einen Augenblick sah sie zur Seite. » Ich … «
Etwas Hartes traf sie am Kopf. Sie ging sofort zu Boden und verlor das Handy. Lyashenko stand über ihr, hob die Hände über den Kopf und holte erneut mit einem Eimer aus.
Im gleichen Moment brachte sie die Waffe nach vorn und schoss. Das Projektil durchschlug Lyashenkos linke Schulter und schleuderte ihn gegen die Wand. Der Schuss hallte in dem engen Treppenabgang entsetzlich laut wider und erzeugte ein schrilles Klingeln in ihren Ohren. Lyashenko ließ den Eimer fallen, der polternd die Steinquader hinunterfiel.
» Du miese, kleine, dreckige Schlampe! « , fluchte er. » Ich habe es so satt mit euch! «
Elena rappelte sich auf. » Monica? « , rief sie, erhielt jedoch keine Antwort. Ihre Stimme klang so dumpf, als wäre sie beinahe taub. Sie richtete die Glock auf Lyashenko und bedeutete ihm hinunterzugehen.
Im elektrisierenden Licht der Neonröhre, das durch die Bodenluke in den Schacht fiel, starrte Lyashenko auf Elenas Waffe. Als er sah, dass der Schlitten in der Fangvorrichtung eingerastet war, weil sie die letzte Kugel verschossen hatte, grinste er breit. Einen ehemaligen Armeearzt konnte sie nicht täuschen.
Sie wollte ihm den Lauf der Waffe ins Gesicht schlagen, mitten in die kürzlich vernähte Wunde, doch Lyashenko war schneller. Er zog eine kleine Handfeuerwaffe aus der Manteltasche und lud sie mit einer raschen Bewegung durch. Die Patrone sprang klickend in die Kammer. Im Dämmerlicht sah Elena, wie er den Lauf auf ihren Bauch richtete.
» So, und nun kommen Sie langsam runter « , befahl er, während er die freie Hand auf seine Schulter presste und Schritt für Schritt die Treppe rückwärts nach unten stieg.
Unten angekommen, etwa zwei Etagen tiefer, befand sich nur noch eine klobige Metalltür mit Sicherheitsbolzen, die in einen schmalen Raum führte, in dem eine Holzpritsche mit Lederfesseln stand. Eine Lampe hing von der Decke, und an der Wand standen einige Schränke mit Schubladen. Auf dem Boden lag Monica. Bewegungslos. Elenas Herzschlag setzte für einen Moment aus. Dieser Mistkerl hatte sie doch nicht etwa …?
» Wenn sie tot ist, dann … « , entfuhr es Elena.
» Noch lebt sie. « Lyashenko deutete mit dem Lauf der Waffe in die Kammer. » Noch! «
Elena wusste, sobald sie einmal in diesem Verlies eingesperrt war, gab es für sie kein Entkommen mehr. » Nein! «
Lyashenko richtete die Waffe auf den Boden und schoss. Das Projektil fuhr in den Stein und hinterließ ein rauchendes Loch mit Schmauchspuren. » Die nächste Kugel geht in Ihren Oberschenkel. Also los, rein da! «
Elena wartete einen Moment. Unter Lyashenkos Hand auf der linken Schulter bildete sich ein immer größer werdender Blutfleck auf dem Kittel, doch der Mistkerl wurde nicht bewusstlos. Warum fiel er nicht um? Das wäre ihre einzige Hoffnung gewesen.
» Rein! « , fuhr er sie an.
Elena ließ sich Zeit, während sie rückwärts in den Raum ging, bis sie mit dem Schuh gegen Monicas Körper stieß. Vor ihr schloss sich die Tür mit einem Quietschen. Ein Schlüssel drehte sich im Sicherheitsschloss, und mehrere Bolzen fuhren von der Tür in die Wand. Danach wurde ein Riegel vorgelegt.
Scheiße!
Rasch wandte sie sich um, beugte sich zu Monica hinunter und fühlte ihren Puls. Lyashenko hatte ihr mit dem Eimer auf den Hinterkopf geschlagen. Monicas Haare waren blutverklebt. Vielleicht hatte sie eine Gehirnerschütterung. Elena suchte den Raum ab und fand eine Decke, auf die sie Monicas Kopf bettete
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