Herzgrab: Thriller (German Edition)
und seitlich drehte, damit sie nicht erstickte, falls sie sich übergeben musste. Mehr konnte sie im Moment nicht tun.
Sie zog die Deckenlampe an dem Seilzug herunter und leuchtete damit jeden Winkel des Raums aus auf der Suche nach etwas Brauchbarem, mit dem sie sich verteidigen konnte. Doch sie hielt inne, als sie Lyashenkos aufgebrachte Stimme hörte. Sie lief zur Tür und legte das Ohr an die Belüftungsschlitze.
Er telefonierte. Leise war seine Stimme aus dem Keller zu hören, der über dieser Kammer lag.
» Ich habe die beiden im Labor eingeschlossen. «
…
» Unmöglich, eine der Schlampen hat mich verletzt. «
…
» In die Schulter geschossen. Ich weiß nicht, ob ich das allein hinbekomme. Ich brauche vielleicht einen Arzt. Sie müssen das schon selbst tun. «
…
» Wo sind Sie? Dann beeilen Sie sich! Ja gut, ich warte. «
…
» Anschließend werde ich sie … « Lyashenkos Stimme wurde leiser. Dann knallte die Bodenluke zu.
Verdammt!
Elena blieben vielleicht nur noch wenige Minuten. Ihr Handy lag draußen im Treppenschacht. Selbst wenn sie einen langen steifen Draht fände und das Telefon durch den Belüftungsschlitz zur Tür ziehen könnte, würde sie es nicht durch den Schlitz bekommen. Sie konnte nur hoffen, dass Peter herausfand, wo sie sich befand.
Sie durchsuchte sämtliche Schubladen, fand jedoch nichts, mit dem sie sich und Monica hätte verteidigen können. Lyashenko musste sich seit ihrem Anruf darauf vorbereitet haben. Er hatte sämtliche Hilfsmittel aus der Kammer entfernt und sie in die Falle gelockt. Wenigstens hatte sie das Mistschwein mit ihrer letzten Kugel verletzt.
In einer der Kommoden fand sie eine Nierenschale und einen chirurgischen Spiegel. Sie brach mit dem Handballen das Glas aus dem Metallrahmen. Ein Riss entstand, und sie löste einen länglichen Splitter aus dem Spiegel. Danach wickelte sie ein Lederband von der Holzpritsche um den Splitter. Ein mehr als dürftiges Messer, mit dem sie vielleicht nur einmal zustechen konnte, doch damit würde sie denjenigen töten, der als Nächster diesen Raum betreten wollte.
Hinter ihr begann Monica zu husten. Sie kam zu sich und rappelte sich auf. » Wo sind wir? «
» In Lyashenkos Keller. Er hat uns eingesperrt. «
» Warum? « Panik glänzte in Monicas Augen. » Wie kommen wir hier wieder raus? «
Die Frage lautete eher, ob sie überhaupt je wieder hier rauskämen.
Monica sah die Antwort in Elenas Gesicht. » So schlimm? «
Elena reichte ihr ein Lederband von der Pritsche und einen weiteren Splitter von dem Spiegel. » Wickeln Sie das so herum, damit Sie sich nicht selbst schneiden. «
» Was soll ich damit? «
Es hatte keinen Sinn, Monica zu belügen. » Ihr Leben verteidigen. «
» Aber …? «
» Still! «
Die Holzluke wurde geöffnet. Jemand stieg die Steintreppe herunter. An der Schwere der Schritte erkannte Elena, dass es nicht der alte Lyashenko sein konnte. Sie legte den Kopf schief. Es waren zwei Männer, die hintereinandergingen. Lyashenko war einer davon. Elena erkannte ihn an dem außergewöhnlichen Gang mit seiner schiefen Hüfte und dem erhöhten Absatz des Sicherheitsschuhs. Vor fünfzehn Minuten hatte sie ihm noch das Leben retten wollen – jetzt hätte sie ihm am liebsten den Schädel eingeschlagen.
Instinktiv griff sie zu dem Lampenschirm, der an einem langen Kabel mit Seilzug hing, und schleuderte die Lampe gegen die Wand. Augenblicklich zersplitterte die Glühlampe, und es wurde finster im Raum. Der Schirm schwang in der Dunkelheit herum. Vom Treppenabgang fiel nur ein Lichtfächer durch die Belüftungsschlitze in den Raum. Sie hatte noch ein paar Sekunden Zeit, damit sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten.
Der Riegel wurde weggeschoben. Der Schlüssel drehte sich im Schloss, die Bolzen fuhren aus der Wand.
Elena hielt den Atem an. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Neben sich spürte sie Monica, die den Glassplitter wie ein Messer vor sich hielt.
Die schwere Metalltür schwang quietschend auf, und die Silhouette eines großen breitschultrigen Mannes stand im Türrahmen. Deutlich war der kantige Glatzkopf zu erkennen.
» Ich habe Sie unterschätzt « , sagte er.
» Viktor « , entfuhr es Elena. Sie war nicht verwundert, den Mann hier zu treffen.
» Ich wusste, Sie machen Ärger. Ich hätte Sie gleich bei unserer ersten Begegnung töten sollen. « Seine Stimme klang ein wenig gelangweilt. » Erstaunlich, dass Sie es bis hierher geschafft haben. «
» Das ist der Mann, mit dem Vater
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