Herzgrab: Thriller (German Edition)
einer Auktion statt, aber nicht am Tag der Versteigerung. «
Bestimmt hatte Monica recht, aber irgendein Sponsor würde schon dafür gesorgt haben, dass sein Name im Zusammenhang mit diesem Pomp genannt wurde. Bisher hatte Elena die Werbeflächen einiger Banken und Versicherungen entdeckt. Wenn sie die anderen Damen in ihren Cocktailkleidern betrachtete, fühlte sie sich keinesfalls overdressed. Zum Glück hatte sie sich Tonis Hosenanzug ausgeliehen. Monica hingegen stach deutlich aus der Masse hervor in ihren Sandalen, der knallengen Jeans und dem grauen Häkelpullover, dessen Ausschnitt ihre nackte Schulter preisgab. Noch dazu war sie mit dem dunklen Teint und den rabenschwarzen Haaren der Blickfang aller Männer.
» Ich fühle mich unwohl « , raunte Monica ihr zu.
» Kein Wunder bei diesen Snobs. Kommen Sie, wir stehen das jetzt gemeinsam durch. «
Sie kamen zur Auktionskasse, hinter der drei junge Frauen an Computermonitoren saßen.
» Möchten Sie an der Auktion teilnehmen? « , fragte eine der Damen, deren Schalter gerade frei wurde.
» Nein. «
» Ja « , korrigierte Elena. Sie ignorierte Monica, die mit kaltem Gesichtsausdruck neben ihr stand.
» Sind Sie Stammkäuferin, und haben Sie ein Konto bei uns? «
Elena verneinte, worauf die junge Frau ihr ein Formular über den Tisch schob.
» Wenn Sie mir bitte einen Ausweis zeigen und das hier ausfüllen, damit ich Sie registrieren kann. «
Elena reichte der Frau ihren Führerschein und trug ihre Daten in das Blatt ein: Name, Adresse, E-Mail, Kontonummer und Unterschrift.
» Einen Moment, wir müssen Ihre Daten prüfen. «
Elena beobachtete die Dame, die auf die Tastatur hämmerte und anschließend das Formular zu den anderen auf einen ansehnlichen Stapel legte. Demnach war die Auktion gut besucht und das Interesse, Geld loszuwerden, entsprechend groß. Gut für Monica! Elena fragte sich, wie sie am schnellsten an die Namen in diesem Stapel rankommen würde.
» Vielen Dank, hier ist Ihre Bieternummer. « Die Frau schob eine weiße Plastikkarte mit der Nummer 64 über den Tisch. » Und hier ist der Katalog. Wir haben dreißig Exponate zur Auswahl und anschließend einen Del Vecchio in einer Sonderauktion. «
Anschließend? Das bedeutete, sie musste sich dreißig langweilige Verkäufe ansehen, bevor es interessant wurde!
» Danke. « Elena nahm Katalog und Bieternummer, hakte sich bei Monica unter und ging mit ihr die Treppe hoch.
Der Auktionssaal bot Platz für etwa siebzig Personen. Der Raum füllte sich rasch. Trotzdem standen noch zahlreiche Interessenten neben den Sesselreihen an der Fensterfront, und einige warteten mit Sektgläsern vor dem Eingang.
Elena und Monica setzten sich an den Rand der vorletzten Reihe. Von hier würden sie einen guten Überblick über den Verlauf der Veranstaltung haben. Elena schlug die Beine übereinander und öffnete den Katalog. Laut Impressum war die Broschüre der heutigen Auktion vor drei Monaten gedruckt, aber vor zwei Wochen um ein Blatt ergänzt worden. Die ersten Exponate waren ihr völlig unbekannt, doch die letzten drei stammten von Künstlern, deren Namen sie zumindest schon einmal gehört hatte. Ein Pop-Art-Gemälde von Oldenburg und zwei ziemlich hässliche Skulpturen von Paolozzi. Die Besichtigungstermine der Ausstellungsstücke hatten in den vorangegangenen Wochen im ersten Stock des Gebäudes stattgefunden.
Die Frage, ob Monica aufgeregt war, erübrigte sich. Ihr Blick ging ständig hin und her, und zwischendurch kaute sie auf der Unterlippe.
Elena versuchte, sie abzulenken. » Sehen Sie doch. «
Auf der letzten Seite, die nachträglich in den Katalog geheftet worden war, wurde Salvatore Del Vecchios Gemälde angekündigt.
» Beeindruckend, nicht wahr? « , fragte Elena.
Die Abbildung war eine halbe Seite groß und zeigte das Por tr ät einer bildhübschen Frau mit langen Wimpern, perfekt geschwungenen Lippen und großen katzenförmigen Augen. Die Frau trug ein cremefarbenes schulterfreies Kleid, das perfekt zu ihrem Teint und den langen schwarzen Haaren passte, die ihr über die Schulter fielen. Das Gemälde trug den Titel Isabellas Antlitz , aber Elena hätte auch ohne Titel erraten, um wen es sich bei dieser Frau handelte. Monica war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.
Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie Monica das Bild lange Zeit wortlos betrachtete.
Unglaublich, dachte Elena. Monica hatte ihr erzählt, dass ihre Mutter in einem Waisenhaus in Siena aufgewachsen sei, in
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