Herzklopfen - Down Under (German Edition)
Detektivin abgeben.
Nele fühlte ein hysterisches Kichern aufsteigen. Es war fast wie bei einem Verhör. Mit einem Aufseufzen ließ sie sich auf einen Stuhl fallen. »Du hast recht«, gab sie zu. »Ich war surfen.« Schließlich war es ja nicht verboten, surfen zu gehen, oder?
»Mit …«
»Jake«, vervollständigte Nele ihren Satz.
Taras Mund klappte zu. Mit zusammengepressten Lippen begann sie, die Orangenschale zu zerpflücken.
»Du wusstest, dass er mich um eine Verabredung gebeten hatte.«
»Aber surfen! Mit diesem … Ehrlich, Nele.«
»Wieso nicht? Schließlich bist du doch auch mit ihm zum Strand gegangen und ihr seid …«, sie suchte nach einem passenden Wort, »befreundet.«
Taras Augen verengten sich. »Befreundet waren wir einmal. Ich kenne ihn. Von früher.«
»Das sagtest du schon einmal.«
»Ebenso wie ich dir gesagt habe, dass er ein Charmeur und Frauenheld ist.«
Nele starrte auf die Plastiktischdecke. Mit dem Zeigefinger zeichnete sie das hellgrüne Blumenmuster nach. Sie hob den Kopf und sah Tara direkt in die Augen. »Deshalb soll ich mit ihm nicht ausgehen?«
Tara hob bedeutungsvoll eine dunkle Augenbraue.
»Er hat mir angeboten, mir das Surfen beizubringen. Er ist freundlich und höflich. Ich bin gern mit ihm zusammen. Das ist alles.«
»Ich will nicht, dass du verletzt wirst«, beharrte Tara.
»Erzähl mir was Neues.« Nele leerte ihr Glas, schob den Stuhl zurück und stand auf.
»Nele.« Tara sah sie eindringlich an. »Hast du etwa vergessen, dass er sagte, dass du ihn an seine …«
»… Cousine erinnerst?«, ergänzte Nele kalt. »Ich weiß.« Wie eine Cousine hatte er sie aber nicht behandelt. Sie erinnerte sich sehr gut an die prickelnden Momente, in denen es zum Beinahe-Kuss gekommen wäre. Es hatte eindeutig zwischen ihnen geknistert. Funken hatten gesprüht. »Lass mich einfach in Ruhe, Tara. Ich weiß schon, was ich tue.« Ihr war klar, dass sie unfreundlich klang. Aber Tara machte sie wütend. Warum musste sie sich immer einmischen?
»Wie du meinst.« Tara reckte das Kinn. Ihre langen Fingernägel trommelten auf den Tisch. »Aber komm dich hinterher nicht bei mir ausheulen. Ich habe dich gewarnt.«
»Keine Sorge.«
Sie taxierten einander. Die unausgesprochene Frage schwebte in der Luft.
»Ich weiß, was du wissen willst, Tara. Keine Ahnung, ob wir uns noch einmal treffen. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.« Nele ging zur Spüle. Sie stellte ihr Glas ab und war nicht überrascht, dass ihr plötzlich Kälte den Rücken emporkroch. Sie reckte ebenfalls das Kinn. Tara konnte sie mal gernhaben. Hoch erhobenen Kopfes verließ sie die Küche.
Kapitel 13
Tage der Sehnsucht
F rustriert stützte Nele den Kopf in die Hände. Warum hatte sie sich nur freiwillig gemeldet? Sie liebte es, Gedichte auswendig zu lernen und vorzutragen, aber in Englisch?
Sie schloss die Lider, blendete die Nebengeräusche der anderen in der kleinen Bibliothek aus und konzentrierte sich. Oh happy wind, thou that in her warm hair mayst rest and play. Could I but … Sie brach ab. Klassischer Fall von Selbstüberschätzung, dachte sie ernüchtert. Sie war so high von dem Tag am Strand mit Jake gewesen, dass sie, ganz entgegen ihrer Gewohnheit, sich in der Literaturstunde bereit erklärt hatte, ein Gedicht für den nächsten Tag vorzubereiten. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie hob den Blick von ihrem Buch.
Chris sah grinsend auf sie herab. »Was zum Teufel hast du vor?«
Nele zog eine Grimasse. »Christopher Brennan. Ich muss das Gedicht auswendig lernen.«
»Wer in aller Welt ist Christopher Brennan?«
»Du kennst einen eurer bedeutendsten Dichter nicht?«
»Mit Dichten hatte ich noch nie was am Hut. Bist wohl in Miss Larkins Poesie Kurs, was?«
»Ich schreibe auch selbst.« Warum erzählte sie ihm das?
Chris zog sich einen Stuhl heran. »Hör zu, ich wollte …«
»Pst!« Zwei Schüler, die schräg gegenüber auf ihren Laptops herumhämmerten, warfen ihnen erboste Blicke zu.
Chris rollte mit den Augen. »Elende Streber.« Mit dem Kinn deutete er auf Neles Unterlagen. »Brauchst du noch lange? Die Sonne scheint, und wir könnten es uns irgendwo draußen gemütlich machen.«
»Ich weiß nicht.« Hinter Neles Stirn arbeitete es fieberhaft. Was wollte Chris von ihr? War es klug, sich mit ihm sehen zu lassen?
»Komm schon. Das Wetter ist viel zu schön, um sich hier drin zu verkriechen. Außerdem will ich dich etwas fragen.«
»Na gut.« Zögerlich
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