Herzklopfen - Down Under (German Edition)
klappte Nele ihr Buch zu.
Sie folgte Chris durch die lichtdurchfluteten Flure des Campus. Sie hegte ihm gegenüber gemischte Gefühle. Einerseits freute sie sich, ihn wiederzusehen. Andererseits wollte sie auch nicht, dass Jake sie mit ihm ertappte und falsche Schlüsse daraus zog.
Die Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel. Der Sommer schien sich standhaft zu weigern, Abschied zu nehmen.
»Wie wär’s dort drüben?« Nele deutete auf eine Bank unter einem ausladenden Blaugummibaum, der über und über mit cremefarbenen Blüten übersät war. Wie befürchtet hatte sie von ihrem Ausflug am Strand einen deftigen Sonnenbrand davongetragen. Die Haut fing an, sich in kleinen Fetzen zu lösen. Gut, dass ihre Mutter das nicht sah. Sie hatte Nele vor dem Abflug eindringlich vor der starken Sonneneinstrahlung auf dem roten Kontinent gewarnt.
»Du bist ziemlich braun geworden. Steht dir gut«, meinte Chris, als sie nebeneinander auf der Bank Platz genommen hatten.
Rotbraun träfe es wohl eher. »Danke.« Ganz cool bleiben, Nele. Sie räusperte sich. Seine Gegenwart machte sie nervös. Wenn es Jake nicht gäbe – nein, mit einer imaginären Handbewegung fegte sie diesen Gedanken beiseite. »Was war es, was du mich fragen wolltest?«
Chris lehnte sich lässig zurück, streckte seine langen Beine aus, die heute in kurzen Sweathosen steckten. Seine muskulösen Waden waren dunkel behaart. »Ich möchte mit dir ausgehen.«
Er wollte was ? Nele brauchte ein bisschen Zeit, um sich eine Antwort zurechtzulegen.
Plötzlich stand Sandy vor ihr, eine Freundin im Schlepptau. Es war die Rothaarige, die sie bei der Probe für das Musical bereits gesehen hatte. Feindselig fixierten sie Nele.
»Bild dir nur nichts ein, bloß weil er mit dir surfen war«, zischte Sandy. »Hast du etwa gedacht, du könntest Jake mit deinem Bauerncharme bezirzen?« Sie stieß ein kleines fieses Lachen aus. »Jake steht nicht auf kleine Mädels in gestreiften Badeanzügen.«
Nele lief rot an. Woher wusste Sandy das schon wieder? Siedend heiß fielen ihr die jungen Leute ein, die sie und Jake die ganze Zeit am Strand beobachtet hatten. Bestimmt war eine unter ihnen mit Sandy befreundet und hatte ihr brühwarm von der Verabredung erzählt.
»Wahrscheinlich hat ihn lediglich Mitleid dazu getrieben, sich mit dir abzugeben«, stänkerte Sandy weiter. »Jake ist eben einfach zu nett.«
Ihre Freundin grinste dümmlich.
Jetzt reichte es. Nele musterte die beiden kalt. »Du hast recht«, gab sie zurück. »Jake ist nett.« Sie lächelte zuckersüß. »Deshalb hat er dir bisher auch nicht gestanden, wie sehr du ihn mit deiner Anhänglichkeit nervst.«
Sandy sog scharf die Luft ein. Tödliche Stille folgte. Dem Rotschopf fielen fast die Augen aus dem Kopf. Auch Chris verharrte regungslos. Nele hatte sich weit aus dem Fenster gelehnt, aber Sandy hatte sie furchtbar provoziert. Und das nicht zum ersten Mal.
Sandy befeuchtete ihre Lippen. »Du elendes Miststück. Was glaubst du eigentlich, wer du bist?« Sie spie die Worte aus. Ihre Brust hob und senkte sich unter dem blütenweißen Poloshirt, während sie zitternd ausatmete. »Du …«
»Komm.« Ihre Freundin zog sie am Ärmel. »Die ist es doch nicht wert, dass du dich aufregst. Lass uns abhauen.«
Ungehalten schüttelte Sandy ihre Hand ab. Eiskalt musterte sie Nele. »Weißt du was, Behrmann? Leck mich. Leck mich einfach.« Mit diesen Worten drehte sie sich um und stürmte davon. Ihre Freundin hatte Mühe, Schritt zu halten.
»Cool! Der hast du’s gegeben.« Chris blickte den beiden nach. »Ich hab nicht geahnt, dass du so schlagfertig sein kannst.« Vor Vergnügen breit grinsend schlug er sich auf den Schenkel. »Wie du die Alte fertiggemacht hast. Respekt!«
Neles Herz klopfte ungestüm gegen ihre Rippen. Erst allmählich dämmerte es ihr, dass sie Sandy soeben den Krieg erklärt hatte. Das würde sie nicht auf sich sitzen lassen. Sie seufzte leise. Außerdem war da noch Chris. Der noch immer auf ihre Antwort wartete. »Wegen deiner Frage von vorhin«, begann sie zögerlich. »Es ist im Moment vielleicht keine gute Idee, miteinander auszugehen.«
»Weil …?« Sein heiteres Grinsen erlosch abrupt.
»Ich bin gerade … da gibt es …« Oh, verdammt, was sollte sie ihm sagen? Sie war sich ja selbst nicht sicher, ob aus Jake und ihr etwas werden würde. Sie wollte sich jedoch diese Chance, und sei sie noch so klein, nicht vermasseln.
»Es ist wegen Stevens, richtig?« Es war mehr eine
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