Herzklopfen - Down Under (German Edition)
Gesprächsthema Nummer eins an der Victor Harbor High.
Sandy strafte Jake mit tödlicher Nichtachtung, was dieser mit einer gewissen Zufriedenheit quittierte, war er doch froh, dass sie ihm nicht mehr nachstellte, wie er Nele erzählt hatte. Endlich schien sie kapiert zu haben, dass sie bei ihm keine Chance mehr hatte. Nele bekam ihren Frust und ihre Wut darüber allerdings deutlich zu spüren. Wann immer sie Sandy über den Weg lief, stand die Blondine tuschelnd mit ihren Freundinnen zusammen. Ihre verächtlichen Blicke ließen keinen Zweifel daran, dass sie über sie lästerten.
»Du wirst sehen«, zischte Sandy ihr einmal im Vorübergehen zu, »dass du nur ein kurzweiliger Zeitvertreib für Jake bist. Der Reiz des Neuen. Bald wird er dich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel.« Mit einer Handbewegung beförderte sie ihre blonde Mähne über die Schulter. »Du wirst sehr bald merken, dass ich recht habe.«
Ihre Freundinnen grinsten schadenfroh, die eine oder andere gehässige Bemerkung fiel.
Nele verzog keine Miene. Sie versuchte, Sandys Feindseligkeit mit gespieltem Gleichmut zu begegnen. Jakes Exfreundin hatte jedoch unbewusst einen Nerv getroffen. Nele fragte sich im Stillen, was Jake eigentlich für sie empfand.
War sie für ihn tatsächlich nur eine nette Abwechslung, wie Sandy behauptete? Ein harmloser Flirt?
*
Jake drückte noch einmal auf die Klingel. Gordon Henleys blauer Station Wagon stand nicht in der Einfahrt. Vielleicht hätte er doch besser vorher angerufen, um zu hören, ob Nele überhaupt zu Hause war. Schade, er hatte sich darauf gefreut, sie zu überraschen. Er wollte sich gerade umdrehen und gehen, da hörte er, wie sich der Türknauf quietschend bewegte.
»Was machst du denn hier? Waren wir verabredet?«
Volltreffer. Neles Gesichtsausdruck war eine gelungene Mischung aus Erstaunen und Entzücken. Sie war barfuß, trug ein himmelblaues T-Shirt und Jeansshorts und sah einfach zum Anbeißen aus. Jakes Herz machte einen freudigen Satz. »Das ist mir ja eine Begrüßung. Ich dachte, du fällst mir vor Freude um den Hals, wenn ich unerwartet auftauche.«
Sie erwiderte sein Lächeln. Dann entdeckte sie den Helm in seiner Hand. Sie öffnete die Fliegengittertür, trat nach draußen und spähte um die Ecke. »Was ist das?«
»Mein Bike.« Er grinste.
»Du fährst Motorrad?«
»So sieht’s aus.«
»Oh.« Eine kleine Falte erschien zwischen ihren Brauen, während sie das schwarz glänzende Gefährt argwöhnisch musterte.
»Eine Suzuki Boulevard C 50. Hab sie ein bisschen frisiert und umgebaut. Coole Maschine, oder?« Jake betrachtete sein Schätzchen liebevoll und nicht ohne Stolz. »Ich hatte gehofft, dich entführen zu können. Wie wär’s? Wollen wir ein paar Runden drehen?«
»Ich habe keinen Helm.«
»Kein Problem. Ich hab einen Zweiten dabei.« Er machte eine Bewegung mit dem Kinn Richtung Motorrad.
»Hm.« Sie schien nicht gerade begeistert.
»Komm schon. Gib dir einen Ruck.« Wenn sie erst einmal auf der Maschine saß und den Wind um ihre Nase wehen spürte, würde es ihr gefallen. »Oder hast du keine Zeit? Habt ihr andere Pläne?«
Sie schüttelte den Kopf. »Gordon und Shirley sind früh nach Tanunda aufgebrochen, Gordons Schwester zu besuchen. Und Tara übernachtet heute bei Ally. Ich bin allein.«
»Darf ich reinkommen?«
Sie zögerte kurz, dann trat sie beiseite, um ihn vorbeizulassen.
»Ich wollte schon immer mal dein Zimmer sehen.« Er trabte hinter ihr durch den Flur, ein aufgeregtes Flattern in seinem Bauch. Unter seinen Turnschuhen ächzten die alten Dielen.
»Hier ist es. Das ist mein Reich.« Nele öffnete die Tür zu einem hellen, kleinen Raum, den Jake als das ehemalige Gästezimmer identifizierte. Als Erstes fiel ihm das neue Kingsize Bett auf, das Shirley mit einem farbenfrohen Quilt versehen hatte, und die hübschen, bunten Kissen.
»Wow! Nett hast du’s hier.« Unbekümmert ließ er sich auf das Bett sinken, klopfte einladend auf die Decke neben sich.
»Jake, meine Gasteltern sehen es nicht gern, wenn ich …«
»Sie sind doch nicht da, oder?« Er zwinkerte ihr zu. Neles scheue Art war einfach bezaubernd. Erfrischend. Dabei sah sie verdammt verführerisch aus, wie sie ein wenig hilflos vor ihm stand. Das lange Haar, vom hereinfallenden Sonnenlicht erhellt, fiel wie ein seidiger Vorhang über ihre Schultern. Unter dem locker sitzenden T-Shirt verbargen sich verlockende Kurven, wie er inzwischen wusste. Ihre Shorts waren gerade kurz genug
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