Herzklopfen - Down Under (German Edition)
Handrücken wischte sie ein paar Tränen von der Wange. »Sandy hatte recht. Natürlich war ich für ihn nur ein Abenteuer, ein kleiner Flirt. Ein Typ wie Jake interessiert sich doch nicht ernsthaft für jemanden wie mich!« Sie musterte ihre Fingernägel. »Er wollte mit mir schlafen, aber ich habe ihm gesagt, dass ich noch Zeit brauche. Ich wollte mir erst sicher sein, dass er das Gleiche für mich empfindet wie ich für ihn … Ich wollte doch nur noch ein bisschen warten.« Sie sah Emma an. »Hat er mich deswegen abserviert?«
Emma vollführte eine bedauernde Geste mit der Hand. »Ich weiß es nicht. So gut kenne ich ihn nicht.«
»Ach Em. Am liebsten würde ich nach Hause zurück. Auf der Stelle.«
Emma setzte sich neben sie und drückte sie an sich. »Doch nicht wegen eines Kerls!«
»O Emma, was soll ich nur tun?«
»Ich bin auch ratlos«, entgegnete Emma achselzuckend. »Ich finde das Ganze ziemlich merkwürdig. Soll ich mal mit ihm reden?«
»Mit Jake? Auf keinen Fall.« Vehement schüttelte sie den Kopf. »Am Ende denkt er noch, ich hätte dich geschickt. Das wäre mir furchtbar peinlich.« Sie holte zitternd Luft. »Das, was er sagte, war deutlich genug, Emma. Ich werde nicht um seine Liebe betteln.«
Liebe Johanna,
es ist aus. Jake hat mit mir Schluss gemacht und ich möchte sterben. Ich weiß, das klingt ziemlich theatralisch, aber am liebsten würde ich meine Sachen packen und sofort nach Hause fahren. Keine Ahnung, was passiert ist, warum er mich wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen hat. Vielleicht, weil er von mir nicht bekommen hat, was er wollte. Aber du kennst mich, ich hüpfe nun mal nicht so schnell mit jedem ins Bett. Wir waren doch noch gar nicht so lang zusammen. Und nach der Geschichte mit Tom bin ich eben vorsichtig. Ich wollte nicht wieder verletzt werden! Ich wollte mir sicher sein, dass er der Richtige ist. Anscheinend hab ich mich schwer in ihm getäuscht. Nicht einmal reden möchte er mit mir. Er geht mir aus dem Weg. Ein paar Mal hab ich versucht, ihn anzurufen. Entweder geht er nicht ans Telefon oder seine Mutter verleugnet ihn. In der Schule tut er so, als kennt er mich nicht. Niemand kann mir helfen. Obwohl alle lieb zu mir sind, fühle ich mich schrecklich einsam, so verlassen. Wenn du nur hier wärst! Ich kann nicht mehr. Ich bin so traurig und verzweifelt wie noch nie zuvor.
Nele
Emma kam vorbei, um sie auf eine spontane Party zu schleppen, die bei einem Bekannten in ihrer Nachbarschaft stattfand.
»Du brauchst ein wenig Ablenkung. Alles, was dich von den Gedanken an Jake abbringt, ist gut«, meinte sie. »Und ich bin fest entschlossen, ein Nein nicht gelten zu lassen. Also, komm.«
Nele, die sich hundeelend fühlte und am liebsten ihr Bett nie wieder verlassen hätte, willigte zögerlich ein. Auch Tara schloss sich ihnen an. Sie hatte sich tief betroffen gezeigt, als sie von Neles Kummer erfuhr.
»Es tut mir so leid«, hatte sie in ihr Haar gemurmelt, während sie Nele umarmte. »Ich habe geahnt, dass er dich verletzt.«
Auf der Party trieben sich allerlei dubiose Gestalten herum. Es schien niemanden zu kümmern, dass Emma Tara und Nele mitbrachte, zumal es sowieso unklar war, wer überhaupt zu den geladenen Gästen gehörte und wer nicht. Die Musik war extrem laut, das hektisch flackernde Licht und die Schminke der jungen Frauen grell. In dunklen Ecken flossen reichlich Bier und Schnaps. Nele war es egal, was um sie herum geschah, und mit wem sie zusammen war. Wie betäubt ließ sie sich durch die tanzende, grölende Menschenmenge treiben, plauderte hier und da belang- und bedeutungslose Worte.
Ein düsterer Zeitgenosse hielt ihr eine Dose Coopers unter die Nase. »Trink, Kleine, siehst aus, als könntest du es gebrauchen.« Er entblößte eine Reihe unregelmäßiger Zähne, die seit geraumer Zeit keine Zahnarztpraxis von innen gesehen haben dürften.
Ohne zu zögern, nahm sie das Bier entgegen, auch ein zweites und drittes, und zum ersten Mal in ihrem Leben betrank sie sich. Sie folgte dem Kerl hinaus auf die Veranda, wo er sie in freudiger Erwartung sabbernd auf die schmuddligen Polster einer Hollywoodschaukel drückte. Zu ihrem eigenen Erstaunen störte sie es nicht, dass der Fremde an ihrem Hals knabberte und feuchtwarme Küsse auf ihre Lippen drückte. Ihr war, als stünde sie außerhalb ihres Körpers und würde das Geschehen aus einigen Metern Entfernung als unbeteiligte Beobachterin verfolgen. Fast fand sie so etwas wie Trost in
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