Herzklopfen - Down Under (German Edition)
oder Blaubeerjoghurteiscreme holen soll. Ich hab plötzlich eine Riesenlust auf Eis.« Sie stand auf und streckte sich. »Und? Alles in Ordnung zu Hause?«
Nele lächelte. »Stell dir vor, meine Eltern haben sich dazu entschlossen, mich in den Sommerferien – den deutschen Sommerferien – zu besuchen. Sie waren so aufgeregt, dass sie mir die Neuigkeit sofort mitteilen wollten. Sie möchten deine Familie gern persönlich kennenlernen, meine Schule und die Stadt sehen.« Verzückt biss sie sich auf die Unterlippe. »Ich kann es nicht erwarten, ihnen Jake vorzustellen.«
»Wie schön«, meinte Tara. Sie fühlte kribbelnde Aufregung in sich hochsteigen und den unbändigen Drang zu lachen. Sie hatte tatsächlich auf einmal einen mordsmäßigen Appetit auf etwas zum Naschen.
»Bringst du mir Schokolade-Erdnuss mit?«, rief Nele ihr hinterher. »Ich könnte jetzt auch etwas Süßes vertragen.«
»Mach ich!« Sie konnte sich ein kleines zufriedenes Lächeln nicht verkneifen, als sie durch den Korridor in die Küche zum Eisschrank lief. Die Sache zwischen Jake Stevens und Nele Behrmann war so gut wie Geschichte.
*
Hatte er sie nicht gehört? »Jake? Warte!«
Unbeirrt setzte er seinen Weg fort.
Warum blieb er nicht stehen, sondern hastete weiter, als sei ihm der unheimliche Hulk auf den Fersen?
»Jake?« Nächster Versuch. »Bleib doch bitte mal stehen!«
Keine Reaktion.
Nele fing an zu rennen. Sie erwischte ihn am Ärmel seines T-Shirts und hielt ihn fest. Atemlos blieb sie vor ihm stehen. Sie erschrak über seinen Gesichtsausdruck. Er musterte sie kalt. Ein harter Zug lag um seinen Mund. Wo war das schräge, warme Lächeln, das Aufblitzen seiner Augen, mit dem er sie sonst bedachte, wenn er sie sah? »Hast du mich nicht rufen hören?« Während sie sich mit der einen Hand an ihn klammerte, legte sie die andere in ihre Hüfte.
»Was willst du?« Der harte Klang seiner Stimme sandte eiskalte, prickelnde Schauder über ihren Rücken. Irgendetwas Schreckliches passierte gerade, irgendetwas stimmte nicht mit Jake.
Sie studierte sein Gesicht. »Was ist los mit dir?«
Er verzog die Lippen zu einer schmalen Linie. »Du fragst, was mit mir ist?« Seine Augen glitzerten gefährlich, verengten sich zu Schlitzen. »Offensichtlich habe ich dich falsch eingeschätzt. Wie konntest du so etwas tun? Ich verstehe dich nicht. Es muss daran liegen, dass du von einem anderen Kontinent stammst.«
Nele öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch es kam nur ein Krächzen heraus. Was faselte Jake für einen Unsinn? Was hatte sie getan? Sie war sich keiner Schuld bewusst. Fassungslos starrte sie ihn an. »Ich weiß nicht …«
»Ich auch nicht«, unterbrach er sie harsch. »Du hast völlig recht: Es ist besser, wir gehen getrennte Wege.« Grob riss er sich von ihr los.
»Wie meinst du das?« Nele schluckte. Eine kalte, brutale Klaue krallte sich schmerzhaft in ihr Herz. »Lass uns reden, bitte!« Sie streckte eine zitternde Hand nach ihm aus, doch mit einem angewiderten Gesichtsausdruck wich er zurück.
»Mach’s gut, Nele.« Ein letzter Blick, vorwurfsvoll und verächtlich zugleich, dann ließ er sie stehen.
Nele blieb mit hängenden Armen zurück. Tränen kullerten ihr über die Wangen. Sie fühlte sich wie gelähmt. Alles um sie herum begann sich zu drehen. Warum hatte Jake mit ihr Schluss gemacht? Was warf er ihr vor? Sie kam sich vor wie im falschen Film. Irgendetwas war faul an der ganzen Sache. Vorgestern war noch alles in Ordnung gewesen. Sie hatten sich nachmittags in Maggies Coffeeshop getroffen und über die bevorstehende Strandfete gesprochen. Nichts, aber auch nichts hatte darauf hingedeutet, dass Jake plante, mit ihr zu brechen. Was war geschehen? Sollte alles vorbei sein? Einfach so? Nicht einmal reden wollte er mit ihr – sie verstand die Welt nicht mehr.
Hatte ihm jemand erzählt, dass sie einen Nachmittag mit Chris Hunt verbracht hatte? War das das Problem? Sie musste mit ihm sprechen. Sie konnte ihn nicht so einfach gehen lassen. Erneut rannte sie hinter ihm her, mobilisierte noch einmal ihre Kräfte. Kurz vor dem Schultor holte sie ihn ein.
»Jake, Jake«, keuchte sie. »Bitte, ich muss unbedingt …«
Er wandte sich um, und der Blick, mit dem er sie betrachtete, ließ das Blut in ihren Adern gefrieren. Da war keine Wärme, nicht der kleinste Hinweis auf irgendein Gefühl.
Sie begann zu frösteln. »Ist es, weil ich mit Chris spazieren gegangen bin? Nimmst du mir das übel?«
Für den
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