Herzklopfen - Down Under (German Edition)
abserviert worden war …
O ja, sie hatte es faustdick hinter den Ohren. Sie war nicht das scheue, warmherzige Mädchen, das er in ihr gesehen hatte. Gespielt hatte sie mit ihm! Eine Wette abgeschlossen. Er fand es zum Kotzen. Am meisten ärgerte ihn, dass er darauf hereingefallen war. Ihn hatten Gewissensbisse gequält, weil er in ihrer Beziehung nur eine harmlose Romanze gesehen hatte. Er hatte sich Sorgen gemacht, dass sie damit vielleicht nicht zurechtkam. Verdammt! Dabei war er das Spielzeug für sie gewesen, sie hatte ihn nur testen wollen … Mann, sie war eine höllisch gute Schauspielerin. Hatte er nicht von Anfang an geahnt, dass es nur Verwicklungen geben würde, wenn er sich auf ein Techtelmechtel mit ihr einlassen würde? Warum hatte er nicht auf seine innere Stimme gehört und war seinem Instinkt gefolgt? Warum hatte er nicht die Finger von ihr gelassen?
Einen lauten Fluch ausstoßend ließ er seine Faust auf den Waschbeckenrand sausen. Fast genoss er den stechenden Schmerz, der von seinem Handballen bis hinauf zum Ellenbogen zuckte. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, er vermisste Nele. Vermisste ihr helles Lachen. Ihren Apfelshampooduft und ihre sanften Hände, die ihn so zärtlich – Nein! Rasch fegte er die quälenden Erinnerungen beiseite. Verbannte sie in den hintersten, abgelegensten Winkel seines Hirns. Besser die Sache war beendet, hier und jetzt.
Seine Augen verdüsterten sich, als er seinem Blick im Spiegel begegnete. Er ließ kaltes Wasser in den Zahnputzbecher laufen, spülte und spuckte geräuschvoll aus. Vergiss sie, befahl er sich. Sie ist es nicht wert. Die kurze Zeit mit ihr war amüsant gewesen, aber das war Geschichte. Aus und vorbei.
Warum nur fühlte es sich an, als läge ein tonnenschwerer Stein in seiner Brust?
»Bugger!« Zornig knallte er den Becher auf die Glasablage. Sie protestierte mit einem grellen Klirren. Jake zwang seine Gedanken in eine andere Richtung. Tara Henley. Ihr spontaner Anruf heute Morgen hatte ihn überrascht. Sicher, sie waren einmal gut miteinander befreundet gewesen, fast wie Geschwister waren sie nebeneinander in der O’Leary Street aufgewachsen, aber das war lange her und vorbei. Schon lange hatten sie den Kontakt verloren. Es war nett gewesen, mit Tara wieder etwas zu unternehmen, und über die alten Zeiten zu plaudern. Trotzdem hatte er nicht darauf gebrannt, die alte Freundschaft zu erneuern. Andererseits – warum eigentlich nicht?
Tara war die Gefährtin seiner Kinderzeit. Sie war in Ordnung. Wenn er jetzt so darüber nachdachte, sie war verdammt hübsch. Warum war ihm das bisher nicht aufgefallen? Grimmig lächelte er seinem Spiegelbild zu und griff nach seinem moosgrünen Handtuch. Er schloss die Augen, als er sein Gesicht in dem flauschigen, nach Weichspüler duftenden Frottee vergrub.
*
Die tiefen Bässe dröhnten weit durch die Straßen. Das Echo der dumpfen Schläge hämmerte in Neles Brust. Sie und Emma hatten mit Bonnie vereinbart, sich am Festzelt zu treffen.
Tara hatte auf Neles Frage, ob sie sie auf die Party begleiten wollte, ausweichend geantwortet. »Ich weiß noch nicht. Geht ihr ruhig vor. Vielleicht komme ich später mit Ally nach«, hatte sie abwesend erklärt und weiter in einer Zeitschrift geblättert.
Gelächter, Stimmengewirr und Musikklänge wehten durch die laue Nacht, als sie sich dem Strand näherten. Zwischen den hohen, schlanken Norfolktannen funkelten bunte Lämpchen in Lampions. Sanft schaukelten sie im Wind. Das Meer glitzerte geheimnisvoll im kalten Silberlicht des Mondes. Unter einem riesigen Zelt rockten die Crazy Sheilas , eine Gruppe junger Frauen in Lederkluft, die eigens aus Adelaide angereist waren und House Musik vom Allerfeinsten ablieferten.
Nele starrte die vielen, meist jungen Leute an, die sich auf einer aus Holzbrettern zusammengezimmerten Tanzfläche lässig zur Musik bewegten. Was machte sie hier eigentlich? Sie fühlte sich fehl am Platz. Ihr war nicht nach Feiern zumute. Sie wollte Jake nicht sehen. Gott sei Dank war es ihr gelungen, ihm in der Schule aus dem Weg zu gehen. Wenn er sie mied, wollte sie mit ihm auch nichts mehr zu tun haben. Jetzt aber befürchtete sie, ihm auf dem Fest zu begegnen. Wie sollte sie reagieren? Ihm die kalte Schulter zeigen, ihn ignorieren, oder durch bitterböse Blicke kundtun, was sie von ihm hielt? Ein Teil von ihr wollte sich an seine Brust werfen und ihn festhalten … Eine Menge widersprüchlicher Gefühle tobten in ihrem Inneren. In
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