Herzkurven
Bücher machen musste oder wenn etwas wie Patricks Tod ihn dazu zwang, mit einem Flugzeug ans andere Ende der Welt zu fliegen.
Aber als Ross durch die Tür trat und Glamour mit sich brachte wie eine Art hochwertiges Aphrodisiakum, wusste Danny, dass sie verloren war. Er war glatt rasiert, hatte klare Augen und trug einen schicken dunklen Anzug, ein nur zu zwei Dritteln zugeknöpftes Hemd und eine Fliegersonnenbrille. Er lächelte und wirkte verwegen und gefährlich. Der Serienkiller war nirgends zu entdecken. Und direkt hier im Flur, vor den Kindern, wollte Danny sich ihm an den Hals werfen.
Stattdessen beobachtete sie, wie Ross sein Gepäck und die Duty-free-Tüten auf die Bodendielen fallen ließ und Mia in seine Arme riss. »Autsch!« Sie kicherte. »Onkel Ross! Du drückst mich zu fest!«
Ross schnappte sich Matt und zog ihn in eine Umarmung. Er rieb eine Hand über Matts kurze Haare und erklärte ihm: »Coole Frisur, Matt! Sieht böse aus.« Matt duckte sich grinsend weg. Über den Köpfen der Kinder trafen sich Ross’ und Dannys Blicke.
Ich habe dich vermisst.
Ich bin so glücklich, dass du wieder da bist.
Ross wollte sie an seine Brust ziehen und küssen, bis ihr schwindlig war. Sie trug den blauen Rock, den er so mochte. Ross versuchte, nicht zu viel hineinzuinterpretieren; er hatte Danny dabei zugesehen, wie sie sich am Morgen anzog, als er in ihrem Bett geschlafen hatte, und gesehen, wie sie Kleidungsstücke aus dem Schrank zog, ohne sich darum zu kümmern, ob sie zusammenpassten. Trotzdem war es ungewöhnlich, dass sie dazu auch noch ihre blauen Ballerinas trug und ihr Haar sich nicht mit der Kleidung biss.
»Also«, sagte Ross gedehnt, »wenn das mal nicht Tante Danny ist!«
Es war, als wäre ein Schalter umgelegt worden, der plötzlich jegliche Feuchtigkeit aus ihrem Mund verschwinden ließ. Danny leckte sich die Lippen. »Von wegen Tante Danny! Weißt du eigentlich, was für Ärger ich seit deinem kleinen Fernsehauftritt hier hatte?«
Er betrachtete sie über Mias Kopf hinweg, und seine Augen blitzten. »Was habe ich getan?«
Danny starrte ihn böse an. »Du weißt genau, was du getan hast!«
Mia griff nach Ross’ Kinn und drehte seinen Kopf zu ihr. »Du hast Tante Danny berühmt gemacht, Onkel Ross.«
Er keuchte spöttisch auf. »Habe ich das?«
Danny zog ein finsteres Gesicht. »Seitdem du ›Hi, Danny!‹ gesagt hast, rufen zu allen Uhrzeiten Journalisten an und möchten mich interviewen, und die Fotografen vor dem Haus haben sich explosionsartig vermehrt. Jedes Mal, wenn ich aus dem Fenster schaue, ist da einer mehr.«
Nachdem er schon so viel Zeit im Publicity-Zirkus verbracht hatte, war Ross gegen den Wirbel immun, aber er hatte auch ein gut eingespieltes Security-Team zur Verfügung gehabt, um die Irren und Übereifrigen unter Kontrolle zu halten. Danny und die Kinder hatten diesen Luxus nicht genossen. »Ich werde mich darum kümmern.«
Danny war noch nicht fertig. »Gestern hat mich eine Patientin gefragt, ob ich ›die Danny von diesem reichen Yankee-Schreiber‹ bin und ob sie mein Autogramm haben könnte.« Sie erzählte nicht, dass die Frau eigentlich ›reichen, heißen Yankee-Schreiber‹ gesagt hatte. »Es ist, als würde ich von einem Stalker verfolgt.«
Ross stellte Mia auf den Boden und spähte durch die Scheiben in der Haustür zu den Fotografen, die auf der Straße auf und ab wanderten wie Löwen, die auf die Fütterung warteten. »Ich verspreche, dass ich mich darum kümmern werde. In der Zwischenzeit sollten du und die Kinder einfach nicht in den Vorgarten gehen.«
Er hob seine Taschen auf und setzte sich in Richtung Küche in Bewegung.
Danny trat ihm in den Weg. »Wann wirst du etwas unternehmen?«
Er versuchte, an ihr vorbeizukommen, aber sie blockierte ihn wieder. Ross wirkte mehr amüsiert als genervt. »Ich weiß es nicht; ich habe meine Kristallkugel in den Staaten vergessen.«
»Was sollen wir tun, während du versuchst, dich zu entscheiden?«
»Geduld haben.« Clever wedelte er mit den Duty-free-Tüten in Matts und Mias Richtung. »Schaut! Ich habe Geschenke mitgebracht. Sollen wir sie in der Küche aufmachen?«
Die Kinder rasten los.
Danny erinnerte sich daran, dass er so eine Nummer schon mal abgezogen hatte; nur war es beim letzten Mal eine Starbucks- und keine Duty-free-Tüte gewesen, und sie hatte auf beiden Augen Veilchen gehabt. »Versuch nicht, mich mit billigem Schnaps oder Schlafmasken und Pantoffeln aus der Business-Klasse
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