Herzkurven
über die Kerle, die seine Schwestern nicht mochten, die sich aber in sie verliebt hatten. Ein paarmal war er sogar zu Hilfe gerufen worden, wenn irgendwelche Freunde sich nicht an die Spielregeln hielten.
»Du musst nichts Schlimmes machen«, hatte Annie scharfsinnig bemerkt. »Sei einfach du selbst!«
Und dann waren da die Hochzeiten – oh lieber Himmel, diese Hochzeiten! Drei davon.
Ross war sich sicher, dass es weniger Aufwand und Umstände bedeutete, einen Präsidentschaftswahlkampf auszurichten, als eine Fabello-Frau zum Altar zu führen. Breda tickte aus. Die Braut heulte ständig, schrie ständig, sagte die Hochzeit ab, entschied sich wieder um, stritt sich mit dem Rest der Familie, zankte sich mit den Brautjungfern und wurde generell in den zwei Jahren vor dem großen Tag zur absoluten Schreckschraube. Ross hegte den größten Respekt für seine Schwäger, die diese Feuertaufe irgendwie überlebt hatten, ohne dem Alkohol oder Medikamenten zu verfallen. Die Mädels warnten Ross ständig, dass er irgendwann enden würde wie sie, mit Kindern und dem obligatorischen Kombi. Diese Vorstellung trieb ihm kalten Schweiß auf die Stirn – vorher würde er sich sterilisieren lassen.
Breda ging durch die Decke. »Nur über meine Leiche, Ross Fabello! Kein Arzt wird sich an deinen …
Teilen
zu schaffen machen!«
»Es sind
meine
Teile, Ma!«
»Sei nicht frech: Dein Vater und ich haben sie gemacht! Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist. Du wurdest zum guten Katholiken erzogen. Kinder sind Gottes Geschenke an uns!«
Ja, aber mussten die Fabellos wirklich so viele haben? Ross hatte in der Umgebung seiner Mutter nie wieder Witze über eine Vasektomie gerissen, aber er achtete sorgfältig darauf, dass alle Geschenke Gottes an seine Schwestern gingen.
Die Ironie seiner momentanen Situation entging ihm nicht. Pat hatte ihn schön reingeritten. Er saß am Ende der Welt fest, vor dem Gesetz verantwortlich für zwei Kinder, und bemühte sich, mit einer scharfzüngigen Harpyie auszukommen, die ihn ausradieren und an die Schweine verfüttern wollte.
Bevor er ging, sagte Danny zu Ross: »Danke für die Toilette, Fabello. Ich schulde dir …
etwas
.«
[home]
Kapitel 8
D er Damm brach. Die Schreibdürre war offiziell beendet. Ross fing an, einen Roman über eineiige Zwillinge zu schreiben, die bei der Geburt getrennt worden waren und sich schließlich wieder vereinten, um den perfekten Mord zu begehen. Sie konnten sich gegenseitig das perfekte Alibi liefern, weil niemand wusste, dass es die andere gab. Es war immer ein schöner Moment, wenn die Worte anfingen zu fließen und die Charaktere zum Leben erwachten. Der Arbeitstitel für das neue Buch lautete
Double Take
.
Ross kaufte jedes Buch über Zwillinge, das er finden konnte. Zu seinem Lieblingsbuch wurde eines über dysfunktionale Zwillinge, die verbrecherisches Verhalten zeigten. Obwohl er Zwillingsschwestern hatte, hatte Ross nie über das Thema nachgedacht, bis er Danny getroffen hatte. Jetzt war er fasziniert – besonders von dem Aspekt des guten Zwillings kontra den bösen Zwilling. Als Annie und Aoife herausgefunden hatten, dass Danny und Nella Lawton eineiige Zwillinge gewesen waren, hatten sie reagiert, als wäre eine von ihnen gestorben. Die Nachricht von Dannys Status als überlebender Zwilling hatte alle Wut zur Seite gewischt, die sie vielleicht empfunden hatten. Es war fast, als wären sie der Meinung, dass Dannys Verhalten gerechtfertigt war. Ross löcherte Annie und Aoife mit Fragen darüber, wie es war, ein Zwilling zu sein.
»Woher kommt nach all den Jahren dieses plötzliche Interesse?«, fragte Aoife.
»Es ist für mein neues Buch.«
»Es ist Danny, oder? Sie hat dich dazu gebracht, über Zwillinge nachzudenken.«
»Nein.«
»Catriona! Ronan! Kommt und zieht euch Schuhe an! Mommy nimmt euch mit auf eine Demo!«
»Was ist es diesmal, Aoife? Du wirst dich nicht wieder an einen Baum ketten, oder?«
Aoife war schon seit Urzeiten politische Aktivistin. Ross hatte schon zwei Mal die Kaution für sie bezahlt, nachdem sie, als ihr Ehemann Pete gerade nicht in der Stadt gewesen war, wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet worden war. Pete war Polizist. Er hatte Aoife an dem Tag getroffen, als er sie auf ihrem barbusigen Marsch durch die Innenstadt von San Diego für die Brustkrebskampagne verhaftet hatte. Carmen sagte immer, dass Pete von Aoifes Busen bezaubert worden sein musste – der beste Vorbau der Familie –, weil es
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