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Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Titel: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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und sofort wieder zu,eigentlich wollte er gar nicht streiten. Dafür war sowieso keine Zeit mehr, bis nach Bremen hatten sie noch fast siebzig Kilometer zu fahren und die Zeit lief. Also drehte er das Radio lauter, um die Nachrichten zu hören, verstellte dabei aber aus Versehen den Sender, so dass nur ein lautes Rauschen zu hören war.
    »Heinz, was machst du denn?« Walter war nach vorn geschnellt, um die Lautstärke zu reduzieren. »Wenn du das Autoradio nicht bedienen kannst, dann frag mich doch. Und fahr jetzt mal zügig, sonst ist der Bus weg, bis wir eintreffen.«
    Nach einem tiefen Atemzug setzte Heinz entschlossen den Blinker und fuhr auf die rechte Spur, um den nächsten Parkplatz anzusteuern. Er hatte es nicht nötig, sich von seinem Schwager beschimpfen zu lassen, er nicht. Der Parkplatz war nur noch 500 Meter entfernt, Heinz ließ den Wagen langsamer werden.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte Walter und rieb sich entnervt die Stirn.
    »Jetzt …«, antwortete Heinz und ließ den Wagen auf dem Parkplatz ausrollen, »jetzt kannst du weiterfahren und das Radio bedienen, weil ich ja zu blöde dazu bin. Dafür kann ich mir Namen merken. Er hieß Alfred, nicht Alfons. Und Stuppke, nicht Steppke. Alfred Stuppke. So. Und die nächste Stunde will ich mich nicht mehr mit dir unterhalten. Hier hast du die Schlüssel. Ich werde mich auf den Beifahrersitz setzen und die Augen zumachen.«
    Walter hatte überhaupt nichts mehr gesagt. Er schmollte. Das konnte Heinz fühlen, selbst mit geschlossenen Augen. Er merkte es auch an Walters Art, die Gänge brutal einzulegen. Sein Schwager war beleidigt, aber richtig. Das mit der Gangschaltung würde allerdings nicht lange anhalten, Walter würde gleich einfallen, dass er mit seinem heiligen Mercedes fuhr.
    Heinz hielt seine Augen weiter geschlossen und dachte an frühere Zeiten. Das machte er gern. Er kniff einfach seine Augen zusammen und ließ in Gedanken einen Film ablaufen. Jetzt sah er Inge vor sich, mit siebzehn. Sie war damals abwechselnd in Peter Kraus und Jean-Paul Belmondo verliebt gewesen und deshalb ziemlich nervig. Heinz war schon mit Charlotte verlobt und musste seine kleine Schwester ab und zu mal ausführen. Da saß sie dann, die langen Haare zum Pferdeschwanz gebunden, im gelben Hemdblusenkleid, und redete davon, dass sie sich gar nicht zwischen Peter und Jean-Paul entscheiden könne. Den sanften Hinweis ihres Bruders, dass dieses Problem kaum anstünde, ignorierte sie.
    Umso erstaunter war Heinz dann, als er das erste Mal Inges Tanzstundenpartner Alfred kennenlernte, der so gar nichts von einem gelockten Sänger oder einem französischen Filmschönling hatte. Alfred Stuppke war rothaarig, sommersprossig und sehr dünn. Und er redete unentwegt und immer plattdeutsch. Heinz ging die Stimme schon auf die Nerven. Aber seine Eltern mochten ihn. Sie sagten ihm eine große Zukunft voraus. Weil er so wendig war. Und so fleißig. Wenn Heinz sich richtig erinnerte, war der Grund für Alfreds Wendigkeit, dass er auf dem Schulhof oft verprügelt wurde, weil er den meisten auf die Nerven ging. Inge fand ihn auch nicht so toll, aber es gab nicht viele Jungen in ihrer Klasse, die größer waren als sie, was beim Tanzen nicht unwichtig war. Neben Alfred Stuppke nur noch Reinhold Droste. Und der hatte diesen entsetzlichen Überbiss. Mit diesem Bild im Kopf nickte er ein.Als Heinz wenig später vorsichtig ein Auge öffnete, sah Walter immer noch beleidigt aus. Dabei war er, von seinen Launen abgesehen, kein schlechter Schwager. Und nach vierzig Jahren hatten sie sich eigentlich auch aneinander gewöhnt. Aber diese Rechthaberei machte Heinz immer noch verrückt. Noch schlimmer fand er allerdings Streitereien. Die hasste er richtig. Also müsste er einlenken. Was sollten denn die anderen gutsituierten Senioren denken, wenn Walter und Heinz völlig zerstritten gleich in den Bus steigen würden?
    »Möchtest du etwas trinken?« Heinz hielt seinem Schwager eine Wasserflasche hin, deren Deckel er vorsorglich schon abgeschraubt hatte.
    Walter zuckte bei dieser unerwarteten Versöhnungsoffensive zusammen.
    »Was?«
    »Hast du vielleicht Durst? Man muss genügend trinken, gerade bei langen Reisen, wegen Thrombose und so.«
    »Ich muss meine Hände am Steuer halten.«
    Heinz nickte ihm freundlich zu und sah sich interessiert um. »Oh, sind wir schon in Bremen? Ich bin wohl einen Moment eingeschlafen.«
    »Du hast schon wieder geschnarcht.« Walters Feststellung kam

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