Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
in ihrem Alter, sein dunkles Haar war mit viel Wachs nach hinten gekämmt, die Hornbrille sollte ihm wohl einen seriösen Touch verleihen, dazu protzte er mit einer Rolex und glänzenden Lederschuhen. Grauenhaft. Er hatte sie sehr irritiert angesehen und gefragt, wessen Begleitung sie sei. Finchen hatte sofort den Finger gehoben und gesagt, dass sie altersbedingt sehrschwach sei und deshalb nur mit ihrer Nichte verreise. Daraufhin hatte die Wachsfrisur etwas gemurmelt, das wie »Das fehlt mir gerade noch« klang, anschließend hatte er gesagt, dass Finchen vergessen habe, das Alter der Begleitperson auf der Anmeldung auszufüllen.
»Kann sein«, war Finchens Antwort gewesen. »Ich weiß auch nie genau, wie alt das Kind im Moment ist. Wo sind unsere Plätze?«
Und jetzt saß Johanna neben der altersbedingt schwachen Josefine Jäger, die sich mit glänzenden Augen im Bus umsah und den beiden Kamikazefahrern, die zwei Bänke hinter ihnen saßen, verschwörerisch zuwinkte.
»Das sind wirklich zwei sehr charmante Herren«, flüsterte sie Johanna zu. »Verschwägert sind sie. Ich frage mich nur, warum ihre Frauen nicht dabei sind.«
»Vermutlich sind die nicht lebensmüde genug, um mit ihren Männern über die Autobahn zu fahren.«
»Johanna, bitte. Sag mal, meinst du, der gut aussehende Mann da vorn ist Dr. von Alsterstätten?«
»Welcher gut aussehende Mann? Du meinst doch wohl nicht diesen Fatzke in der roten Hose?«
Finchen wurde vom Eintreffen einer jungen blonden Frau in einem dunkelblauen Kostüm abgelenkt. Die Bustür schloss sich hinter ihr, die Blonde setzte sich mit dem Gesicht zur Reisegruppe auf den vorderen Sitz und reichte dem Mann mit der Wachsfrisur ein Mikrofon. Er tippte zweimal drauf, hielt es sich an den Mund, sagte »Test, Test« und »eins, zwei, eins, zwei«, bis es im Bus still wurde und alle Blicke auf ihn gerichtet waren.
Eine Hand lässig in der Hosentasche, die andere am Mikro, räusperte er sich kurz und knipste ein Lächeln an.
»Meine sehr verehrten Damen und Herren. Darf icheinen kleinen Moment um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit bitten? Vielen Dank.«
Er wartete, bis alle schwiegen, und Johanna ließ währenddessen ihre Blicke über die Mitreisenden schweifen. Die Männer waren ganz klar in der Unterzahl. Es gab einige Paare, die beiden verschwägerten Insulaner, ansonsten bildeten ältere Frauen die Mehrheit. Die meisten von ihnen schienen vorher beim Friseur gewesen zu sein. In dieser Generation war die Dauerwelle immer noch ein Hit.
Heinz nickte Johanna verschmitzt zu, sie nickte aus Versehen zurück und wandte sich wieder nach vorn.
»Mein Name ist Dennis Tacke, ich habe das große Vergnügen, Ihr Reisebegleiter zu sein. Zu meiner Linken sitzt die charmante Lisa Wagner, sie wird sich um Ihre persönlichen Belange kümmern. Unser Busfahrer, Herr Karsten Kock, ist einer unserer erfahrensten Mitarbeiter, er wird Sie so sicher an unser Ziel bringen, wie es sonst nur eine Mutter mit ihrem Kinderwagen kann. Ha, ha.«
Johanna unterdrückte ein Stöhnen. Ein Clown war er also auch noch. Dieser Tacke. Aber Finchen hörte ihm interessiert zu.
»Kleiner Scherz am Rande. Bevor ich Ihnen einige Details zu unserer Reise schildere, ist es mir ein großes Bedürfnis, Sie alle recht herzlich von unserem Chef und Firmengründer Dr. Theo von Alsterstätten zu grüßen. Er wäre sehr gern mitgefahren, leider ist ihm ein familiärer Termin dazwischengekommen. Aber ich denke, wir werden auch so zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenwachsen, besondere Erfahrungen sammeln und Gemeinsamkeiten in diesen drei spannenden Tagen entdecken.«
›Das geht ja gut los‹, dachte Johanna. ›Verschworene Gemeinschaft mit Gemeinsamkeiten, du liebes bisschen.‹
Dennis Tacke lächelte in die Runde und fuhr fort:
»Der Erfolg unserer Firma entspringt der Denke unseres hochverehrten Dr. Theo von Alsterstätten. Sein großes Talent ist sein Fingerspitzengefühl, mit dem er besondere Menschen zusammenbringt. Sie alle waren in Ihrem Leben erfolgreich, haben Karrieren gemacht … oder als starke Frau Ihrem Gatten den Rücken für seine Karriere freigehalten.«
›Da hat er ja gerade noch mal die Kurve gekriegt‹, dachte Johanna und beobachtete, dass nicht nur Heinz und Walter, sondern auch der Großteil der Anwesenden bestätigend nickten.
»Jeder kennt sicher auch harte und arbeitsreiche Zeiten, die aber sind heute gekrönt von einem finanziellen Polster, das Ihnen einen goldenen Lebensabend
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