Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
Reisegruppe ›Ostseeglück‹. Wissen Sie vielleicht, ob die noch Vorträge hören? Oder wo ich sie finden kann?«
»›Ostseeglück‹?« Hanna Helms guckte fragend. »Wirhaben hier keine Reisegruppe, die so heißt. Das tut mir leid. Ich habe den Namen auch noch nie gehört.«
Christine spielte mit dem Schlüssel. »Das ist seltsam. Mein Onkel hat erzählt, dass sie in einem schicken Hotel in Bullesby wohnen. Das ist doch hier das einzige Hotel im Ort, oder?«
»Zumindest das schönste.« Hanna Helms lächelte. »Es gibt natürlich noch Pensionen und Ferienwohnungen. Und dann noch das Gasthaus ›Zu den drei Linden‹, das ist ungefähr drei Kilometer von hier entfernt. Aber …«
Sie überlegte kurz, dann sprach sie doch weiter. »… es ist ein bisschen, na ja … Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass da eine ganze Reisegruppe bucht. Die haben gar nicht so viele Zimmer. Aber ich kann gern mal anrufen.«
»Das wäre sehr nett.«
Hanna Helms zog eine Liste aus der Schublade und fuhr mit dem Finger von oben nach unten, bis sie die Nummer gefunden hatte. Während sie die Zahlen eintippte, hob sie den Kopf und fragte: »Wollten Sie denn lieber drüben wohnen?«
»Nein, nein«, wehrte Christine ab. »Es ist sehr gut so. Ich wollte nur wissen …«
Hanna Helms ließ den Hörer sinken und tippte die Zahlen erneut ein. »Komisch«, sagte sie. »Ich bekomme keinen Anschluss.« Kopfschüttelnd probierte sie es weiter, schließlich reichte sie das Telefon an Christine. Statt eines Freizeichens war nur ein dumpfes Schnarren zu hören.
»Das ist wohl eine Störung.« Christine gab den Hörer zurück. »Ist auch egal. Ich bringe meine Tasche aufs Zimmer und mache einen kleinen Spaziergang zu dem Gasthaus. Ich werde die Männer schon finden. Danke für den Versuch.«
Sie griff nach ihrer Tasche und wollte sich gerade zur Treppe wenden, als ein junger Mann durch die Eingangstür kam.
»Jörg, du kommst genau richtig«, rief Frau Helms. Zu Christine gebeugt ergänzte sie: »Jörg ist unser Kochazubi und seine Schwester hilft manchmal im Gasthof.«
»Tach, Chefin.« Der angehende Koch blieb stehen. »Was gibt’s?«
»Hat Melanie dir vielleicht erzählt, ob die drüben einen Reisebus haben? ›Ostseeglück‹ heißt der Veranstalter. Ich kann nicht anrufen, das Telefon scheint kaputt zu sein.«
»Ja.« Jörg guckte freundlich.
»Was ja?«
»Beides ja.«
Hanna Helms hob die Augenbrauen. »Kann ich bitte ganze Sätze haben?«
»Melanie hat gesagt, dass sie kein Telefon haben. Also, sie haben Telefon, aber das ist kaputt. Und sie haben auch einen Reisebus. Irgendwas mit Glück. Vierzig Leute. Mela ist gestresst. Noch was?«
»Nein. Danke.« Sie wartete, bis Jörg im Gang verschwunden war, dann sah sie seufzend zu Christine. »Im Service könnte man ihn vergessen, aber in der Küche ist er nicht schlecht. Haben Sie es gehört? Dann muss Ihr Vater dort sein. Ich weiß gar nicht, wie die das machen. Das müssen lauter Doppelbelegungen sein, die haben keine dreißig Zimmer.«
Heinz und Walter im Doppelzimmer. Christine sah sofort Bilder vor sich und musste husten. Die Stimmung würde im Keller sein. Und dann kam sie auch noch mit der Hiobsbotschaft von dem abgebrannten Auto. Nach einem kleinen Moment drehte sie sich zu Frau Helms. »Kann ich hiernoch etwas essen? Es reicht völlig, wenn ich später hingehe. Die rechnen sowieso nicht mit mir.«
Auf dem Weg zu ihrem Zimmer hatte sie einen Blick in das Hotelrestaurant mit der anliegenden Bar geworfen. Bis auf einen gut aussehenden Mann am Tresen war sie leer, im Restaurant waren ein paar Tische belegt. Sie würde gleich eine Kleinigkeit essen und sich anschließend auf den Weg zu dem seltsamen Gasthof machen. Vielleicht waren die beiden Herren aber auch sensationell gut gelaunt, weil sie die ganze Veranstaltung schon ausgehebelt hatten. Bei den beiden konnte man nie sicher sein.
»Wir machen das.« Eva Pieper klappte die Broschüre entschlossen zu und sah in die Runde. »Mein Mann ist so begeistert von dieser Gegend hier und ist sich ganz sicher, dass der Tourismus an der Schlei in den nächsten Jahren richtig boomen wird.«
Sie saß mit Heinz, Finchen, Annegret Töpper und Frau Hollenkötter an einem kleinen Tisch im Hinterhof. Es war warm geworden. Im Saal liefen noch Einzelgespräche, die sie gerade hinter sich hatten.
»Ja, aber sechstausend Euro?«, wandte Heinz zögernd ein. »Das ist nicht gerade ein Schnäppchen.«
»Sie können doch auch einen kleineren
Weitere Kostenlose Bücher