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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Ballsaison in London.« Beatrix zögerte und ergänzte vorsichtig: »Wir sind noch Freundinnen, doch nicht mehr so gute wie früher.«
    »Warum nicht?«
    Nun wirkte er aufmerksamer. Jede Erwähnung von Prudence weckte sein Interesse.
    Ihretwegen , dachte Beatrix und rang sich ein kleines Lächeln ab. »Es hat den Anschein, dass wir sehr unterschiedliche Vorlieben hegen.« Ich hege eine Vorliebe für Sie, Prudence eine für Ihr Erbe.
    »Sie sind auch kaum aus demselben Holz geschnitzt.«
    Sein sarkastischer Tonfall ließ Beatrix aufmerken, und sie sah ihn fragend an. »Was meinen Sie?«
    Er musste offenbar überlegen. »Ich meine nur, dass Miss Mercer den Konventionen gehorcht, Sie nicht.« Da war eine Spur von Herablassung, nur sehr verhalten, aber dennoch nicht zu überhören.
    Prompt verpufften alles Mitgefühl und jede zarte Regung in Beatrix. Sie stellte fest, dass Christopher Phelan sich in einer Hinsicht nicht verändert hatte: Er mochte sie immer noch nicht.
    »Ich würde nicht konventionell sein wollen«, sagte sie. »Konventionelle Menschen sind gewöhnlich langweilig und oberflächlich.«
    Anscheinend nahm er diese Bemerkung als Spitze gegen Prudence.
    »Gemessen an Leuten, die Gartenplagen zu Picknicks mitbringen? Fraglos könnte Ihnen niemand den Vorwurf machen, langweilig zu sein, Miss Hathaway.«
    Beatrix spürte, wie sie blass wurde. Er beleidigte sie, und es hatte eine beinahe lähmende Wirkung auf sie.
    »Sie dürfen mich ruhig beleidigen«, sagte sie, halb erstaunt, dass sie überhaupt sprechen konnte. »Aber reden Sie nicht schlecht über meinen Igel.«
    Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und ging mit großen, festen Schritte davon.
    Albert winselte und wollte ihr nach, sodass Christopher gezwungen war, ihn zurückzurufen.
    Beatrix schaute sich nicht um, sondern marschierte weiter. Es war schlimm genug, einen Mann zu lieben, der sie nicht liebte. Um ein Vielfaches schlimmer aber war, einen Mann zu lieben, der sie nicht ausstehen konnte.
    So albern es auch war, wünschte sie, sie könnte ihrem Christopher von dem Fremden schreiben, dem sie eben begegnet war.
    Er war geradezu verächtlich , würde sie schreiben. Er tat mich als jemanden ab, der nicht einmal ein Mindestmaß an Respekt verdient. Eindeutig hält er mich für unzivilisiert und mehr als ein bisschen verrückt. Und das Übelste ist, dass er wahrscheinlich recht hat.
    Ihr kam in den Sinn, dass sie aus ebendiesem Grunde die Gesellschaft von Tieren jener von Menschen vorzog. Tiere täuschten niemanden. Sie gaben nicht vor, von einem bestimmten Charakter zu sein, obwohl ihr Wesen ein gänzlich gegensätzliches war. Und bei einem Tier war man nie versucht zu hoffen, es möge seinen Charakter ändern.
    Christopher ging nach Hause. Neben ihm lief Albert ungewohnt ruhig und brav. Aus unerfindlichem Grund schien die Begegnung mit Beatrix Hathaway den Hund gebessert zu haben. Als Christopher mürrisch zu ihm heruntersah, blickte Albert beglückt hechelnd zu ihm auf.
    »Idiot«, murmelte Christopher, auch wenn er nicht sagen konnte, ob er seinen Hund oder sich selbst meinte.
    Er fühlte sich durcheinander und hatte ein schlechtes Gewissen. Wie ein Esel hatte er sich Beatrix Hathaway gegenüber betragen. Sie wollte nur freundlich sein, und er war kalt und herablassend gewesen.
    Dabei wollte er sie nicht beleidigen. Er war lediglich halb von Sinnen vor Sehnsucht nach Prudence, nach der süßen, ungekünstelten Stimme, die ihm geholfen hatte, nicht den Verstand zu verlieren. Jedes einzelne Wort aus jedem ihrer Briefe war ihm noch klar und deutlich im Kopf.
    In jüngster Zeit unternehme ich viele Spaziergänge, und es erscheint mir, als könnte ich draußen besser nachdenken …
    Und als Christopher sich auf die Suche nach Albert machte und durch den Wald ging, war ihm die unsinnige Idee gekommen, dass sie in der Nähe wäre, dass das Schicksal sie so schnell und so unkompliziert zusammenführen könnte.
    Doch anstelle der Frau, von der er träumte und nach der er sich seit Langem verzehrte, hatte er Beatrix Hathaway gefunden.
    Es war nicht so, dass er sie nicht mochte. Beatrix war ein seltsames Geschöpf, aber auf ihre Art recht gewinnend und weit hübscher anzusehen, als er es erinnerte. Ja, in seiner Abwesenheit war sie zu einer Schönheit geworden, hatte ihre vormals fohlenhaft linkische Statur an Kurven und vor allem Anmut gewonnen …
    Christopher schüttelte verärgert den Kopf, um diese Gedanken von sich zu weisen. Aber das Bild

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