Herzschlagmelodie - Band 1
wollte doch nur etwas schlafen! Ich lugte unter meiner Bettdecke hervor und sah, dass ich noch Zeit genug hatte. Henry hatte ja gemeint, dass er erst gegen zwei Uhr hier aufschlagen wollte.
„Julie!“ Sie konnte es nicht lassen. Was war denn da los? Befand sich ein Sandhaufen vor meiner Zimmertür, den sie jetzt in diesem Moment aufsaugen musste? Ging das nicht leiser? Das permanente Klopfen und Hämmern des Staubsaugers machte mich noch ganz verrückt.
„Lass mich schlafen!“, rief ich.
„Steh auf!“, rief sie zurück.
„Lass mich in Ruhe!“
„Steh endlich auf!“ Sie polterte weiter durch den Flur. Wollte sie das ganze Haus abreißen? War das ihr Plan?
„Lass mich doch bitte schlafen! Ich bin müde, verdammt noch mal!“ Ich strampelte wild mit meinen Beinen, brüllte dabei in mein Kopfkissen. Na ganz toll. Jetzt war ich wach. Der Staubsauger wurde ausgestellt. Sie hatte ihr Ziel erreicht.
„Ich packe jetzt die letzten Sachen zusammen!“, rief sie mir durch die verschlossene Tür zu.
„Schön für dich.“ Ich hatte keine Lust, jetzt mit ihr zu reden.
„Was?“, rief sie aus dem Schlafzimmer.
„Schön für dich!“, schrie ich zurück.
„Was?“, rief sie erneut.
„Oh Mann, Mama!“
„Schatz, ich verstehe dich nicht, du musst lauter reden!“ Sie lief über den Flur und rüttelte an meiner Zimmertür. Wie gut, dass ich einen Schlüssel hatte. Sonst hätte sie hier sicherlich auch noch gesaugt, die Fenster geputzt und das Bett gemacht, während ich noch drin lag.
„Lass mich doch schlafen!“, rief ich zurück.
„Ich sagte, wir fahren gleich. Steh endlich auf, zieh dich an und komm runter. Dann kannst du noch was essen.“ Was war das denn für eine Logik bitte? Ich wollte schlafen. Warum sollte ich jetzt aufstehen, wo ich doch gar nicht wollte? Hunger hatte ich auch nicht.
„Julie?“ Sie rüttelte wieder an der Türklinke und ich vergrub mich unter meiner Bettdecke.
„Julie! Du sollst doch nicht abschließen!“
„Boah, Mama! Lass mich jetzt endlich weiterschlafen!“ Ich setzte mich auf und warf ein Kissen Richtung Tür, das jedoch auf dem Boden landete und die Tür nicht im Entferntesten erreichte. Ich fühlte mich schwach und total ausgelaugt.
„Ja, schon gut. Musst ja nicht gleich schreien!“, rief sie durch die Tür. Ich hätte sie auch verstanden, wenn sie normal gesprochen hätte. Seufzend warf ich mich in die Kissen meines Bettes zurück und atmete tief durch.
„Schatz! Was machst du da noch? Wir fahren doch nur einen Tag weg!“ Jetzt fing mein Vater auch noch an, aus dem Flur die Treppen hinaufzubrüllen
„Und wenn es regnet?“ Meine Mutter konnte natürlich nicht die Treppen hinunterlaufen, um ein Gespräch mit ihm zu führen. Nein. Man brüllte sich durch das ganze Haus an. Wie schön, dass mein Zimmer genau zwischen beiden Gesprächsparteien lag. Wenn ich so tat, als würde ich schlafen, würden beide sicher schnell die Lust verlieren und ich könnte noch ein oder zwei Stunden liegen bleiben. Es war ja erst kurz vor zwölf, also noch genügend Zeit, bis Henry kommen würde.
Ich hörte noch ein paar Mal, wie meine Mutter irgendetwas rief und mein Vater irgendetwas erwiderte, aber dann schlief ich ein.
Vogelgezwitscher weckte mich und ich sah zu meinem Fenster, das auf der Gartenseite lag. Laut seufzend schaute ich auf meinen Wecker und bemerkt e, dass es erst kurz nach eins war.
„Ist ja gut ...“, murmelte ich. Jetzt wollten schon die Vögel, dass ich keinen Schlaf mehr bekam. Also stand ich auf, schloss meine Zimmertür auf und lief ins Badezimmer.
„Julie?!“, rief meine Mutter aus der Küche.
„Wen hast du erwartet? Einen Einbrecher?“, rief ich mit sarkastischem Unterton zurück. Ich ging noch nicht ins Badezimmer, da ich auf ihre Antwort wartete.
„Was?”
„Wen hast du erwartet?“ Gab es das denn? Ich hielt mir eine Hand vor das Gesicht und rieb meine Augen, die voller Schlaf waren.
„Ich wollte nur wissen, ob du schon wach bist!“
„Nein, ich schlafwandle!“, rief ich wütend und öffnete die Badezimmertür.
„Bist du jetzt wach, oder was?“ Meine Mutter wollte mich also unbedingt noch heute in den Wahnsinn treiben.
„Nein, ich schlafe noch!“, rief ich und ging ins Badezimmer. Sie rief noch irgendetwas die Treppen herauf, doch ich machte die Dusche an. Das Prasseln des Wassers war, im Gegensatz zu der Stimme meiner Mutter, eine Wohltat. Ich putzte meine Zähne, ging auf die Toilette und betrachtete mein
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