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Herzschlagmelodie - Band 1

Herzschlagmelodie - Band 1

Titel: Herzschlagmelodie - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Sommer
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schlug mit beiden Handflächen auf den Tisch und war kurz davor, Paul mit ausgefahrenen Krallen ins Gesicht zu springen.
    „Wo soll ich da nur anfangen?“ Paul verschränkte beide Arme hinter seinem Kopf und schien zu überlegen.
    „Nur raus damit.“ Ich provozierte ihn und starrte ihn herausfordernd an.
    „Du wirst gar nichts sagen, Paul.“ Henry mischte sich erneut ein. Und sein Blick schien Wirkung zu zeigen, denn Paul hielt den Mund und schüttelte nur genervt den Kopf.
    Am Tisch herrschte eisiges Schweigen. Selbst Candra und Leon wagten es nicht, sich weiter miteinander zu unterhalten. Mir war der Appetit vergangen und so ließ ich meine Augen über den Weg streifen, wo sich viele Menschen tummelten. Glückliche Familien und Pärchen, Gruppen von Mädchen und Jungs, die auf die nächste Achterbahn zuliefen oder etwas essen wollten.
    Ich neigte meinen Kopf leicht zur Seite und kniff meine Augen zusammen. Dieser Junge, der da in einer Gruppe von anderen Jugendlichen stand, der kam mir so bekannt vor. Ich beobachtete ihn eine Weile, bis er mich ansah und lächelte. Das war doch …
    „Ist das nicht ...“, murmelte ich und stupste Sophie an, ohne dabei den Jungen aus den Augen zu lassen.
    „ Mh?“, fragte Sophie und sah in dieselbe Richtung wie ich.
    „Das ist doch wohl nicht etwa Sebastian?“, fragte ich und konnte es kaum glauben. Der Junge war Sebastian wie aus dem Gesicht geschnitten, aber etwa vier Jahre älter als ich ihn in Erinnerung hatte. Und er kam auf mich zugelaufen.
    „Wer?“, fragte Sophie mich.
    Ich stand auf und lächelte den Jungen an. Er hatte mich auch erkannt und es war klar, dass es sich nicht um eine Verwechslung handelte.
    „Bist du es wirklich?“ Ich strahlte und hielt mir beide Hände vor den Mund, musste laut lachen und freute mich wie ein kleines Kind, das die ersten Schneeflocken im Winter sah.
    „Julie? Ich glaub’s ja nicht!“ Wir liefen aufeinander zu und umarmten uns stürmisch. „Du hast dich gar nicht verändert! Naja, du bist größer geworden, aber du hast noch dasselbe Lächeln wie früher“, sagte er und legte seine Hände wie selbstverständlich auf meine Hüften, als er mich nach der Umarmung musterte.
    „Und du? Du bist auch ein ganzes Stück größer geworden! Und deine Haare!“ Das gab es ja nicht! Ich konnte es nicht glauben. Aber er stand hier und wusste sogar noch, wer ich war.
    „Ja, ich habe sie etwas wachsen lassen. Jetzt kann ich sie ganz lässig frisieren.“ Sebastian lachte und lüftete seine Cappy. Sein Haar war pechschwarz und dicht und fiel ihm bis knapp über die Augenbrauen. Seine eisblauen Augen waren noch genauso hell wie ich sie in Erinnerung hatte. Ich griff in seine Haare und strubbelte sie durch und er ließ es geschehen, lachte nur und lächelte mich an.
    „Was machst du hier?“, fragte ich ihn und betrachtete ihn von oben bis unten, als wir voneinander abließen. Er trug ein enges, schwarzes Shirt, dazu Pulswärmer an beiden Handgelenken, eine normale Jeanshose mit einem Gürtel und die Basecap mit einem Logo darauf. Schlicht, aber elegant.
    „Ich bin vor einer Woche hergezogen. Ich wohne jetzt wieder bei meiner Mutter“, erzählte er.
    „Stimmt. Nach der Scheidung bist du ja zu deinem Vater gezogen.“ Damals war er zwei Klassen über mir gewesen und hatte mir geholfen, meinen Schlüssel aus einem Gully zu holen, in den er mir hineingefallen war, als ich draußen spielte. Wir hatten uns angefreundet und viel Zeit miteinander verbracht. Aber dann war er weggezogen. Erst einen Tag vor seinem Umzug hatte er mir Bescheid gesagt, weil er es selbst erst kurz zuvor erfahren hatte. Damals hatte ich viel geweint und Henry hatte mich getröstet. Das war die Zeit gewesen, in der ich mich in Henry verliebt hatte … Ich musste schlucken, besann mich aber sofort wieder und lächelte Sebastian glücklich an.
    „Dann gehst du auch auf die Jefferson?“, fragte ich ihn erwartungsvoll.
    „Nein. Ich habe die Schule in Glasgow bereits abgeschlossen. Ich wollte hier eine Ausbildung als Grafiker anfangen, die geht aber erst im August los. Die Tage bis dahin wollte ich nutzen, um mit ein paar alten Freunden von damals ein bisschen im Wonderland abzuhängen.“ Er drehte sich zur Seite und deutete auf die kleine Gruppe von sieben Leuten. Zwei Mädchen und fünf Jungs, die mir freundlich zunickten, als Sebastian auf sie zeigte. Ich nickte zurück und sah ihn dann wieder an. Er hatte sich total verändert. Damals war er ein kleiner Raufbold

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