Herzschlagmelodie - Band 1
die Erde auf und verschlang mich. Zumindest hoffte ich das! War das hier ein schlechter Film? „Okay“, murmelte ich unsicher und warf noch einen letzten Blick zu Henry, der jedoch wegsah und total teilnahmslos wirkte. „Ich … ich fahr dann schon mal.“
Ich lief ein paar Schritte rückwärts und ging dann langsam zu den Fahrrädern. Nun war ich etwa zweihundert Meter von ihnen entfernt. Ich beugte mich zum Fahrradschloss und sah mich noch einmal unauffällig nach ihnen um. Ich tat so, als würde mein Schloss klemmen, sodass ich etwas länger zu ihnen sehen konnte.
Sie unterhielten sich angeregt und Henry schien wild mit den anderen zu diskutieren. Waren sie etwa wütend auf mich? Oder auf Henry? Vielleicht verteidigten mich ja Sophie und Candra. Genau! So musste es sein! Sicher sprachen Sophie und Candra mit Henry, dass er nicht länger wütend auf mich sein sollte. Schließlich hatte er mich geküsst und mir den Alkohol besorgt.
Auf der anderen Seite … Warum sollten sie? Eigentlich gab es dazu ja gar keinen Grund, schließlich hatten Henry und ich uns vorher erst wieder versöhnt. Wozu also diese Geheimniskrämerei? Ich schob mein Rad über den Parkplatz und drehte mich noch einmal zu ihnen um, als ich aufsteigen wollte. Sie standen noch immer dort.
Ich fühlte mich so verraten, so im Stich gelassen, aber es brachte nichts, darüber zu grübeln. Dennoch wirbelten die seltsamsten Theorien durch meinen Kopf. Vielleicht mochten sie mich ja gar nicht mehr und lästerten nun über mich. Vielleicht überlegten sie sogar, wieder zurück ins Wonderland zu gehen, jetzt wo ich weg war. Oder sie wollten noch in die Stadt, etwas essen gehen. Ohne mich. Es war erst neunzehn Uhr, also noch gar nicht so spät.
Ich fuhr extra langsam und nach einigen Hundert Metern hielt ich an. Ich versteckte mich hinter einer Reklametafel und dichten Büschen. Dahinter war eine Abzweigung mit einer kleinen Bank. Sie mussten hier vorbeifahren, wenn sie nach Winchester wollten, also setzte ich mich und wartete. Zehn Minuten. Fünfzehn Minuten. Dreißig Minuten.
Immer wieder stand ich auf und lugte vorsichtig um die Ecke, aber sie kamen nicht. Waren sie tatsächlich ins Wonderland zurückgegangen? Ständig sah ich auf mein Smartphone, aber ich bekam keine Nachricht von ihnen. Wenigstens Candra hätte mir doch geschrieben, wenn es so viel länger dauerte. Resigniert tippte ich eine Nachricht an Sebastian ein und verschickte sie, bevor ich losfuhr. Ich bat um ein Treffen, heute noch.
Kennst du noch den Park in unserer Siedlung? Er ist nur zwei Straßen von mir entfernt. Da gibt es doch den kleinen See mit den Enten. Ich bin in etwa dreißig Minuten dort. Kannst du kommen?
Ich fuhr so schnell ich konnte. Von wegen, sie würden gleich nachkommen! Sie hatten mich angelogen, alle! Von Henry war ich am meisten enttäuscht, ihm hätte ich so etwas eigentlich nicht zugetraut.
In der Stadt stand ich an einer roten Ampel. Es war nicht mehr viel los, weswegen ich nachsah, ob Sebastian mir bereits geantwortet hatte. Tatsächlich!
Werde da sein und bringe altes Brot mit ; -)
Ich seufzte erleichtert auf und hielt selbst auch noch kurz bei einem Bäcker an, um zwei Brötchen zu kaufen, bevor ich in den Park weiterfuhr. Hier musste Henry auch durch, falls er keinen Umweg fuhr, um nach Hause zu kommen. Früher oder später würde ich ihn also zu sehen bekommen.
Als ich im Park ankam , stand Sebastian bereits an der Parkbank. Mein Herz pochte wie wild, als ich ihn dort sah. Ich fuhr auf ihn zu und stieg ab. Er war also wirklich gekommen.
„Hey … du bist aber früh dran“, meinte ich.
„Ja, es hat mich gewundert, dass du mich noch sehen wolltest. Um diese Zeit im Park. Ist was passiert?“ Er hatte scheinbar ein sehr gutes Gespür, denn er traf direkt ins Schwarze. Ich starrte Sebastian an und wusste gar nicht, wie ich mich verhalten sollte.
„Oh … ist wirklich etwas passiert?“ Sebastian wirkte sofort besorgt um mich und kam auf mich zu, um mir mein Fahrrad abzunehmen. Er stellte es beiseite und bedeutete mir dann, mich zu setzen. Ich nahm Platz und starrte wie gebannt auf den See, wo sich einige Enten in froher Erwartung auf Brot tummelten. Das Rascheln meiner Brötchentüte hatte sie angelockt. Die Enten hatten sogar eine ganze Horde kleiner Küken bei sich, die aufgeregt schnatterten, als ich ihnen ein paar Brotkrumen zuwarf.
„Ehrlich gesagt: ja.“ Ich nahm all meinen Mut zusammen und berichtete Sebastian von
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