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Herzschlagmelodie - Band 1

Herzschlagmelodie - Band 1

Titel: Herzschlagmelodie - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Sommer
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er dann mit einem abschätzigen Blick auf mich hinzu. War ja klar. War ich kein Mädchen, oder was? Ich verzog sofort genervt das Gesicht und musterte Paul von oben bis unten. Was fand Henry nur an dem? Er trug schon wieder so eine Wollmütze und das im Sommer. Dazu einen Schal und ein enges Hemd mit einem Graffiti darauf. Seine Hose könnte er auch mal ein paar Etagen höher ziehen, wer war schon scharf darauf, seine Boxershorts zu sehen? Unter seiner Mütze erkannte man seine kurzen, schwarzen Haare nicht, aber der Bartschatten war neu. Das ließ ihn um ein paar Jahre älter wirken als er es war. Achtzehn musste er jetzt sein, etwas älter als Henry.
    „Paul ...“, murrte ich und verschränkte meine Arme. Auf den Kerl hatte ich mal so gar keinen Bock.
    Den anderen Jungen neben Henry kannte ich noch nicht. Er war etwas kleiner, hatte dunkelblondes Haar, kurz geschnitten und sorgfältig frisiert. Dazu eine dicke, schwarze Nerdbrille. Er war ordentlich gekleidet mit einem grauen Shirt, einer dicken Armbanduhr und einer Jeanshose. Im Gegensatz zu Paul wirkte er wie ein braver Vorzeigeschwiegersohn.
    „Das ist Paul .“ Henry stellte den Mädels den Idioten vor. Dann legte er seine Hand auf die Schulter des anderen Jungen und sah zu Sophie und Candra. Ich sah nur flüchtig zu Henry, da ich ihm nicht in die Augen blicken wollte. „Und das hier ist Leon. Er wohnt noch nicht so lange in unserem Viertel, trägt aber auch Zeitungen aus.“ Leon lächelte uns freundlich an. Er war so ganz anders als Paul, scheinbar auch vom Charakter her.
    „Schön, dass ihr pünktlich seid. Dann sind wir also zu sechst, sehr cool!“ Sophie war total begeistert.
    „Du trägst Henrys Kette?“ Paul konnte es nicht fassen und verschränkte sofort ablehnend seine Arme vor der Brust. Er sah mich abschätzig an.
    Reflexartig griff ich an die Kette und hielt den Puzzleanhänger fest, wollte ihn so vor den neugierigen Blicken der anderen verbergen. „Hast du was dagegen?“ Woher wusste er eigentlich davon?
    „Ja, schon. Du ...“, begann er, doch Henry ging dazwischen.
    „Genug jetzt. Wollen wir nicht reingehen?“, fragte er in die Runde.
    Paul verdrehte die Augen und ging ein paar Schritte voraus, wohl um sich abzureagieren. Sophie lief zu ihm und ich konnte gut hören, was sie zu ihm sagte. „Hey, was sollte das denn?“ Sie klang wütend und zerrte Paul von der Gruppe weg. Leider konnte ich nicht mehr hören, worüber sie sich weiter unterhielten.
    Und nun fiel mir auch noch Candra in den Rücken. „Seit wann wohnst du denn hier?“, fragte sie Leon und ging gemeinsam mit ihm auf den Eingang zu.
    „Erst seit zwei Wochen. Ich gehe nach den Sommerferien auf die Jefferson“, hörte ich ihn noch antworten. Also kam er mit mir und Candra in eine Klasse oder in die Parallelklasse. Ich jedoch hatte nun ein ganz anderes Problem. Ich stand mit Henry allein da und umklammerte noch immer den Puzzleanhänger. Ich starrte zu Boden und wusste nicht, was ich sagen sollte.
    „Er ist heute wohl nicht so gut drauf ...“, meinte Henry entschuldigend und sah zu Paul und Sophie, die sich scheinbar stritten, denn die beiden standen sich wild gestikulierend gegenüber.
    „Das ist er nie, wenn ich dabei bin. Er mag mich halt nicht“, antwortete ich knapp. Das fing ja super an, unser erstes Gespräch nach dem Streit.
    „Nimm es ihm nicht übel. Er hat es auch nicht so leicht. Paul ist ein guter Kerl, er wirkt nur so hart und unnahbar.“ Ich erhaschte einen Blick auf Henry, der wie gebannt zu Sophie und Paul sah. Ihm nun wieder so nah zu sein, machte mich nervös. Am liebsten hätte ich an seinem schwarzen Shirt gezogen und mich an seinen Hals geworfen, doch das ging nicht. Ich sah leider nicht, ob er auch die Kette trug. Meinen eigenen Anhänger hielt ich noch immer in meiner Hand verborgen.
    „Weißt du, er geht hart arbeiten, damit er sich das letzte Schuljahr leisten kann. Sein Vater starb, als er zwölf war. Zwar verdient seine Mutter ganz gut, aber er hat noch vier jüngere Geschwister. Er trägt Zeitungen aus, auch während der Schulzeit und arbeitet im Golfclub als Caddy. So bezahlt er das Schulgeld und der Rest ist sein Taschengeld. Du müsstest ihn mal mit seiner Schwester erleben. Er ist wirklich sehr fürsorglich.“
    „Das wusste ich nicht.“
    Irgendwie passte die Rolle des lieben Kerls nicht zu Paul. Anfangs, als ich ihn kennengelernt hatte, war er noch total nett zu mir gewesen. Aber ein paar Monate, nachdem Henry mit Leonie Schluss

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