Herzschlagmelodie - Band 1
zurückgekommen.“ Er starrte auf den See und ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. „Falls das mit dir und Henry nichts wird … du hast meine Nummer. Es wäre toll, wenn du dich melden würdest .“ Sebastian zog sich seine Basecap ins Gesicht und ging einfach. Ich konnte ihm nicht mehr antworten. Was hatte ich da nur angestellt? Ich sah Sebastian nach, der den Park verließ und hörte kurz darauf ein Auto am Park entlangfahren. Jetzt war er weg. In meinem Smartphone war noch seine Nummer gespeichert, die ich jetzt löschte. Es war einfach besser so.
Henry … alle meine Gedanken kreisten um ihn. Ich wollte ihn sprechen, doch er war noch immer nicht durch den Park gekommen. Ob er wohl wirklich einen Umweg gefahren war? Ich sah auf meine Uhr. Es war 20:27 Uhr. Selbst wenn sie noch bis zur Schließung um acht Uhr im Wonderland gewesen wären, müsste Henry jetzt bald mal hier vorbeifahren.
Ich wartete noch bis neun Uhr, dann gab ich es auf. Vielleicht war er ja wirklich einen Umweg gefahren und saß längst zu Hause vor seinem Computer. Ich fuhr los, aus dem Park hinaus und die Straße hinunter. Vor Henrys Haus hielt ich an und stieg ab. Es standen zwei Autos in der Einfahrt, seine Eltern waren also da.
Doch was ich dann an der Haustür sah, machte mich wirklich fassungslos. Dort stand nicht nur Henrys Fahrrad, sondern auch noch vier weitere. Zwei Räder erkannte ich sofort. Es waren die von Sophie und Candra, ich war mir ganz sicher!
Ich stand noch eine ganze Weile in der Einfahrt und wusste nicht, was ich tun sollte. Was sollte das alles bitte werden? Sie waren extra einen Umweg gefahren, um den Park herum, damit sie mir nicht zufällig begegneten? Und nun waren alle bei Henry zu Hause?
Da stand ich nun, ganz allein. Die Luft um mich herum kühlte langsam ab und der Himmel färbte sich lila-rosa, als die Sonne unterging. Eigentlich war es eine schöne Stimmung, doch ich konnte dieses herrliche Naturschauspiel nicht genießen.
Henry war zu Hause. Ich war mir nun sicher, dass ich ihn liebte und wollte. Auch auf die Gefahr hin, dass es nicht mit uns klappen würde. Jetzt, in diesem Moment, wünschte ich mir nichts sehnsüchtiger, als in seinen Armen zu liegen, seinen Duft zu riechen und seine Stimme zu hören. Ich wollte von ihm angesehen und angelächelt werden, seine Haut ertasten und seine Lippen küssen, neben ihm einschlafen und aufwachen. Doch offensichtlich hatte ich alles ruiniert.
Als ich dort stand und auf die Fahrräder sah, bemerkte ich, wie mir unwillkürlich die Tränen aus meinen Augen schossen. Doch ich wischte sie nicht weg. Mein Körper bebte und am liebsten hätte ich laut losgeschrien.
Langsam wandte ich mich ab und lief nach Hause. Das Rad stellte ich in der Garage ab und ging durch die Haustür hinein. Meine Mutter stand in der Küche und kochte, das konnte ich bereits im Hausflur hören, denn eine ihrer Kochshows lief. Sie zeichnete sie gerne auf, um die Gerichte anschließend nachzukochen. Mein Vater war im Wohnzimmer, denn ich hörte den Fernseher. Es lief eine Sportsendung und gerade war wohl eine Spielunterbrechung. Ich lauschte den Geräuschen, als ich schweigend im Flur stand. Bis in mein Zimmer würde ich es sicher nicht schaffen, ohne bemerkt zu werden. Dann würden die Fragen kommen, warum ich weinte, was denn los wäre und ob Henry Schuld daran hätte. Also blieb mir nichts anderes übrig als zu improvisieren.
„ Mom?“, rief ich und begann durch den Flur zu humpeln.
„Bin in der Küche!“, rief sie und hackte etwas auf dem Schneidbrett klein. Sie ließ sich nicht von meinem Rufen beirren. Ich humpelte weiter in die Küche und schleppte mich schluchzend an die Küchenzeile. Dabei hielt ich mir mein Knie.
„Was ist denn mit dir passiert?“ Meine Mutter ließ sofort alles stehen und liegen, als sie mein verheultes Gesicht sah. Ich wusste zwar nicht, wie schlimm ich ausschaute, doch es reichte aus, um ihr einen gehörigen Schreck einzujagen.
„Ich bin mit dem Rad gestürzt. Im Park ist mir ein Kaninchen vors Fahrrad gesprungen und dann bin ich hingefallen.“ Mom half mir, mich auf einen der Barhocker zu setzen und nahm mich in den Arm. Genau das brauchte ich jetzt! Ich drückte sie fest an mich und weinte mich in ihren Armen aus. Es tat so gut, einfach mal weinen zu können.
„Sollen wir dich ins Krankenhaus fahren? Tut dir was weh?“, fragte sie mich und schaute mich von oben bis unten an.
„Nein, nein … Ich konnte mich abrollen, aber mir
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