Herzschlagmelodie - Band 1
meinem seltsamen Tag. Dabei erzählte ich aber nicht alles. Ich verschwieg ihm zum Beispiel den Kuss zwischen mir und Henry, erwähnte nur, dass wir uns gestritten hatten, dass die Party eine Katastrophe gewesen war und dass der heutige Tag eigentlich schön angefangen, aber absolut nicht gut geendet hatte.
„Was?!“ Sebastian konnte es kaum glauben. „Die haben dich einfach allein fahren lassen? Unglaublich … Warum hast du mich nicht sofort angerufen? Wir waren mit dem Auto da, dann hätte ich dich mitgenommen! Das geht ja mal gar nicht … Du bist ein Mädchen und es wird bald dunkel. Es gibt zwar einen Fahrradweg, aber über einige Kilometer sind an der Straße nur Felder und Wald, es hätte dir sonst was passieren können! Was sind denn das für Freunde?“ Endlich sagte das mal jemand!
„Ich weiß nicht.“ Die ganze Situation war so merkwürdig, dass ich am liebsten wieder geheult hätte. Eigentlich war ich gar nicht besonders weinerlich, aber die letzten Tage hatten mich zu einer waschechten Heulsuse gemacht. „Ich verstehe das einfach nicht. Es muss ja an mir liegen … Ich bin die Wurzel allen Übels!“ Ich spürte, wie mir die Tränen mit Macht in die Augen schossen, weshalb ich sie schloss und meinen Kopf in den Nacken legte. Jetzt vor Sebastian loszuflennen, das wäre wirklich oberpeinlich!
„Es ist natürlich nie schön, wenn man sich streitet, aber ihr wart doch auf einem guten Weg , euch wieder zu versöhnen? Dass man sich da nicht gleich um den Hals fällt, ist doch klar. Und dass dieser Paul so fies zu dir ist, verstehe ich zwar auch nicht so ganz, aber wenn er schon immer so war … naja. Was deine beiden Freundinnen jedoch angeht, muss ich ehrlich sagen, da fällt mir nicht mehr viel zu ein. Sie müssten eigentlich zu dir stehen. Vielleicht haben sie ja den Jungs ins Gewissen geredet und wollten deshalb mit ihnen allein sein?“ Sebastians tröstende Worte erreichten mich nicht wirklich, denn ganz tief in mir drin hatte ich mir bereits ein hartes Urteil über sie alle gebildet.
„Vielleicht, ich weiß es nicht ...“, flüsterte ich und warf den Enten noch ein paar Stückchen Brot zu, die sie schnatternd fraßen.
„Ruf sie doch einfach heute Abend an. Sag ihnen, wie du dich fühlst. Also Sophie oder Candra. Ruf nur eine von ihnen an und rede mit ihr, dann hast du Klarheit.“ Als Sebastian dies sagte, legte er plötzlich seinen Arm um meine Schulter und zog mich zu sich. Die Wärme seiner Hand breitete sich auf meiner Schulter aus und ich genoss es. Mein Gesicht lag direkt an seinem Hals und ich hatte nichts dagegen, ein Weilchen so zu sitzen. Es war schön, ihm so nah zu sein und seinen Körper zu spüren. Überhaupt einen Menschen bei mir zu haben. Sebastian streichelte mir über den Oberarm und legte seine andere Hand auf meine, die auf meiner Tasche ruhte.
„Das wird schon wieder ...“, flüsterte er und neigte plötzlich sein Gesicht zu meinem, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben. Ich sah zu ihm und wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Es war einfach toll, dass Sebastian jetzt hier bei mir war und mir solchen Mut zusprach, obwohl wir uns so lange nicht gesehen hatten.
„Danke, du bist toll. Wenn ich dich nicht hätte“, sagte ich und neigte mein Gesicht so, dass ich ihn auf die Lippen küssen konnte. Nur flüchtig. Nur für einen kurzen Moment. Dann zog ich mich zurück und starrte auf den See. Was … hatte … ich … denn da bitte angestellt? ! Mit weit geöffneten Augen starrte ich die Enten an und zog meine Schultern hoch. Ach du Scheiße! Jetzt würde er sicher aufstehen und gehen oder mich fragen, was das sollte. Mich auslachen oder sonst was! Verdammt!
Ich kniff meine Augen zu und hoffte auf ein Wunder. Einen Blitzschlag vielleicht oder eine Erdspalte. Es war mir sogar egal, wen sie verschlang. Mich oder ihn, Hauptsache ich müsste das jetzt sicherlich folgende peinliche Gespräch nicht miterleben.
Doch plötzlich fühlte ich seine Fingerspitzen über meine Wangen streichen. Nanu? Was wurde das denn? Als ich zu Sebastian aufsah, bemerkte ich ein glückliches Lächeln und ehe ich irgendwas sagen konnte, küsste er mich einfach zurück. Seine Lippen bewegten sich sanft gegen die meinen und ich konnte ihm nicht widerstehen. Ich schloss meine Augen und ließ ihn einfach machen, denn so wie es sich anfühlte, wusste Sebastian, was er tat. Er öffnete seinen Mund und biss mir sanft auf meine Unterlippe, wurde immer fordernder, was mich jedoch etwas
Weitere Kostenlose Bücher