Herzschlagmelodie - Band 1
doch auch nicht gut dabei ...“ Sophie sah immer wieder zu den Fahrradständern hinüber und ich glaubte, dass auch sie am liebsten sofort losgefahren wäre, um die Situation aufzuklären.
„Aber was ist mit Sebastian?“, warf Paul in die Runde.
„Der hat mir gründlich meinen Plan versaut ...“, gab Sophie zu. „Doch ich habe schon eine neue Idee. Zuerst beobachten wir mal, wie sich das zwischen den beiden entwickelt. Egal was kommt, wir ziehen den Plan weiter durch!“ Sie sah uns alle ernst an. „Das heißt, ich werde ab heute deine Freundin sein, Henry, und du, Paul, du wirst dich da nicht einmischen. Bestätige nur, dass er glücklich ist. Es wird sie stören, dass ich mit ihm zusammen bin und dann wird sie merken, was sie für dich fühlt, Henry. Wir müssen alle mitmachen. Einen Versuch ist es zumindest wert … Wenn das nicht klappt, dann weiß ich auch nicht weiter.“
Alle nickten, nur ich war mir noch immer unsicher, ob ich das wirklich durchziehen wollte.
„Du testest sie ja nur. Ich will weiterhin mit Julie befreundet sein, auch wenn’s schwer wird. Aber ich will, dass es ihr gut geht und notfalls ...“ Sophie biss sich auf ihre Lippen und sah erneut zu den Fahrradständern, obwohl Julie schon länger weg war. „Ich könnte es verstehen, wenn sie mich danach hasst. Aber ich muss das einfach tun. Andernfalls hätte ich ein so schlechtes Gewissen, weil ich ihr nicht geholfen hätte, dass ich ihr nicht mehr in die Augen sehen könnte.“ Wir schwiegen eine Weile, bevor wir uns auf den Weg zu mir nach Hause machten. Julie war sicher schon in ihrem Zimmer, weshalb wir uns leise zu meinem Haus schlichen und unsere Räder abstellten.
„Okay, aber leise. Meine Eltern sind sicher noch im Wohnzimmer. Wenn sie so viele auf einmal sehen, könnte es eine Diskussion geben. Also benehmt euch“, flüsterte ich und ging voraus. Meine Eltern waren tatsächlich im Wohnzimmer, wo sie allerdings fernsahen.
„Ich bin wieder da!“, rief ich. „Paul kommt noch mit hoch“, fügte ich hinzu und flüsterte leise: „Los jetzt!“
„Willkommen zurück! Schön, dass wir dich auch mal zu Gesicht bekommen ...“, rief mein Vater aus dem Wohnzimmer, ohne jedoch zu mir herüberzusehen. „Seid nur nicht so laut!“, rief er noch.
„Alles klar!“, rief ich zurück und scheuchte gleichzeitig alle nach oben.
Wir unterhielten uns gerade, als mein Smartphone klingelte. Als ich Julies Namen aufleuchten sah, wusste ich nicht, was ich tun sollte.
„Soll ich rangehen? Sie wird sicher mit mir sprechen wollen“, fragte ich in die Runde.
„Nein, lass es klingeln, du sollst ja nicht immer auf Abruf für sie da sein. Sie soll merken, dass du etwas Besonderes bist, also gib jetzt nicht nach.“ Sophie nahm mir mein Handy ab und legte es beiseite. Doch es klingelte immer und immer wieder.
„Es scheint aber wichtig zu sein ...“
„Merkst du nicht, dass du total süchtig bist? Sie ruft an und du willst alles stehen und liegen lassen. Das ist nicht gut. Selbst wenn ihr jetzt in einer Beziehung wärt, könnte das vieles kaputt machen. Du himmelst sie ja förmlich an und sie sieht das einfach nicht. Aber sie muss es sehen! Das kann sie aber nicht, wenn du weiterhin alles für sie tust!“ Sophie legte ihre Hände auf meine Schultern und sah mich mit festem Blick an. „Du schaffst das! Der Anfang ist hart und es tut sicher auch weh. Du fühlst dich schuldig und schlecht, aber es wird werden. Das funktioniert, glaub mir!“ Sie war sich da so sicher – ganz im Gegensatz zu mir.
Julie gab nicht auf und so durfte ich irgendwann doch ans Telefon gehen, sollte sie aber abwürgen, wegdrücken und ihr sagen, dass ich keine Zeit für sie hätte.
„Sie sitzt jetzt sicher zu Hause und weint ...“ Ich wollte zu ihr und sie trösten, ihr sagen, dass ich immer für sie da sein würde und dass es mir leid täte. Ich war hin und her gerissen.
„Na und? Dann heult sie eben, richtig so! Sie hat es doch gar nicht anders verdient!“ Paul stand auf und schrie mich beinahe an.
„Nicht so laut! Meine Eltern!“, zischte ich erschrocken.
„Ja Mann, ist ja gut. Aber mal im Ernst, sie hat es verdient. Mehr sage ich dazu nicht, das regt mich eh nur wieder auf ...“ Paul stromerte durch mein Zimmer, bis er sich auf den Schreibtischstuhl fallen ließ und nervös mit seinem Fuß wippte.
„Naja, verdient ...“, meinte Candra und nestelte in ihren Haaren herum. Sie blickte scheu in die Runde, traute sich kaum weiterzureden.
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