Herzschlagmelodie - Band 1
schon geküsst!“
„Weil sie betrunken war.“ Paul schaffte es gekonnt, all meine kleinen Triumphe in Wohlgefallen aufzulösen.
„So betrunken nun auch wieder nicht ...“
„Betrunken genug, um am nächsten Tag ihren Fehler zu bemerken und dir zu sagen ...“ Er setzte sich plötzlich aufrecht hin und begann affektiert mit den Wimpern zu klimpern, mimte dabei eine übertriebene Art der Weiblichkeit und sprach mit verstellter, hoher Stimme: „Sorryyyy, aber wir bleiben Freunde, ja? Ich habe nur Sex mit Idioten, denen ich nichts bedeute, hihi! Weil ich ein Mädchen bin!“ Dann lehnte Paul sich zurück ans Bett und warf mir einen flehenden Blick zu.
„Ich liebe sie nun mal. Was soll ich machen? Ich will sie. Und zwar nur sie.“
„Das geht da rein und da wieder raus ...“ Paul deutete auf sein Ohr und machte mit seinem Zeigefinger eine spiralförmige Bewegung, während er seine Augen erneut verdrehte. Dass ihm nicht schwindelig dabei wurde …
„Ich sag ja nur ...“
„Jaha, schon kapiert. Ich hab’s so oft gehört, ich kenne jeden Satz von dir. Blabla zusammen einschlafen, blabla zusammen aufwachen. Küssen und festhalten und was weiß ich. Wenn du wenigstens mal an Sex denken würdest, könnte ich es ja noch verstehen, aber so ...“ Paul schien das Bier langsam zu Kopf zu steigen.
„Naja, daran denke ich natürlich auch ...“ Oh ja, Sex mit Julie wäre sicher toll. Ich seufzte und bekam eine weitere Flasche Bier in die Hand gedrückt. „Ich habe meine erste doch noch nicht einmal leer ...“, meinte ich protestierend, während ich die neue Flasche wegstellte.
„Du solltest anfangen zu trinken, dann geht’s dir sicher besser.“ Wir schwiegen eine Weile, während wir tranken und spielten.
„Aber du benimmst dich morgen, ja? Versprich es mir!“, sagte ich dann, bereits leicht angeheitert.
„Kommt drauf an. Ich habe echt keine Lust darauf, deine holde Angebetete zu sehen. Schließlich leidest du wegen ihr bereits seit Monaten. Wenn sie das wenigstens mal checken würde. Sie könnte ja sagen, ja oder nein und dann wäre es gut. Und verraten darf ich auch nichts, du hast mich ja zum Schweigen verdonnert. Wenn es nach mir ginge, würde ich jetzt zu ihr rüberlaufen und sagen: Hey, Henry liebt dich. Du ihn auch? Ja? Nein? Entscheide dich jetzt! Und dann wäre die Sache gelaufen. Wenn sie Ja sagt, toll. Du jammerst mir nicht mehr die Ohren voll und alles ist schön. Nein? Pech gehabt, dann wird’s Zeit für was Neues.“
„Naja ...“, murmelte ich.
„Nicht naja! Ich stehe dir seit Jahren zur Seite und habe die komplette Entwicklung von euch miterlebt. Wie du sie getröstet hast, als dieser Sebastian weggezogen ist und du nicht wusstest, ob du in sie verliebt bist. Dann kamst du mit Leonie zusammen, die, seien wir mal ehrlich, einfach nur hammergeil war. Solche Dinger und so supersexy, die Frau … und die lässt du gehen! Gut, aber das ist Geschichte … Aber irgendwann reicht’s einfach. Ich entwickele langsam einen richtigen Hass auf Julie! Allein wenn ich sie schon sehe, würde ich sie am liebsten packen und mal ordentlich durchschütteln! Ich finde es einfach nicht okay, was sie mit dir macht!“ Paul redete sich in Rage, was ich nun meinerseits damit zu besänftigen versuchte, dass ich ihm sein drittes Bier reichte.
„Trink“, meinte ich und er nahm die Flasche gerne an.
„Versteh mich nicht falsch, an sich mag ich Julie ja. Sie ist echt nett, aber sie macht mich zugleich auch wirklich wütend!“, fügte Paul noch hinzu, während er trank. „Das morgen wird echt hart werden. Ich glaube nicht, dass ich mich zurückhalten kann ...“
Am nächsten Tag fuhren wir zum Wonderland. Leon war ebenfalls pünktlich, sodass wir knapp nach den Mädels ankamen. Das lief ja schon mal gut. Leider konnte Paul sich nicht wirklich zurückhalten und ich fühlte mich schrecklich, Julie so abweisend zu behandeln, wie wir ausgemacht hatten. Am liebsten wäre ich ihr um den Hals gefallen, aber das ging nicht. Sophies Plan war einfach, aber genial und ich würde alles zerstören, wenn ich nun zu nett zu ihr war.
Manchmal musste man etwas oder jemanden erst verlieren, um zu erkennen, wie wichtig einem diese Person war. Ich sagte mir diesen Satz immer und immer wieder in Gedanken und sah Julie nicht an.
Als jedoch dieser Sebastian auftauchte, drohte alles ins Chaos zu stürzen. Ich sah zu Sophie, die total schockiert war, denn damit hatte selbst sie nicht gerechnet.
„Wer ist das?“,
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