Herzschlagmelodie - Band 1
lehnte sich zurück, ve rschränkte seine Arme hinter dem Kopf und starrte auf den See hinaus.
„Ja ...“, murmelte ich.
„Wir wollen Zelten gehen. Also Paul, Leon und ich. Gregor hat leider keine Lust. Naja, was heißt leider. Dann können wir wenigstens ruhig schlafen! Sophie und Candra kommen auch mit. Ich glaube, zwischen Candra und Leon hat es gefunkt, die zwei verstehen sich echt gut.“
„Und ich darf mich dann mit Paul rumschlagen?“ Ich schnaubte beleidigt auf, doch dann blieb mir das Herz stehen. War ich überhaupt eingeladen? „Ich meine, wann wollt ihr fahren? Ich kann nicht mit.“ Nein, das wollte ich mir nicht antun.
„Was redest du denn da?“, fragte Henry, der lachen musste.
„Sorry, ich dachte, wir fahren alle gemeinsam, aber ich gehöre ja nicht mehr dazu.“ Ich stand auf und wollte gehen.
„Natürlich fahren wir gemeinsam! Das war eine Einladung! Ich würde dir das doch nicht erzählen, wenn ich nicht wollte, dass du mitkommst!“ Henry blieb sitzen und ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte. Nach Hause? Oder mich wieder hinsetzen?
„Aber was soll ich denn da?“ Vor einem Jahr waren wir auch Zelten gewesen. Henry und ich. Naja, und Paul mit noch einem Kumpel. Ich schlief in meinem eigenen Zelt, die Jungs in einem Dreierzelt. Das hatte echt Spaß gemacht . Meine Eltern hatten davon natürlich nichts gewusst, sonst hätte ich niemals fahren dürfen.
„Naja, Paul hat doch bereits den Führerschein. Sein Onkel hat einen großen Wagen, den er ihm leihen würde. Da passen wir alle rein. Das wird sicher toll! Ich nehme die Gitarre mit, wir grillen, erzählen uns Geschichten ...“ Henry schwärmte davon, aber ich stellte mir die Situation schrecklich vor. Candra und Leon würden miteinander kuscheln. Und Henry? Er und Sophie würden im Zelt verschwinden und weiß Gott was miteinander anstellen. Dann blieb mir nur Paul. Super.
„Fahrt ruhig ohne mich“, murmelte ich und griff nach meiner Tasche, um aufz ubrechen.
„Aber ...“
„Kein aber.“ Nur mit Henry würde ich fahren. Ganz allein mit ihm in einem Zelt, nah beieinander. Ich schluckte schon wieder, denn in meinem Hals bildete sich ein immer größerer Kloß. „Du bist mit Sophie zusammen, Candra sicher bald mit Leon. Und was ist mit mir? Paul und ich würden uns doch die ganze Zeit nur streiten. Das macht dann die ganze Stimmung kaputt und das Wochenende, oder wann auch immer ihr das machen wollt, wäre im Eimer.“
„So fest sind Sophie und ich noch nicht zusammen. Wir lernen uns ja gerade erst kennen, telefonieren, chatten. Wir haben uns ja noch nicht einmal geküsst. Das will ich erst machen, wenn ich mir sicher bin. Und Leon? Er ist mit Candra ins Kino gegangen, aber sie lernen sich auch erst kennen.“
Henry sah mich an. Ich hatte bei seinem neutralen Gesichtsausdruck das Gefühl, dass er mir etwas verheimlichte. Er schaute weder erleichtert, noch freundlich, noch betrübt, sondern einfach nur distanziert und nichtssagend. Was verbarg er vor mir? Ich presste meine Lippen zusammen und sah mich um. Ich wollte nach Hause, in mein Zimmer. Mir die Spieluhr anhören. Nein! Stopp! Ich krallte meine Hand fest in die Tüte und sah wieder zu Henry. Ich musste ihm sagen, was ich fühlte. Auch wenn Sophie dann unglücklich werden würde? Konnte ich das einer Freundin antun, die scheinbar alles dafür tat, mich und Henry wieder einander näherzubringen? So eine war ich nicht, daher blieb mir nichts anderes übrig, als die Situation zu akzeptieren.
„Wir wollten in vier Wochen fahren, übers Wochenende. Dann hat die Schule zwar schon wieder angefangen, aber da haben alle Zeit. Es wäre toll, wenn du auch mitkommst. Ohne dich würde es doch gar keinen Spaß machen.“ Warum wollte Henry mich unbedingt dabei haben?
„Ich weiß nicht. Lass mich da noch drüber nachdenken. Ich muss dann auch nach Hause!“
Henry stand auf und ging neben mir her. Wir schwiegen den ganzen Weg über. Als wir unsere Häuser erreichten, meldete er sich aber wieder zu Wort: „Also kann ich Sophie sagen, dass sie dich anrufen darf?“ Henry blieb stehen und steckte seine Hände in die Hosentaschen.
„Ja“, antwortete ich nach kurzem Zögern und drehte mich flüchtig zu ihm, zwang mich zu einem Lächeln und ging dann zur Haustür. Ich kramte nach meinem Schlüssel und stocherte im Schloss herum, bis ich es endlich traf und aufschließen konnte. Als ich hineinging, sah ich, dass Henry noch immer in der Auffahrt stand und mich ansah. Er hob seine
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