Herzschlagzeilen
könnte ich genauso gut dich fragen«, kontert Luke und lässt die Kamera in seiner Hand langsam sinken. »Jedenfalls ist das hier eine echt interessante Variante, Außentermine wahrzunehmen.«
»Verdammt noch mal, Luke, was soll das?« Ich bin außer mir. »Wieso spionierst du mir nach? Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?« Ich bin entsetzt, fassungslos und traurig. Was ist nur in Luke gefahren? Warum muss er mir alles kaputtmachen? Ich bin doch schon so weit gekommen. Jetzt wird Marc mich ganz bestimmt nicht mehr zu seinem Geburtstag einladen.
»Du kennst den Idioten?« Marc mustert mich misstrauisch.
»Ja, leider. Aber bitte, glaub mir, ich hatte keine Ahnung, dass er hier ist«, sage ich schnell. »Und ich habe auch überhaupt keinen Schimmer, was das eben sollte.«
Luke wirft mir einen vernichtenden Blick zu und geht. Am liebsten würde ich hinter ihm herlaufen, ihn schütteln, ihn fragen, was das jetzt war. Aber ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, Marc festzuhalten, der aussieht, als wolle er Luke hinterherstürmen und ihn umbringen. Auf einmal dreht er sich zu mir um. Aus seinen Augen blitzt eiskalte Verachtung.
»Du hast das alles inszeniert«, wirft er mir vor und fährt sich mit der linken Hand durch die schwarzen Locken.
»Was? Nein! Wie kommst du denn darauf?« Entsetzt starre ich ihn an. Das ist jetzt doch nicht sein Ernst, oder? Marc Behrendt glaubt, ich hätte das alles nur inszeniert, um mit ihm fotografiert zu werden? Vor lauter Aufregung wird mir ganz schlecht. Okay, der Sekt ist vielleicht auch nicht ganz unschuldig daran, ich habe keine Ahnung, wie viele Gläser ich eigentlich getrunken habe.
»Ich glaube, du fährst jetzt besser nach Hause.« Marcs Stimme klingt plötzlich ganz kalt. Und mich plagt das schlechte Gewissen. Denn, verdammt noch mal, er hat ja sogar recht. Zwar hatte ich keine Ahnung, dass Luke hier auftauchen würde, aber es stimmt ja, ich habe die ganze Sache mit Marc wirklich nur inszeniert, um an ihn ranzukommen. Damit, dass meine Gefühle so Purzelbäume schlagen würden, hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Ich merke, wie mir Tränen in die Augen steigen. Nur nicht auch noch heulen, denke ich und schlucke und schlucke, um die Tränen wieder loszuwerden. Weiter hinten sehe ich ein Paar in der Dunkelheit verschwinden. Das rote Kleid und der Anzugträger verlassen die Ausstellung. Traurig schaue ich den beiden nach. Warum ist mein Leben die ganze Zeit so schrecklich kompliziert? Und was zur Hölle hat Luke sich eigentlich dabei gedacht?
I sa? Wo kommst du denn her?«
Ich lasse Kiki einfach im Flur stehen.
»Ist was passiert?«
»Lass mich in Ruhe, okay?« Ich stürme ins Bad und schließe die Tür hinter mir zu.
»Danke auch! Zu freundlich!«, schreit Kiki gegen die verschlossene Badezimmertür. Ich höre nicht mehr hin. Lasse mich nur noch auf den Fußboden plumpsen.
In meinem Kopf dreht sich alles. Und mir ist einfach nur schlecht. Marc hat mich immerhin noch bis zur Bushaltestelle gebracht, aber sowie der Bus da war, hat er sich ohne ein weiteres Wort umgedreht und ist gegangen. Kein Auf Wiedersehen, keine Umarmung, kein Abschiedskuss. Und jetzt? In einer guten Woche hat er Geburtstag. Ihm droht eine Entführung. Oder Schlimmeres. Und ich habe keine Ahnung, wer hinter dem Ganzen steckt. Überhaupt bin ich noch keinen Schritt weitergekommen. Im Gegenteil. Vermutlich hat mich dieser Abend eher zurückgeworfen.
Und was war das für eine Aktion mit Luke?
Was ist nur in den gefahren?
Das war doch nie im Leben ein Zufall, dass Luke auf dieser Vernissage aufgetaucht ist. Woher wusste er davon? Und wichtiger noch: Woher wusste er, dass ich da sein würde? Was bezweckt er mit der ganzen Sache? Ein Gedanke schießt so plötzlich durch meinen Kopf, dass mir ganz schwindelig wird. Ist Luke hinter meiner Story her? Treibt er sich deshalb dauernd in meiner Nähe herum, weil er mich um meine Karriere beneidet? Mein Magen fühlt sich auf einmal an, als ob die Schmetterlinge alle nach draußen wollen. Ich schaffe es gerade noch zum Klo.
Eine Viertelstunde später sitze ich immer noch verheult und verrotzt auf dem Badezimmerteppich und fühle mich einfach nur leer. Dabei fing es doch gerade erst an, schön zu werden. Ich fühle immer noch Marcs Lippen auf meinen. Vorsichtig lege ich meinen Zeigefinger auf meinen Mund und streiche behutsam darüber. Beim Gedanken an diesen Moment wird mir ganz warm im Bauch. Ich hatte es geschafft. Marc Behrendt hat mich
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