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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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flauschigen Teppichböden, die Handtücher, die weißer und weicher als Schneewehen sind, und den Inhalt unserer Minibar, die alles andere als mini ist. Ich ziehe sogar die schweren Vorhänge auf und öffne die Fenster, damit Mads den Londoner Verkehrslärm hören kann. Während sie begeisterte Ahs und Ohs von sich gibt, komme ich mir vor wie eine Betrügerin. Ich habe einen Roman geschrieben und ein neues Leben begonnen, und nun wohne ich in diesem Luxushotel und bin unglücklicher als je zuvor. Was für einen Sinn hat es, so etwas Großartiges allein zu erleben? Seit ich hier bin, mache ich nichts anderes, als Fernsehen zu schauen und Ollie zu vermissen. Ich habe ihn sogar zu Hause angerufen, ihm auf Band gesprochen, dass ich in der Stadt bin, und die Nummer des Hotels hinterlassen. Aber bislang herrscht Funkstille. Ich kann nur hoffen, dass er sein Versprechen hält und zu Jewells Party kommt.
    Ich beschließe, Mads nicht zu erzählen, dass ich Ollie angerufen habe. Sie wird nicht begeistert sein, wenn sie mitkriegt, dass ich seine Nummer sechsmal gewählt habe, nur damit ich seine Stimme auf dem AB hören und wieder dieses wohligwarme Kribbeln in mir spüren kann. Ich möchte nicht, dass meine beste Freundin mich für eine durchgeknallte Stalkerin hält.
    Das bin ich nämlich nicht. Ich nehme nur mein Schicksal selbst in die Hand, nicht wahr?
    »Katy!« Ein empörter Ruf ertönt blechern aus dem Lautsprecher. »Nun sag doch schon! Was ziehst du heute Abend an? Und mit welchen Schuhen? Erzähl, sofort!«
    Gehorsam tappe ich zu dem riesigen Kleiderschrank – in dem ich wahrscheinlich Faune und Löwen vorfinden werde –, klappe ihn auf und betrachte das zauberhafte grüne Kleid von Alice Temperley mit den unzähligen Perlen und Stickereien, das mit Sicherheit das schönste Gewand ist, das ich je gesehen habe. Darunter stehen die Riemchenpumps von Jimmy Choo, die ich tragen werde, wenn ich über den roten Teppich tänzele – hoffentlich ohne dabei umzuknicken. Es ist bittere Ironie, dass ich früher bestimmt vor Freude fast gestorben wäre, wenn ich etwas so Schönes hätte mein Eigen nennen können, mich aber jetzt so lasch fühle wie ein Glas Cola, das seit einer Woche rumsteht.
    Ich betrachte die neue durchtrainierte und glatthaarige Katy Carter in dem gewaltigen Spiegel. Und vermisse plötzlich die kurvige Version meiner selbst mit der wilden krausen Mähne so sehr, dass es schon fast körperlich schmerzt.
    Ich sacke aufs Bett. »Ich hab es so satt, jedermann zu belügen!«
    »Ist doch nur noch für kurze Zeit«, säuselt Mads in ihrer Küche beruhigend. »Und denk doch an dein Schreiben. Du hast bestimmt Superstoff sammeln können an der Seite von Mr Rochester.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass Mr Rochester jemals zur Maniküre ging.« Nennt mich heuchlerisch, aber irgendwas stimmt nicht, wenn ein Mann im Badezimmer länger braucht als ich.
    »Aber es ist doch so«, erwidert Mads so geduldig wie jemand, der einer Amöbe die Teilchenphysik zu erklären versucht, »dass die Frauen landauf, landab Gabriel sexy finden. Er ist genau das Material, das du brauchst, der Sinn und Zweck deiner ganzen Heldensuche.«
    Ich murmle zustimmend und versuche die leise Stimme in mir zu überhören, die hartnäckig behauptet, Ollie in seinem löchrigen Seemannspulli, mit verwaschenen Levis und nackten braunen Füßen sei Millionen Mal erotischer als der atemberaubend schöne Gabriel.
    »Katy! Verschweigst du mir irgendwas?«
    Ist es nicht einfach furchtbar, dass Freundinnen einen immer durchschauen?
    »Die Sache mit James ist doch wohl inzwischen ausgestanden?«
    Muss ich etwa Maddy ihre Stellung als beste Freundin aufkündigen? Ihre Fragen sind viel zu indiskret. Ich habe ihr erzählt, dass ich meine Rolle als Gabriels Freundin wegen Sebs Verhalten aufgebe. Aber ich habe eben nicht erklärt, warum ich so aufgebracht bin. Mads wittert nun natürlich, dass da was im Busche ist. Doch ich muss mich zum Glück nicht weiter in Lügen verstricken, weil nämlich jemand zackig an die Tür klopft und sich dann mehrfach nervös räuspert. Es handelt sich um den Hoteldirektor, der nun ins Zimmer späht.
    »Verzeihung, Madam, aber an der Rezeption ist ein Herr, der Sie unbedingt sehen möchte. Er ist sehr hartnäckig. Soll ich ihn hochschicken?«
    Oh mein Gott! Mein Herz fängt in meinem Brustkorb das Headbangen an, und mir wird ganz schwindlig. Ollie! Er hat meine Nachricht abgehört und den ganzen weiten Weg zurückgelegt, um mich

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