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Herztod: Thriller (German Edition)

Herztod: Thriller (German Edition)

Titel: Herztod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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finden Sie nicht?« Annette schüttelte den Kopf. »Hat Urlaub, verschwindet, meldet sich bei niemandem, taucht wieder auf, will aber nichts erklären … Ich habe vorhin versucht, sie anzurufen, aber sie geht nicht ans Telefon, nicht mal an ihr Handy. Na, wer weiß, was mit der los ist.«
    Dr. Schade atmete tief durch und nickte ihr mit abwesendem Blick zu. Er ist heute sehr unkonzentriert, dachte Annette, als der Arzt sich abrupt umdrehte und die Bibliothek mit schnellen Schritten verließ.
    Ilja war immer ein netter Kerl gewesen, grübelte Roman. Er hatte in all den Monaten nicht ein einziges Mal wirklich großen Ärger mit ihm gehabt. Igor war ihm nicht sympathisch, aber Ilja hatte stets ein offenes Ohr für ihn bewiesen, warfreundlich und interessiert gewesen und dankbar, dass der Deutsche sich für keine Arbeit zu schade war.
    Roman wusste, dass eine Mail an den Heimleiter nicht unbedingt die schlaueste Idee war, um nach den vermittelten Kindern zu fragen, aber immerhin ein sehr direkter Weg, der Angelegenheit nachzugehen, wie er am nächsten Tag nach vielen Stunden Grübelei entschied. Der Versuch, eine deutsche Behörde einzubeziehen, würde wahrscheinlich schon im Vorzimmer scheitern. Sie haben Dokumente fotografiert? Die Adressen stimmen nicht? Und? Hat sich wohl jemand verschrieben oder geirrt. Und selbst wenn jemand sein Unbehagen nachvollziehen könnte und aktiv werden würde – was wäre die Konsequenz? Irgendeine offizielle Anfrage, auf die niemals jemand antworten würde. Nicht in Russland. Nur keine Vorurteile, aber …
    Am späten Abend schickte Roman Ilja schließlich eine Mail, an der er eine gute Stunde gefeilt hatte, bis er sie für geeignet hielt, unschuldiges Interesse zum Ausdruck zu bringen.
    Lieber Ilja, ich lebe inzwischen in Hamburg und werde bald mein Studium aufnehmen. Die Zeit bei Euch werde ich niemals vergessen. Leider hatte ich keine Gelegenheit mehr, mich von allen Kindern zu verabschieden. Bitte grüß sie von mir, auch Pawel und Jakow, die ja inzwischen in neuen Familien leben. Ist es eigentlich möglich, den beiden eine Postkarte zu schicken? Ich hatte ihnen versprochen, Postkarten mit Motiven vom Hamburger Hafen zu schicken, und würde mich freuen, wenn Du Dir die Mühe machen könntest, mir ihre Adressen zu mailen. Ich würde mein Versprechen gerne halten.«

7
    Hannah schrieb ihren Abschlussbericht nach dem Frühstück auf dem Balkon. Achim hatte sie ermuntert, übers Wochenende in Hamburg zu bleiben. Da er selbst eine Fortbildungbesuchte, sollte sie sich ruhig freien Herzens ein paar Tage in ihrer Heimatstadt gönnen. Freien Herzens. Ein schöner Ausdruck, obwohl er so gar nicht zutraf. Aber einen Versuch war es wert. Später streifte sie mit Kotti durch Winterhude und lief zweimal an ihrem Elternhaus vorbei. Niemand saß auf der Terrasse. Natürlich nicht.
    Als sie am späten Nachmittag in die Pension zurückkehrte, war sie müde und unschlüssig, ob die Idee wirklich so gut war, wie sie zunächst geklungen hatte. Es gelang ihr nicht, den Fall auch innerlich abzuschließen, schon gar nicht hier. Zu viele lose Enden, in denen sich ihre Gedanken ständig verhedderten, zu viele persönliche und bleischwere Erinnerungen, die sich ungefragt einstellten und ihre Wahrnehmung verzerrten. Es wäre schlauer, die Zelte abzubrechen und nach Hause zu fahren, um Distanz zu gewinnen, in jeder Hinsicht, überlegte sie. Oder aber sie spielte noch für zwei Tage die Touristin und versuchte nebenbei auf eigene Faust agierend festzustellen, dass es keinen Fall mehr für sie zu bearbeiten gab. Der Kompromiss gefiel ihr, er klang nach einem vernünftigen Abschluss.
    Sie buchte kurzerhand eine Vorstellung im St.-Pauli-Theater und am Samstag einen Vierstundentörn auf einem Großsegler, um jeweils anschließend nach Altona zur Wohnung von Caroline Meisner aufzubrechen. Auf eigene Faust zu agieren klang aufregender, als es war. Es bedeutete in diesem Fall zunächst nichts anderes, als so unauffällig wie möglich für einige Stunden einen Beobachtungsposten einzunehmen und abzuwarten, ob etwas Bemerkenswertes geschah – eine schlichte Observierung, die manchmal zu erstaunlichen Erkenntnissen führte, in der Regel jedoch sterbenslangweilig war und sich häufig im Nachhinein als überflüssige Maßnahme herausstellte. Ihr war bewusst, dass sie Schaubert eigentlich hätte informieren müssen, erst recht über die Entscheidung, die Besucher des Hauses nach kurzem Zögern mit ihrer Handykamera zu

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