Herztod: Thriller (German Edition)
schüttelte den Kopf, als wäre ihm der Gedanke erst in diesem Moment gekommen. Der Barkeeper servierte Hannah Espresso und eine Schale mit köstlich duftendem italienischem Gebäck.
»Was ist passiert, Dr. Schade?« Hannah rührte zwei Löffel Zucker in ihren Kaffee. Sie fühlte sich hellwach.
»Tragen Sie ein Mikro an Ihrem Körper?«
»Nein.« Sie hob eine Hand. »Sie müssen mir vertrauen. Es bleibt Ihnen gar nichts anderes übrig.«
Er starrte einen Moment ins Leere. »Schlimmer kann es immer noch kommen, aber …« Er trank einen Schluck und setzte sich dann gerade auf. »Wie dem auch sei, vielleicht haben Sie recht.« Er atmete tief aus. »Alles begann mit der Einladung nach Finnland. Im Juli bin ich zu einer Tagung nach Helsinki eingeladen worden. Der Kongress war weder besonders hochkarätig besetzt, noch entsprach er hundertprozentig meinem Fachgebiet, aber die Einladung schmeichelte mir, und das Thema interessierte mich dennoch – es ging um neue OP-Techniken in der Gefäßchirurgie …«
Na bitte, dachte Hannah. »Wer hat Sie eingeladen?«
»Die ausrichtende Organsisationsfirma nennt sich Kongress-Management Hamburg …«
»Und Sascha Biltner ist der Geschäftsführer«, ergänzte Hannah.
»Richtig. Wie sind Sie eigentlich auf den Namen gestoßen?«, fragte Dr. Schade.
»Reiner Zufall, mit einer Portion Ermittlerspürsinn gemixt.« Hannah lächelte. »Das ist die Wahrheit. Über Details kann ich aber nicht sprechen.«
»Nun gut. Biltner war hocherfreut, dass ich die Einladung annahm, und sehr bemüht, mir den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten«, fuhr Schade fort. »Ein hochintelligenter Mann, charmant, gebildet … Am zweiten Tag lud er mich zu einem Ausflug nach Sankt Petersburg ein.«
Hannah spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte. Sie kostete von dem italienischen Gebäck.
»Dort hat er mir ein Angebot gemacht – das können Sie nicht ablehnen, hat er noch hinzugefügt.« Schade verzog das Gesicht. »Was zunächst wie eine Floskel klang, sollte sich später als bittere Wahrheit herausstellen. Ich sollte in einer Privatklinik in Sankt Petersburg eine OP vornehmen. Ein schwer herzkrankes Kind benötigte meine Hilfe, so erläuterte er mir, und mir wurde in dem Augenblick natürlich schlagartig klar, dass die Einladung nach Helsinki nur ein Vorwand gewesen war.«
Hannah lehnte sich zurück. »Man brauchte einen Spezialisten. Und wo genau war der Haken?«
Dr. Schade legte die Hände auf den Tisch. »Ganz einfach: Das Kind benötigte keine übliche Operation, sondern ein Spenderherz – nur damit hatte es eine Überlebenschance – und einen Chirurgen, der Erfahrung und spezielle Kenntnisse auf dem Gebiet der Transplantationstechniken bei Kindern hat.«
Hannah nickte langsam. Schade sah ihr offen ins Gesicht.
»Ich bin an das Transplantationsgesetz gebunden, wie Ihnen vielleicht bekannt ist«, erklärte er. »Es regelt die Zulässigkeit von Organspenden, und entsprechende Eingriffe dürfen ausschließlich in den Transplantationszentren vorgenommen werden, um jeglichen Missbrauch auszuschließen. Es gibt Wartelisten und strenge Vorgaben.«
»Trotz eindeutiger Gesetze und Regelungen hat es in den letzten Monaten jedoch Unregelmäßigkeiten an einigen Zentren gegeben«, wandte Hannah ein. »Oder anders ausgedrückt: Unregelmäßigkeiten wurden aufgedeckt, die sich zu Skandalen ausweiteten, und nun werden alle Zentren sehr intensiv durchleuchtet.«
»So ist es. Es hat sehr viel Wirbel gegeben – zu Recht. In mehreren Fällen wurden medizinische Daten und Untersuchungsergebnisse gefälscht, um Patienten in der Wartelistenach vorne rücken zu lassen, und für einige Ärzte werden die Überprüfungen böse enden, auch zu Recht. Die Bundesärztekammer hat sich eingeschaltet, und man erwägt einschneidende Veränderungen und Kontrollmechanismen.« Schade zögerte. »Ich musste das Angebot ablehnen, in Sankt Petersburg tätig zu werden«, fuhr er fort. »Mein Vorschlag, das Kind nach Deutschland zu bringen, klang aber selbst in meinen Ohren wie eine abwiegelnde Floskel, die wenig Trost bietet – die Wartelisten sind lang, zu lang in manchen Fällen, das ist mir bewusst. Das Kind war nach verschiedenen Therapien sehr schwach, und die Klinik suchte nach dem Ausfall von zwei Medizinern händeringend nach einem Transplantationsspezialisten, erklärte mir Biltner und gab mir deutlich zu verstehen, dass mein Honorar hervorragend sein würde und ich mich bei der Organisation meiner Reise
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