Herztod: Thriller (German Edition)
allerdings.«
»Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen, es tut mir leid. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.« Damit legte sie auf.
Pochna warf einen bedauernden Blick in die Runde. »Ich hab mein Bestes gegeben, normalerweise erliegen die Damen schnell meinem Charme …«
Hannah beschlich plötzlich ein ungutes Gefühl.
Kuse mochte die Observationsarbeit, nicht nur, weil er dabei aufgrund von Personalmangel meistens allein unterwegs war und seine Ruhe hatte. Ihm sah selten jemand den Bullen an, und er hatte ein Gespür dafür, wann er sich mit ganzer Aufmerksamkeit auf seine Aufgabe konzentrieren musste und zu welchen Zeiten er dösen und abschalten konnte. Marie Schade fuhr am späten Mittag in die Uni, und Kuse folgte ihr unauffällig und fuhr dann nach Fuhlsbüttel weiter, kaum dass sie in ihrem Institut verschwunden war.
Michael Folk stand hinterm Tresen und flirtete mit einer Kollegin. Er schenkte Kuse so gut wie keine Beachtung, als der sich einen Cappuccino bestellte und in die hinterste Ecke des Shops verkroch. Interessant wurde der Job erst zwei Stunden später, als Folk Feierabend machte. Zu dem Zeitpunkt hatte Kuse seinen Posten draußen in der Sonne bezogen, wo er Burger aß und Zeitung las und sich hin und wieder vergewisserte, dass der Mann noch im Dienst war. Michael Folk hatte das Handy am Ohr und schlenderte an Kuse vorbei zu seinem Wagen. »Alles klar, ja, hab ich verstanden, bin schon unterwegs. Jaja, ich überzeug mich noch mal. Bis später.«
Kuse hängte sich an Folks Wagen, der über die A7 in Richtung Süden fuhr und schließlich vor einem Studentenwohnheim in Groß Flottbek hielt. Dort blieb er im Auto sitzen und tat das Gleiche wie Kuse: Er wartete. Nach über einer Stunde verließ ein junger Mann das Studentenwohnheim, und kurz darauf stieg Folk aus dem Auto, um ihm zu folgen.
Kuse wartete zwei Minuten, dann setzte er sich ebenfalls in Bewegung. Der junge Mann, dem Folk auf den Fersen blieb, betrat nach einem flotten Spaziergang drei Straßen weiter ein Bistro, und Folk tat es ihm gleich, wobei er sich Mühe gab, möglichst unauffällig zu wirken. Er machte seine Sache gar nicht mal schlecht. Der Verfolgte sah sich zwar hin und wieder aufmerksam um, würdigte Folk aber keines Blickes.
Kuse rauchte eine Zigarette und ging dann ebenfalls ins Lokal. Er bestellte ein Bier und zog sein Handy aus der Tasche, um die Kamera zu aktivieren. Auf dem Weg zum Klo fotografierte er den jungen Mann. Als er zwei Minuten später zurückkehrte, hatten beide das Bistro verlassen.
13
Es ging auf Mitternacht zu, als ihr Handy mit eindringlichem Piep den Eingang einer SMS signalisierte. Hannah schreckte hoch und griff nach ihrem Telefon: »Bar im Parkhotel hinterm Tierpark Hagenbeck, in dreißig Minuten.«
Sie rieb sich die Augen und stand sofort auf. Kotti warf ihr einen verwunderten Blick zu, zögerte aber keine Sekunde, seinen gemütlichen Schlafplatz zu verlassen. Wenige Minuten später saß Hannah im Wagen und schickte vor ihrem Aufbruch sicherheitshalber eine Nachricht an Stefanie Hobrechts Dienstmailadresse. Falls Dr. Schade nicht unter Verfolgungswahn litt oder die Situation in hysterischer Weise überbewertete, waren seine Ängste ernst zu nehmen, und sie hatten es mit Leuten zu tun, die nicht lange fackelten.
Der Tierpark befand sich nur wenige Kilometer vom Klinikgelände entfernt. Hannah parkte gut zwanzig Minuten später im schummrigen Halbdunkel einer Nebenstraße und entschloss sich, Kotti diesmal nicht zurückzulassen. Die Bar war noch gut besucht. Gedämpftes Licht, leise Hintergrundmusik, Gläserklirren; einige Augenpaare folgten ihr und dem Hund, als Hannah den Raum betrat. Doktor Schade entdeckte sie erst, als sie die Theke erreicht hatte und einen Blick in die Runde warf. Er saß an einem abgelegenen Zweiertisch, sah ihr entgegen und trank Espresso. Hannah nickte ihm zu und bestellte ebenfalls Kaffee, bevor sie sich zu ihm setzte.
»Guten Abend«, grüßte sie halblaut. Kotti kroch unter den Tisch.
Der Arzt erwiderte den Gruß. Er sah völlig erschöpft aus.
»Haben Sie Nachtdienst?«
»Bereitschaft. Wahrscheinlich habe ich ein, zwei Stunden Ruhe. Manchmal mache ich einen langen Spaziergang und trinke hier einen Espresso«, erläuterte er. »Ich mag die Gegend um den Tierpark. Früher wollte ich hier wohnen, um die Tiergeräusche Tag und Nacht hören zu können. Fast wäre ich Tierarztgeworden … Hätte ich mich nicht anders entschieden, säße ich heute nicht hier.« Er
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