Herztod: Thriller (German Edition)
Unternehmen mit guter Auftragslage, das sich bei der Organisation von medizinischen Fachtagungen einen Namen gemacht hatte und bislang in keiner Weise negativ auffällig geworden war. Das Gleiche galt für den Geschäftsführer und seine Mitarbeiter. Sascha Biltner war Mitte dreißig; die Porträtfotos zeigten einen dunkelblonden Mann mit blauen Augen und kantigen Gesichtszügen, der sich im gut geschnittenen Anzug selbstbewusst präsentierte. Biltner hatte Betriebswirtschaft und Eventmanagement studiert, in der Messebranche gearbeitet und war vor sechs Jahren zum Unternehmen gestoßen. Zwei Jahre später war er in die Geschäftsführung aufgestiegen, und wiederum zwei Jahre später hatte er die Firma übernommen. Seine Vita gab ansonsten kaum etwas her, und auch ein Bezug zu Russland war nicht erkennbar.
»Natürlich gibt es neben den Festangestellten einen Kreis von Aushilfskräften, aber so weit sind wir noch nicht vorgedrungen, zumal wir ja im Moment zurückhaltend recherchieren müssen«, berichtete Stefanie Hobrecht, als Hannah ins Präsidium zurückgekehrt war. »Auch die OK-Abteilung hat nichts vorliegen.«
»Was ist mit Michael Folk?«, fragte Hannah.
Kommissarin Hobrecht schüttelte den Kopf. »Wenn wir das genauer wissen wollen, müssen wir offiziell werden …«
Hannah winkte ab. »Auf keinen Fall. Doktor Schade steht kurz vor dem Zusammenbruch, und ich glaube nicht, dass der grundlos in Panik geraten ist. Da läuft eine ganz miese Geschichte, die offensichtlich hervorragend organisiert ist.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Wenn der Doktor nicht auspackt … Gibt oder gab es eigentlich im UKE-Transplantationszentrum verstärkt Überprüfungen hinsichtlich der Organvergaben?«
»Nein. Es läuft lediglich die nach den aufgedeckten Skandalenin allen Zentren angesetzte Nachprüfung, und bislang ist nichts Negatives bekannt geworden. Aber das muss nichts heißen. Falls wir diesbezüglich mehr erfahren wollen, ohne mit großen Geschützen aufzufahren, ginge das nur unter der Hand über einen direkten Kontakt.«
Hannah goss sich einen Kaffee ein und stellte sich ans Fenster. Sie hatte noch im Auto mit Krüger telefoniert und um Unterstützung des BKA bei den Nachforschungen gebeten, insbesondere was Sankt Petersburg anbelangte. Ihr Chef hatte zugesagt, aber wissen wollen, ob das tatsächlich noch ihr Fall war. Keine Ahnung, dachte Hannah, doch inzwischen steckte sie so tief mit drin, dass sie nicht einfach abreisen konnte. So etwas Ähnliches hatte sie auch Achim gesagt.
Sie drehte sich um, als Jan Pochna zur Tür hereinkam. Er tätschelte Kotti und blickte dann hoch. »Bezüglich der PCs sollten wir uns keine Hoffnungen machen. Die sind auf anderen Wegen miteinander in Kontakt getreten.« Er lächelte Hannah zu. »Man kann ja auch ganz schlicht telefonieren, oder?«
»Stimmt.« Sie erwiderte das Lächeln. »Sind Sie gut im Bluffen?«
»Wie darf ich das verstehen?«
»Rufen Sie doch mal in der Kongressfirma an und erkundigen sich nach Michael Folk. Wir vermuten, dass er hin und wieder als Aushilfe dort tätig ist.«
»Ernsthaft?«
»Ja. Wahrscheinlich wird man sie zunächst abwimmeln wollen. Geben Sie sich als Kumpel aus. Vielleicht verplappert sich jemand.«
»Ich bin der geborene Kumpel.« Pochna griff sich ein Telefon und stellte den Lautsprecher an. Stefanie Hobrecht gab die Nummer ein. Nach zweimaligem Klingeln meldete sich eine Frau mit professionell wohlklingender Stimme. »Kongress-Management Hamburg, guten Tag, mein Name ist Marina Tulheim. Was kann ich für Sie tun?«
Jan Pochna hob kurz den Blick zur Decke, dann räusperte er sich.
»Ja, hallo, ich … ähm, also Micha hat mir die Nummer für den Notfall gegeben und …«
»Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?«, wiederholte Marina Tulheim gleichbleibend freundlich.
»Ich bin ein Kumpel von Micha Folk, Michael, meine ich. Der arbeitet bei Ihnen, ich glaube, als Aushilfe.«
»Ich sehe gerne mal nach«, entgegnete Marina Tulheim. »Wie lautet Ihr Name?«
»Bernd. Bernd Matties. Micha meinte, dass ich nur im Notfall in der Firma anrufen darf … und, ja, es ist sehr dringend.«
»Bitte warten Sie einen Moment.« Die Leitung war plötzlich still. Pochna grinste. Hannah hob einen Daumen.
Einige Sekunden später knackte es. »Hören Sie bitte, Herr Matties? Wir beschäftigen keinen Mitarbeiter mit dem Namen. Sie müssen sich irren.«
»Ach? Das ist aber merkwürdig. Micha hat mir doch die Nummer gegeben, nur für den Notfall
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