Herztod: Thriller (German Edition)
nicht im Zuge anderer Ermittlungen.
»Und was bringt Ihnen nun die Erörterung dieser alten Geschichte?«, hob Biltner an. »Sie sind jetzt vermutlich genauso schlau wie vorher, oder?«
»Wahrscheinlich haben Sie recht – immerhin kann ich meine Kollegen in Stuttgart entsprechend informieren, die dann ihrerseits sehr wahrscheinlich den Fall zu den Akten legen werden. Es sei denn natürlich, es tauchen weitere Details auf, die den Schluss nahelegen, dass es doch eine heftige Schlägerei gegeben hat, möglicherweise außerhalb der Bar, in deren Verlauf Möller stark verletzt wurde.«
Biltner runzelte die Stirn. »Schwer verletzt? Quatsch! Er ist hingefallen, wieder aufgestanden, hat sich den Schmutz von der Hose gewischt und ist auf und davon, weil ihm die Sachepeinlich war – mit Recht. Das war es dann. Und ich wollte mit dem ganzen Mist nichts mehr zu tun haben.«
Hannah fand ihn sehr überzeugend. Er schmunzelte und nickte, während er die Hände auf den Tisch stützte, um aufzustehen. »Na dann …«
»Bleibt noch Caroline Meisner.«
»Das ist jetzt nicht Ihr Ernst!«
»Aber ja.« Sie lächelte entschuldigend. »Es geht um Mord, Herr Biltner.«
Er ließ sich in den Stuhl zurückfallen. »Wie oft wollen Sie das eigentlich noch betonen? Und wie oft muss ich Ihnen daraufhin erzählen, dass ich die Frau nicht kenne und keine Ahnung habe, wer sie warum getötet hat?«
Hannah atmete laut aus. »Wissen Sie – ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen, dass Sie sich so gar nicht an die Frau erinnern«, sagte sie langsam.
Er hob das Kinn. Seine Augen verengten sich. »Vielleicht mangelt es Ihnen an der nötigen Phantasie?«, schlug er schließlich vor und gab sich Mühe, locker zu klingen, aber die Schärfe war unüberhörbar.
»Ja, vielleicht. Das möchte ich nicht ausschließen. Phantasie ist nicht durchweg gefragt in meinem Beruf, manchmal steht sie mir sogar im Weg.« Sie wiegte bedächtig den Kopf. »Andererseits kann es natürlich sein, dass Sie immer erst dann einen Tatbestand zugeben, wenn es gar keine andere Erklärungsmöglichkeit mehr gibt, auf der Sie beharren können. Dieser Eindruck drängt sich mir zumindest gerade auf.«
Jetzt war er hellwach. »Wie meinen Sie das?«
»Wenn Sie Caroline Meisner nicht kennen und sich nicht an sie erinnern, wie kommt es dann, dass Sie sie am letzten Wochenende zu Hause besucht haben?«
Er starrte sie an. »Wie kommen Sie darauf?«
»Ganz einfach – es gibt einen Zeugen, der Sie gesehen hat und einen Wagen Ihrer Firma identifizieren konnte, der vor Meisners Haus stand, und zwar Freitag- und Samstagabend.«
Der Geschäftsführer war nachweislich am späten Freitagabend im Wohnhaus der Meisner unterwegs. Das Foto von ihm ist etwas unscharf, aber es ist eindeutig der Mann von der Website, der das Haus betritt – Sascha Biltner, ein sehr erfolgreicher Organisator von Tagungen, Kongressen, Events mit dem Schwerpunkt Medizin. So hatte Jan Pochna zu Beginn der Recherchen berichtet, nachdem er sich die Handyfotos vorgenommen hatte, rief Hannah sich in Erinnerung. Sie hielt es für wichtig, ihre vorwitzige Observation zumindest anfangs herauszuhalten. Dass Biltner beeindruckt war, ließ sich unschwer erkennen. Die unvorhersehbare Wendung der Befragung hatte ihm erst einmal die Sprache verschlagen. Er beobachtete sie mit schmalen Lippen.
»Was wollen Sie mir eigentlich anhängen?«, flüsterte er plötzlich.
»Nichts, was Sie nicht getan haben. Was wollten Sie von Frau Meisner?«
»Das geht Sie nichts an. Ich muss mit der Polizei nicht über meine persönlichen Beziehungen reden.«
Geschickt, dachte Hannah, er versucht einen Haken zu schlagen. »Und warum streiten Sie die Bekanntschaft zu Caroline trotz wiederholten Nachfragens ab?«
Er zuckte mit den Achseln. »Ganz einfach – weil sie niemanden etwas angeht.«
»Grundsätzlich stimme ich Ihnen zu, aber in direktem Zusammenhang mit einem Kapitalverbrechen sieht die Lage etwas anders aus, Herr Biltner.«
»Das ist Ihr Problem«, entgegnete er kühl. »Ich hatte etwas mit ihr zu besprechen, und auch das geht Sie nichts an.«
»Was haben Sie am letzten Wochenende am Samstagabend und in der Nacht zum Sonntag gemacht?«
»Wahrscheinlich war ich zu Hause«, entgegnete er achselzuckend. »Und erzählen Sie mir jetzt bitte nicht, dass ich ein Alibi benötige.«
Hannah schlug ein Bein über das andere, blätterte erneut inihrer Akte. »Sehr wahrscheinlich benötigen Sie das, denn wir werden Ihre DNA-Spuren an
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