Herztod: Thriller (German Edition)
scharf auf die Frau? Sie war eine attraktive junge Lady, da kommt man schon mal auf andere Gedanken. Vielleicht haben Sie sie ja tatsächlich gesehen und sind ihr gefolgt und seitdem auf den Fersen geblieben«, schlug Pochna vor. »Wie klingt das in Ihren Ohren?«
»Behämmert, um ehrlich zu sein, zumal ich aus eigener Initiative mit der Polizei gesprochen habe. Wie bescheuert ist das denn, und wie soll die Story weitergehen?«
»Gute Frage und gar nicht bescheuert, um den Harmlosen zu markieren, denn ein paar Tage später ist sie plötzlich tot. Erzählen Sie doch mal – was ist passiert? Hat sie Sie abblitzen lassen, und das hat Sie dann erst so richtig wild gemacht?«
»Mann!« Folk schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Was soll denn die Scheiße? Was versuchen Sie hier mir einzureden? Ich kenne die gar nicht!«
»Ach nein?« Pochna hielt ihm ein Foto unter die Nase. »Und was sollte das dann? Warum standen Sie stundenlang vor ihrer Wohnung herum? Nur Stalker machen so was.«
»Wie …«
»Versuchen Sie erst gar nicht länger, mich zu verarschen – Sie sitzen dort in einem Firmenwagen von Biltner, und Ihre Dienstjacke ist gut zu erkennen. Also, was haben Sie in der Nacht, an dem Wochenende dort gemacht?«
Folk wurde plötzlich blass. »Keine Ahnung«, sagte er deutlich ruhiger. »Ich habe niemanden beobachtet, wenn Sie das meinen.«
»Natürlich haben Sie das«, fuhr der Kommissar ihn an. »Und wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, dann packen Sie jetzt aus! Hatten Sie den Auftrag, Caroline Meisner zu beobachten? Vielleicht sogar in ihre Wohnung einzudringen? Wir werden DNA-Spuren von Ihnen finden – übrigens nicht nur dort –, da bin ich ziemlich sicher. Wenige Hautschuppen reichen dazu aus, und dann sind Sie wirklich in Erklärungsnot und sitzen schneller in Untersuchungshaft, als Sie gucken oder Scheiße schreien können.«
»Ich sage jetzt gar nichts mehr.«
»Das sollten Sie unbedingt überdenken, wenn Sie noch so was wie eine Zukunft vor Augen haben möchten. Ich gebe Ihnen eine Viertelstunde. Soll ich Ihnen einen Kaffee mitbringen? Der ist übrigens ganz prima hier. Ach, noch was – gleich wird ein Kollege Fingerabdrücke und eine DNA-Probe nehmen. Wenn Sie der Frau zu nahe gekommen sind, werden wir das sehr bald wissen. Bis gleich.«
Pochna stand auf und verließ den Raum, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen. Er gähnte erneut.
»Guter Abgang«, meinte Hannah, als Pochna die Tür hinter sich geschlossen hatte und sie ansah.
»Er ist keine besonders harte Nuss, aber wenn es eng wird, macht er zu – und sei es nur aus Angst vor Biltner«, entgegnete er. »Die Jungs verstehen keinen Spaß, wenn es darum geht, einen Verräter zur Rechenschaft zu ziehen.«
»Davon habe ich auch schon gehört, aber vielleicht können wir ihm ein Angebot machen«, überlegte Hannah.
Pochna zuckte mit den Achseln. »Ich denke, er ist ein Feigling.«
»Zu feige für einen Auftragsmord? Noch dazu so einen Mord?«
»Gute Frage.«
Hannah ließ den Gedanken sacken. »Ach, nur so nebenbei – ich habe gehört, Sie sind beim Daniel Gruber auf Schulden gestoßen?«, fragte sie.
»Ja. Er hat sein Konto kräftig überzogen – brauchte das Geld angeblich, um einen Unfallschaden ohne Polizei zu regulieren, weil er sonst seinen Führerschein hätte abgeben müssen. Und dann war er so knapp bei Kasse, dass er kurz entschlossen seine Schwägerin angehauen hat.«
»Und was für ein Unfall war das?«
»Er hat beim Rückwärtseinparken mit dem Servicewagen ein Motorrad zerschrottet. Die Familie weiß nichts davon, und Gruber hat mich händeringend bekniet, den Mund zu halten.« Pochna zuckte mit den Achseln. »Falls wir das noch mal genauer brauchen, müsste ich mich erneut dahinterklemmen. Aber ich denke, im Moment ist anderes wichtiger.«
»Das denke ich auch.«
Irina brachte den Müll raus. Die Tonnen quollen bereits über, und sie nahm sich eine Schaufel, um den Unrat zusammenzustampfen und für Platz zu sorgen. In Kürze gab es Abendbrot für die Kinder. Der Heimleiter hatte angekündigt, dass er demnächst nach Hause fahren würde. Irina musste nur noch einen günstigen Augenblick abwarten, um sich zu verabschieden und dann unbemerkt ins Haus zurückzuschlüpfen. Eineabgeschlossene Bürotür würde sie vor keine größeren Probleme stellen. Den Namen des Arztes hatte sie bereits weitergeleitet.
Als die Betreuer für die Spätschicht eintrudelten, nutzte Irina die Unruhe und kehrte durch den
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