Hetzjagd auf dem Planet der Affen
wollte sich so dicht vor dem Ziel nicht aufhalten lassen. Er hatte sich entschieden und konnte nicht mehr zurück, ohne vor seinen eigenen Leuten das Gesicht zu verlieren. »Lieber Verrat als unverantwortlichen Wahnsinn!« rief er zornig.
Zaius ließ sich von seinem Gehabe und der Schaustellung militärischer Macht nicht beeindrucken. »Ich verlange, daß du dich mit deinen Soldaten aus dem Sperrkreis zurückziehst, Urko«, sagte er. »Das ist ein Befehl.« Er sprach ruhig und völlig furchtlos.
Urko stieß ein rauhes Lachen aus. Er blickte über die Schulter, um zu sehen, welche Wirkung Zaius' Worte auf sein Gefolge hatte. Die Soldaten und Unterführer saßen mit steinernen Mienen auf ihren Pferden; keiner gab ein Zeichen von Unsicherheit zu erkennen. Der General blickte zurück zu Zaius, zuversichtlich, daß seine Männer ihm überallhin folgen würden, selbst gegen den Befehl des Ältestenrats. »Du willst befehlen?« fragte er. »Du hast Worte, Zaius. Ich habe Waffen.«
»Es wurde abgestimmt«, erwiderte Zaius unnachgiebig, »und wir werden zu der Entscheidung stehen!«
Urko nahm seinem Adjutanten das Gewehr aus den Händen und richtete es auf Zaius. »Entferne dich, alter Mann!« grunzte er.
»Würdest du mich töten, Urko?« fragte Zaius.
Der andere zeigte auf Zoran. »Bevor du ihm erlaubst, meine Männer zu töten, ja!«
Das trug ihm beifälliges Gemurmel aus den Reihen seiner Soldaten ein, die in den Worten eine Loyalität und ein Zusammengehörigkeitsgefühl fanden, wie sie nur unter ihresgleichen existierten. Weder Schimpansen noch Orang-Utans hatten einen vergleichbaren Hang zur Bildung einer verschworenen Gemeinschaft, und nun schien es ihnen, daß Zaius und der Ältestenrat sie alle angriffen, indem sie sich gegen Urko wandten. Sie entsicherten die Gewehre und legten auf Zaius und die Ratsmitglieder an.
Zoran erkannte die Gefahr und wandte sich beschwörend an Urkos Gefolge: »Hört mich an!« rief er. »Euer Schicksal ist Urko gleichgültig! Er denkt nur an die Festigung seiner eigenen Position. Er ließ nicht zu, daß ich Kava half. Er zog es vor, Kava sterben zu lassen, nur um mich in Mißkredit zu bringen und seine Machtposition zu stärken!«
Urko geriet momentan aus der Fassung, so nahe war Zoran an die Wahrheit herangekommen. Dann überspielte er die Schwäche durch eine Schaustellung von Zorn und Empörung. »Nein!« rief er, »Zoran ist derjenige, der nur an sich denkt! Er konnte Kava nicht helfen! Er konnte keinem helfen!«
Zaius schmunzelte, denn er sah etwas, was Urko bisher verborgen geblieben war. »Mir scheint, daß du falsch informiert bist, Urko«, sagte er und zeigte zum Dorf hinüber.
Aller Blicke wandten sich in die angezeigte Richtung.
Die kranken Bewohner von Trion, die vor wenigen Tagen noch im Fieberdelirium gelegen hatten und praktisch als hoffnungslose Fälle aufgegeben waren, bewegten sich in einem langsamen Zug die Straße entlang zum Dorfausgang. Sie waren offensichtlich noch immer schwach, und viele mußten von ihren Nachbarn gestützt werden, aber insgesamt war eine Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands nicht zu übersehen: ein sichtbarer Tribut an Zorans Erfolg.
Viele Männer und Frauen, die vor vierundzwanzig Stunden noch völlig apathisch auf ihren Strohsäcken gelegen hatten, waren nun kräftig genug, um an der Demonstration teilzunehmen. Selbst für Urko und sein Gefolge war es offensichtlich, daß es diesen Leuten besser ging und daß das Fieber besiegt war. Für Zaius und die Ratsmitglieder gab es erst recht keinen Zweifel am Erfolg der Behandlung. An der Spitze des Zuges ging Inta, Zorans Assistent, an Amy Talberts Seite und lächelte triumphierend.
Virdon und Burke beobachteten den Demonstrationszug aus einem Fenster. Trotz allem, was sie für die Dorfbewohner getan hatten, war dies nicht ihre Schau. Überdies hatten sie gute Gründe, sich vor Urko und Zaius zu verbergen. Der Demonstrationszug war eine verzweifelte Abwehrmaßnahme gegen die Tyrannei, die Urko und seinesgleichen zu errichten suchten.
»Dies verändert das Bild, nicht wahr, Zaius?« sagte Zoran stolz.
»Ja«, erwiderte Zaius, »es ist zweifellos eine andere Situation als jene, die wir heute morgen anzutreffen erwartet hatten. Nichtsdestoweniger haben wir noch keine vollständige Klarheit über die Bedeutung dessen, was wir hier sehen. Wir müssen noch warten.«
»Aber die Leute ...«, fing Zoran an.
»Ich gebe zu, daß es ein Sieg deiner neuen Theorie zu sein scheint«,
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