Hetzjagd auf dem Planet der Affen
sagte Zaius. »Aber wir müssen Gewißheit haben.«
Urko und sein Anhang versuchten immer noch zu begreifen, was gespielt wurde und warum sie daran gehindert wurden, die Aktion durchzuführen, die sie so gründlich vorbereitet hatten. Der General erkannte zwar, was die Leute aus Trion mit ihrem Umzug bezweckten, aber er war nicht darauf gefaßt gewesen. Er machte mehrere Anläufe, etwas zu sagen, doch wollte ihm nichts einfallen. Schließlich rief er mit lauter und verächtlicher Stimme: »Es ist ein Trick! Ein Schwindel!«
»Nein!« Kava, noch immer schwach und fiebernd, aber gegenüber dem Vortag sehr erholt, kam wankend näher und salutierte vor Zaius. »Vergangene Nacht kam jemand aus dem Dorf zu mir ... Mir ging es schlecht, ich dachte, ich müsse sterben.«
Urko war über diesen Akt der Insubordination von einem seiner Soldaten entrüstet. Abgesehen davon, daß Kavas Handlungsweise in Urkos Augen Verrat war, war sie geeignet, seine Autorität zu untergraben. Er starrte seinen Untergebenen drohend an und hob gebieterisch den Arm. »Ruhe!« grollte er. »Das ist ein Befehl.«
Kava schwieg verwirrt, unversehens in einen Loyalitätskonflikt gestürzt. Er hatte einen direkten Befehl seines Oberkommandierenden erhalten, doch war er Zaius in noch höherem Maße Gehorsam und Treue schuldig. Die Entscheidung wurde ihm durch den Umstand erschwert, daß es sich so verhielt, wie Urko gesagt hatte: Zaius hatte die Worte, aber Urko hatte die Waffen. Wenn nichts geschah, würden Zaius und der Ältestenrat diesen Tag nicht lange überleben, und Urko würde alle Macht und Vorrechte eines Diktators an sich reißen. Die Gorillas würden den besonderen Status erhalten, den sie seit Hunderten von Jahren angestrebt hatten. Alle Gorillas bis auf Kava. Kava würde auch sterben müssen.
»Man gab mir etwas, zu trinken«, sagte er mit dem Mut der Verzweiflung. »Bittere Medizin. Urko irrt sich. Die Medizin half mir. Sie rettete mir das Leben.«
Die Soldaten musterten Kava. Sie hatten ihn alle hilflos und im Fieberdelirium gesehen, und nun stand er wieder vor ihnen, wenn auch geschwächt, und sprach ruhig und vernünftig. Neben ihm wirkte Urko wie ein unbesonnenes und gedankenloses Kind.
Urko fühlte, daß seine Leute ihm entglitten. Er war im Begriff, seine Macht über sie zu verlieren. Je mehr er überlegte und nach einer Antwort suchte, desto klarer wurde ihm, daß er hilflos war.
Auch Zaius überlegte. Die Situation war weitaus schwieriger als jede andere, mit der er während seiner langen Amtszeit befaßt gewesen war. Ein falsches Wort, eine mißverstandene Geste, und die Konfrontation konnte noch immer in tragischem Blutvergießen enden. Zaius hatte keine Sympathien für die Bewohner Trions, geschweige denn ein persönliches Interesse, noch fürchtete er den Tod unter den Händen aufgeputschter Soldaten.
Was ihn schreckte, war die Gefahr, daß Urko alle Macht an sich riß. Dies notfalls um den Preis seines eigenen Lebens zu verhindern, war Zaius entschlossen.
»Ich wiederhole, was ich schon einmal sagte, Urko«, sagte Zaius. »Rufe deine Truppen zusammen und ziehe sie zurück, solange sie noch auf dein Kommando hören.«
Urko starrte den anderen lange an, dann wandte er sich seinen Soldaten zu. Er wußte, daß sie dumm genug waren, um sich von den Argumenten jeder halbwegs selbstbewußt auftretenden Person in ihrer Haltung schwankend machen zu lassen, und tatsächlich las er in ihren Augen wachsende Unverschämtheit. Es würde einige Zeit kosten, bis er sie durch strenge militärische Disziplin wieder in den Griff bekäme.
Wortlos wendete er sein Pferd und ritt davon. Seine Soldaten zögerten eine Weile, aber sie begriffen alle, daß sie kein anderes Leben hatten als das mit Urko. Sie hängten sich die Gewehre um und folgten ihm.
Kava sah sich wieder allein zurückgelassen; wie es schien, betrachtete Urko ihn jetzt als einen Verräter, doch das bekümmerte Kava vorläufig noch nicht: er hatte mehr unmittelbare Sorgen. »Würdest du mich behandeln«, fragte er Zoran, »bis ich wiederhergestellt bin?«
Zoran versprach es ihm lächelnd. Er hatte Urko besiegt. Zaius' Ankunft und die Demonstration der Dorfbevölkerung hatten ihm aus der schwierigsten Situation seiner Karriere geholfen. Er konnte es sich leisten, großzügig zu sein. Er half Kava auf sein Pferd, und gemeinsam ritten sie langsam die staubige Straße entlang nach Trion.
Zaius wendete sein Pferd und ließ den Blick über die Mitglieder des Ältestenrats
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