Hetzjagd auf dem Planet der Affen
gibt, wenn man der Polizei hilft, einen oder vielleicht zwei von ihnen einzufangen.«
Der Patrouillenreiter bedachte Anto mit einem mißtrauischen Blick. Es kam ihm ziemlich sonderbar vor, daß der Junge stundenlang durch die Nacht gerannt sein sollte, nur um diese Frage zu stellen. Es mußte mehr dahinterstecken. »Belohnung?« entgegnete der Polizist geringschätzig. »Natürlich nicht. Warum? Weißt du, wo entlaufene Leibeigene sind?«
Anto erschrak. »Wieso, nein«, sagte er. »Ich dachte mir nur, ich könnte hier vielleicht erfahren, wie ein paar von diesen entlaufenen Menschen aussehen. Wenn ich die Beschreibungen von einigen kürzlich ausgerissenen Menschen hätte, könnte ich vielleicht nach ihnen Ausschau halten.«
Der Polizist war müde, und der Junge begann ihm mit seinem Gefasel auf die Nerven zu gehen. Er winkte gleichgültig ab. »Alle Menschen sehen gleich aus«, sagte er. »Du weißt es selbst.«
Anto versuchte seine fadenscheinige Geschichte auszubauen. »Vielleicht würde ich sogar Jagd auf sie machen«, sagte er. »Das heißt, wenn genug dabei herausspringen würde, um ... nun, um ein Stierkalb zu kaufen.«
Der Patrouillenreiter verzog verächtlich den Mund. »Ihr Bauern seid alle gleich«, sagte er. »Ihr wollt dafür bezahlt werden, daß ihr eure Pflicht tut.«
Ein zweiter uniformierter Gorilla kam mit einer Laterne aus den Stallungen und ging langsam über den Hof auf sie zu. Der erste Polizist wandte sich von Anto ab und zupfte wieder an seinen Stulpenhandschuhen. Anto vermutete, daß der andere das Gespräch als beendet betrachtete; er hatte wenig erfahren, aber er konnte nicht mehr sagen oder tun, ohne alles preiszugeben.
Der Patrouillenreiter, mit dem Anto gesprochen hatte, ging seinem Kollegen entgegen. Über die Schulter sagte er zu Anto: »Nun geh nach Haus. Das Herumlungern bei den Pferdeställen ist verboten.«
Der aus dem Stall gekommene Polizist war derselbe, der wenige Tage vorher Polars Hof besucht und nach entflohenen Leibeigenen geforscht hatte. Er warf Anto einen neugierigen Blick zu und fragte: »Wer ist das?«
»Irgendein Bauernjunge«, sagte der andere wegwerfend. »Er denkt, wir sollten jedem, der uns bei der Ergreifung geflohener Leibeigener hilft, eine Belohnung zahlen.«
Der zweite Polizist hob die Laterne und blickte forschend in Antos Gesicht. »Er kommt mir bekannt vor. Ich möchte wetten, daß ich ihn erst in den letzten Tagen gesehen habe. Woher kommt er?«
Während er sprach, zog sich Anto langsam zum Tor zurück und verschwand in der Dunkelheit.
»Von weit her, würde ich sagen«, sagte der erste Polizist. »Er sah aus, als sei er die halbe Nacht querfeldein gelaufen.«
Der mit der Laterne rieb sich das Kinn. »Hmm. Und er erkundigte sich nach einer Belohnung, sagst du?«
»Ganz recht.«
Der andere schnalzte. »Ich habe das Gefühl, es könnte sich lohnen, ihn zu beobachten.«
8.
Am nächsten Vormittag zogen dunkle Wolken auf, die einen Sturm ankündigten; ähnlich gespannt war die Atmosphäre auf Polars Hof. Aller Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf den Stall, in dem Antos Kuh noch immer auf der Seite lag und leise, grunzende Wehlaute von sich gab. Anto war vor Angst und Sorge außer sich. Es war ihm klar, daß niemand den Ernst der Situation so gut wie er verstand. »Sie wird sterben«, sagte er immer wieder, die Stimme von hilflosem Zorn erstickt. »Was soll ich dann machen? Weitere drei Jahre auf ein neues Kalb warten?«
Polar konnte ihm nicht helfen. Die einzige ermutigende Antwort, die er geben konnte, war ein hilfloses: »Virdon sagt, daß sie wieder gesund wird.«
Anto funkelte ihn an. »Natürlich!« sagte er durch zusammengebissene Zähne. »Virdon! Wer hat dir all die Jahre geholfen, die Felder zu bestellen und die Ernten einzubringen? Virdon?«
Polar litt darunter, daß er seinem Erstgeborenen die Antwort schuldig bleiben mußte. Seit er im arbeitsfähigen Alter war, hatte Anto die Last mitgetragen und an den Erfolgen und Rückschlägen des Bauerndaseins teilgenommen. Virdon dagegen war noch keine zwei Wochen auf dem Hof, und außerdem war er ein Mensch. »Er scheint wirklich etwas von diesen Dingen zu verstehen«, sagte Polar schwächlich.
»Er hat dich herumgekriegt«, versetzte Anto zornig. »Mit seinem schlauen Gerede und seinen Tricks hat er dich für sich gewonnen.« Anto machte eine Pause, um die Wirkung seiner Worte zu verstärken. »Die Kuh stirbt am Fluch dieser Menschen! An dem Tag, als die drei hier ankamen,
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