Hetzjagd auf dem Planet der Affen
ließ sie wieder ein mattes Brüllen hören, als leide sie Schmerzen. Virdon und Polar erreichten den Stall kurz nach Anto, der bereits niedergekniet war und den Kopf der Kuh mit beiden Armen umfangen hielt. Sie war seine Hoffnung, das Mittel zu seiner Unabhängigkeit. Anto starrte feindselig zu Virdon auf.
»Sie muß schon von diesem Heu gefressen haben, das heruntergefallen ist ... Diese böse Vorrichtung hat es verdorben! Seht ihr, sie liegt im Sterben. Ich weiß es. Die Menschen, sie sind ein Fluch für das Vieh, ich habe es gleich gesagt!«
Polar blickte Virdon an und erwartete offenbar eine Erklärung dazu. Schließlich war es unter den Bauern Allgemeingut, daß Menschen eine Gefahr für das Vieh waren. »Was Anto sagt, hat manches für sich«, sagte er, um Gerechtigkeit bemüht.
Virdon antwortete nicht; eine verbale Erwiderung war nicht möglich. In dieser Situation konnte es nur ein Gegeneinander von Meinungen geben, das seine Position mit Sicherheit nicht stärken und der leidenden Kuh nicht helfen würde. Virdon kniete neben der Kuh nieder und untersuchte sie, wie er es in der Kindheit bei seinem Vater gesehen hatte. Mit der geschlossenen Faust stieß er an verschiedenen Stellen sanft gegen den Bauch der Kuh. Er drückte ihn mit der Hand ein und nahm sie dann schnell weg. Er tat das gleiche an anderen Stellen, und die Kuh versuchte nicht, ihn daran zu hindern. Sie blieb auf der Seite liegen und schnaufte leise. Schließlich, nachdem er Augen und Maul der Kuh betrachtet hatte, gab er sich zufrieden; er stand auf und wandte sich zu Polar. »Wann soll sie kalben?« fragte er.
Polar zuckte mit den Schultern. »In drei Wochen«, meinte er. »Ja, in drei Wochen, denke ich.«
Virdon lächelte. »Mir scheint, daß euer Kalender nicht ganz auf dem laufenden ist«, sagte er. »Wenn du mich fragst, sind es eher zwei oder drei Tage. Aber daß sie liegt, gefällt mir nicht. Ich würde ihr in den nächsten Tagen nur trockenes Heu geben.«
Polar kniff die Augen zusammen und spähte mißtrauisch in Virdons Gesicht. Das Kalben der Kühe, die Heuernte, die Aussaat und Ernte der Feldfrüchte, alle diese Dinge wurden vom Mond und den Sternen beherrscht, und sie bestimmten den rechten Zeitpunkt. Oft irrten sie ein wenig, ein Umstand, der leicht in Kauf genommen werden konnte. Aber eine Abweichung von drei Wochen war durchaus ungewöhnlich. »Bist du sicher?« fragte Polar.
Anto war nicht so von Zweifeln geplagt. Die Kuh und ihr Kalb waren das Wichtigste in seinem jungen Leben. Er war nicht bereit, das Risiko neumodischer Methoden auf sich zu nehmen; er zog es vor, der Tradition seiner Vorväter treu zu bleiben. »Es ist alles Lüge und Täuschung!« schrie er in Verzweiflung. »Wirf sie alle hinaus, oder sie wird sterben!«
Virdon seufzte. »Die Kuh wird nicht sterben, Anto«, sagte er freundlich und geduldig. »Sieh mal, Anto, wir können nicht fortgehen, solange Galen gehunfähig ist. Du weißt das. Du hast selbst gesehen, wie schwer verletzt sein Bein ist. Aber wenn wir fortgehen, wird deine Kuh hier ein gesundes kleines Kalb haben. Und wenn es soweit ist, werden wir genauso gern wieder weiterziehen.« Er wandte sich hilfesuchend zu Polar. »Haben wir euch bisher Böses angetan?« fragte er. »Sag mir, Polar, ob wir dir Schaden zugefügt haben. Wenn es so ist, gut, dann schick uns fort.«
Lange blieb es still in der kleinen Scheune. In den wenigen Tagen ihres Aufenthalts auf dem Bauernhof hatte Polar die Meinungen von Virdon und Burke respektieren gelernt. Andererseits wußte er, was Anto durchmachte, und der Junge hatte großes Pech gehabt. Polar entsann sich noch gut der Zeit, da er auf die Geburt des Stierkalbs gewartet hatte, das ihm die Freiheit geben sollte. Es war eine schwierige Entscheidung.
»Die beiden Menschen haben dem Hof bisher nicht geschadet«, sagte er zu Anto. »Im Gegenteil, sie haben uns einige gute Ratschläge gegeben. Es wäre unrecht, sie jetzt davonzujagen.« Darauf wandte er sich zu Virdon und sagte: »Ihr dürft bleiben. Aber wenn der Kuh ein Unheil zustößt, wie Anto befürchtet, dann wird er über euer Schicksal bestimmen.«
Am Abend, wenn die Dunkelheit eine Fortführung der Feldarbeit unmöglich machte, versammelte die Familie sich in der Blockhütte um das Herdfeuer. Der Herbst mit seinen kürzeren Tagen verleitete dazu, daß man nach dem gemeinsamen Abendessen noch eine Stunde oder zwei beisammenblieb und sich mit nützlichen Dingen beschäftigte. So war es auch an diesem
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