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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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entfernten Badezimmer. Da ein leises Knarren, das er nicht zuordnen konnte, das sich aber in Abständen von einigen Sekunden wiederholte. Langsam wurden diese dezenten Beweise dafür, dass es keine absolute Stille gab, durch stärkeren Lärm überdeckt. Nämlich dem der ersten Straßenbahn, vor allem aber dem Scharren der metallenen Schneeschuber auf den Gehsteigen. Jetzt wusste Palinski auch, dass Frau Pitzal, die gleichermaßen umtriebige wie auch zuverlässige Hausbesorgerin, gut ins Neue Jahr gekommen war und ihre vorbildliche Arbeitsmoral ebenfalls mit herübergerettet hatte.
    In der Lautstärke dazwischen lagen zumindest im Augenblick die leisen Schnarchgeräusche, die seine geliebte Wilma von sich gab. Er war froh über diese in Quantität und Qualität unregelmäßigen Beweise einer funktionierenden Atmung. Vor vielen Jahren war er einmal aufgewacht und hatte eine scheinbar regungslos neben ihm liegende Wilma gefunden. Damals hatte ihn eine aus heutiger Sicht unverständliche Panik erfasst und erst wieder ruhig werden lassen, nachdem es ihm gelungen war, sie aufzuwecken.
    Vorsichtig stand er auf, um ihren Schlaf nicht zu stören, zog sich seinen Schlafrock über und schlurfte in die Küche. Heute wollte einmal er das Frühstück für die Familie machen. Mit Müsli, Ham and Eggs, frisch aufgebackenen Croissants und Orangensaft. Und natürlich mit einem wirklich erstklassigen Kaffee. Komisch, Wilma war eine richtig gute Köchin, am Herd konnte ihr kaum jemand etwas vormachen. Aber ihr Kaffee schmeckte immer wieder wie das Badewasser einer einsamen Kaffeebohne.
    Max und Moritz waren auch schon munter und sprangen schweifwedelnd an Palinski hoch. Dann legten sie sich auf den Rücken und forderten das Herrl damit auf, ihnen den Bauch zu kraulen. Palinski genoss jede einzelne dieser kleinen Aktivitäten, zu denen er unter der Woche kaum Zeit fand. Er füllte noch die beiden Wasserschüsseln und stellte sie hin. Dann begann er mit dem Zeremoniell des Kaffeebrauens und bald erfüllte der würzige Duft des schwarzen Elixiers die ganze Küche.
    »Hmmm, riecht es hier gut .« Wilma stand in der Türe und sah entzückend aus in ihrem himmelblauen Nichts von Nachthemd. »Kann ich dir helfen ?«
    »Vielleicht kannst du inzwischen den Tisch decken und dann einige Toasts machen«, schlug er vor. Doch sie kam näher, presste sich an ihn und murmelte mit leicht belegter Stimme »Oder lassen wir das mit dem Frühstück noch ein wenig .«
    Das herzhafte »Guten Morgen« des an der Küchentüre vorbei gehenden Harry nahm Palinski diese Entscheidung ab und ließ Wilma rasch zu dem bereit gestellten Stapel Frühstücksteller greifen. »Zieh dir was an, Mama, sonst verkühlst du dich noch«, rief der freche Bub über die Schulter, bevor er im Klo verschwand.
    »Also das mit dem Paradoxon musst du mir noch einmal erklären«, forderte Wilma, als sie aus dem Esszimmer kam, um den Fruchtsaft und Gläser zu holen. »Zuerst möchte ich aber endlich erfahren, warum dich Deine Eltern Mario genannt haben .«
    Palinski musste schmunzeln. Er kannte die Motive seiner alten Herrschaften nicht wirklich. Es gab zwar ein Gerücht, aber ob das auch nur annähernd Substanz hatte, konnte er nicht sagen. Egal, er würde Wilma schon etwas Passendes erzählen, bevor sich das Ganze zu einer Manie bei ihr auswuchs.
    »Also angeblich war das so«, begann er, während der Schinken in der Pfanne zu brutzeln begann. »Mein Vater war ein richtiger Opernfan. Meine Mutter dagegen hatte sich, bis sie Vater kennen lernte, noch nicht mit dieser Kunstform befasst. Aber aus Liebe zu ihm ist sie sogar in die Oper gegangen .«
    Er schlug gerade das erste von vier Eiern über den Schinken, als die Gegensprechanlage neben der Eingangstüre zu summen begann.
    Palinski blickte fragend zu Wilma und diese schaute genauso zurück. »Wer kann denn das sein«, er riskierte einen Blick auf seine Armbanduhr. »Um zehn vor Acht an einem Sonntag. Eigentlich eine Zumutung.«
    Wilma hatte inzwischen den Hörer abgenommen und sich gemeldet. Sie hörte einige Sekunden zu, ehe sie das Haustor per Knopfdruck öffnete und »3. Stock links« sagte.
    »Es ist die Polizei mit einer persönlichen Nachricht für dich, von Herrn Inspektor Wallner«, stillte sie Palinskis unübersehbare Neugierde. Sie blickte an sich hinunter. »Vielleicht sollte ich mir jetzt wirklich etwas anziehen .«
    Wenige Sekunden später läutete es an der Türe. Palinski öffnete und der junge Polizist salutierte. Eher

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