Heurigenpassion
freundlich als stramm, so richtig wienerisch also.
»Trinken Sie einen Kaffee mit ?« , wollte der Hausherr oder was immer er auch in Wilmas Wohnung war, wissen. Er hatte den Beamten ins Wohnzimmer gelotst und zum Sitzen aufgefordert.
»I waß net recht«, meinte der Beamte, »aba mein Kollege wort unten auf mich .«
»Aber wolln tätens schon ?« , fragte Palinski.
»Na schon«, gestand der Polizist, »I bin schon seit 12 Stunden im Dienst .«
»Na, dann sagns ihrem Kollegen einfach, I woar no im Bad und Sie ham worten müssen«, Palinski war jetzt ebenfalls in den leichten Dialekt seines Gegenübers gefallen.
»Und Sie verratn mich net ?« , versicherte sich der Polizist.
»Na, wie kommert i denn dazu«, beruhigte ihn Palinski.
Jetzt nahm der Uniformierte sein Sprechfunkgerät und drückte einen Knopf. »Koarl, bitte mödn.«
»Hier Koarl, wos is?«
»Der Herr sitzt no in da Waunne, des wird a poa Minuten dauern .«
»Mocht nix, i rauch ma inzwischen ane au. Koarl Ende«
Inzwischen war auch Wilma im flotten Hausanzug erschienen und der junge Beamte legte wieder sein Habt-acht hin, diesmal aber richtig zackig. Dafür erhielt er aber auch ein wesentlich schöneres Lächeln als vorhin von Palinski.
»Also, der Herr Inspektor Wallner hod seit mehrere Stundn versucht, Sie zu erreichn. Aba da is imma besetzt und am Handy meld sich kaner«, beschrieb der Beamte die Ausgangssituation.
Wilma stand auf, um nach dem Telefon zu sehen und legte den Hörer wieder auf die Gabel. Dann zuckte sie bedauernd mit den Schultern.
»Aba macht nix, Gnä Frau. Für so an gutn Kaffee schneid i Ihna beim nächsten Mal sogoar die Leitung duach«, scherzte der langsam sichtlich auftauende Vertreter der Ordnungsmacht. »I soi Ihnan ausrichtn«, fuhr er fort, »dass sich a Zeuge gmeldet hod, der die junge Frau erkaunnt hod. In St. Pölten.«
»In St.Pölten«, wiederholte Palinski überrascht, »das ist natürlich etwas, mit dem niemand gerechnet hat .«
»Und Sie solln den Herrn Inspekta auf sein Handy aurufn, Dringend bitte .«
Palinski war sofort am Telefon und wählte die Nummer, die er auch auswendig wusste, wenn man ihn um Mitternacht aus dem Tiefschlaf riss.
Wallner informierte ihn kurz über den aktuellen Stand der Ermittlungen und bat ihn, nach Wilhelmsburg zu kommen. »Wir haben unser Quartier im Gasthof »Schmutzenthaler« aufgeschlagen, das liegt direkt bei der Bahnstation. Nicht zu verfehlen. Hier gibt es übrigens ein hervorragendes Frühstück«, lockte er den Freund. Der wäre aber auch so gekommen. Den hoffentlich letzten Akt der Suche nach dem Baby wollte er sich auf keinen Fall entgehen lassen.
»In Ordnung, ich bin so schnell da, wie es geht«, versicherte Palinski. Dann leerte er seine Kaffeeschale mit einem einzigen, raschen Schluck, normalerweise ein Sakrileg und stürzte sich in sein Gewand.
»Kann ich Deinen Wagen haben ?« , flötete er dann Wilma an.
»Ja, aber nur unter einer Bedingung, mein Lieber.« Sie reichte ihm den Autoschlüssel. »Dass du mir heute Abend endlich die Sache mit deinem Vornamen erklärst. Ich weiß, es ist kindisch, aber die Sache macht mich langsam ganz verrückt .«
Zehn Minuten später war Palinski bereits auf dem Weg zur Höhenstraße, um den innerstädtischen Verkehr auf dem Weg zur Autobahn aus dem Weg zu gehen. Der heute ohnehin nicht sehr stark gewesen sein dürfte, wie ihm am Schottenhof einfiel. Da hatte er den halben Weg zur Westautobahn aber schon hinter sich.
* * *
Dr. Annemarie Sumser war 38 Jahre alt, geschieden und kinderlos. Nach ihrer Scheidung vor drei Jahren, ihr Mann hatte sie wegen eines damals 41-jährigen ehemaligen Musicalstars verlassen, hatte sie das Thema Männer als abgeschlossen erklärt und sich voll auf ihre berufliche Karriere konzentriert. Was sie an der Affäre ihres Mannes besonders irritiert hatte, war nicht das Alter des Scheidungsgrundes gewesen, sondern sein Geschlecht.
Seit einem Jahr war sie jetzt schon Partnerin in der kleinen, aber feinen Anwaltskanzlei Brunner & Panzani & Sumser, die ihre Büroräume in einem relativ neuen Haus in der Billrothstraße/Ecke Peter Jordan Straße hatte. Dr. Sumser hatte zwischen Weihnachten und Neujahr einige Tage mit Freunden beim Schilauf in Hinterstoder verbracht und war gestern Abend wieder nach Wien gekommen. Da sie den Sonntag nicht alleine in ihrer hübschen Wohnung in Pötzleinsdorf verbringen wollte und sehr viel Arbeit auf sie wartete, hatte sie beschlossen, die Arbeitswoche schon
Weitere Kostenlose Bücher