Heute morgen und fuer immer - Roman
Menschen sich so unfassbar respektlos verhielten, und sich nicht scheute, das zu sagen, sah Rose fest an und erklärte dann ganz ruhig: »Sie sind eine schreckliche Person! Wie Sie Ihre Tochter, Enkelin und sogar Ihnen fremde Menschen demütigen und in der Öffentlichkeit ansprechen! Sie denken vielleicht, Sie machen sie damit kleiner und sich größer, in Wirklichkeit zeigen Sie nur, welch schwachen Charakter Sie haben und was für ein unzufriedener und kalter Mensch Sie sein müssen. Niemand wird so geboren, deshalb gibt es bestimmt Gründe, weshalb Sie so geworden sind, aber ehrlich gesagt interessiert das niemanden, und in Ihrem Alter hatten Sie lange genug Zeit, um Dinge zu ändern, sich zu ändern. Wenn Sie nur hergekommen sind, um Ihrer Enkelin und allen anderen den Tag zu verderben, gehen Sie doch einfach wieder, ich glaube nicht, dass Sie jemand vermissen wird!«
Geschockt hielt ich den Atem an und war auf alles gefasst, vom tätlichen Angriff bis hin zu wüstesten Beschimpfungen, nicht allerdings darauf, dass Rose den Schwanz einzog, was sie tatsächlich tat.
Nele, die es sichtlich genoss, dass jemand diesem Drachen Paroli bot, nahm demonstrativ meine Hand.
Rose sah verächtlich von Helene zu mir, ließ etwas verlauten, das wie »paah!« klang, und stöckelte von dannen Richtung Toilette. Bevor Helene und ich über Rose lästern konnten, hörten wir, wie jemand nach Nele rief.
»Nele, da bist du ja, ich hab dich schon gesucht!« Frau Riedelmeier klang aufgeregt.
»Hier ist ein Ehepaar, das sich gerade den Eddie angeschaut hat und ihn haben möchte!«
Nele sah sie ungläubig an, und ihre Augen begannen prompt zu tränen. »Aber der Eddie wurde doch heute gar nicht vorgestellt!«
Frau Riedelmeier beugte sich zu ihr hinunter und sprach sanft auf sie ein.
»Ich weiß, aber sie sind eben an seinem Käfig vorbei und haben ihn dort gesehen und sich spontan in den kleinen Kerl verliebt!«
Man konnte förmlich zusehen, wie Neles Herz in Stücke brach. Natürlich kannte sie das Prozedere und hatte schon viele, viele Tiere gepflegt und sich gefreut, wenn sie ein neues Zuhause fanden, aber Eddie war eben ihr Eddie, die beiden hatten eine besondere Bindung, und eigentlich war er der Hund, den sie selber mit nach Hause genommen hätte. Valentin und Jutta, die Nele ebenfalls gesucht hatten, fragten besorgt, was passiert sei. Nele, die inzwischen schluchzte, konnte gar kein Wort mehr hervorbringen, und so erklärte Frau Riedelmeier die Situation. Jutta und Valentin versuchten, Nele zu trösten, was nicht gelang. Sie wollte sich überhaupt nicht beruhigen.
»Nele, es tut mir so leid, aber du weißt, wir können Eddie nicht mitnehmen, mit meiner Allergie geht das nicht«, schniefte Jutta mit roter Nase und gereizten Augen, die nur noch aus Schlitzen bestanden.
Nele weinte so bitterlich, und es war kein verwöhntes »Wieso bekomm ich kein Pferd zum Geburtstag?«-Weinen, sondern ein tief erschüttertes. Darüber, ihren geliebten Eddie, den sie seit einem halben Jahr Gassi führte, fütterte, mit dem sie Tricks einübte und kuschelte, abgeben zu müssen. Eddie war für Nele ein bester Freund.
»Ich kann ja Eddie nehmen!«, rief ich spontan, ohne genau darüber nachgedacht zu haben oder die Konsequenzen zu übersehen. Aber warum eigentlich nicht? Ich war jetzt sesshaft und erwachsen. Solange ich denken konnte, wollte ich einen Hund! Zugegeben nicht unbedingt einen kleinen Rauhaardackel, sondern eher einen Golden Retriever oder einen Labrador, aber mit Eddie war das wie mit Männern, da mochte man große, dunkelhaarige, sportliche Männer und, zack, kam ein kleiner, dicker mit schütterem blondem Haar um die Ecke, blinzelte einem neckisch zu, und schon war es um einen geschehen. Eddie war eben Eddie, ein putziges, fröhliches Kerlchen, anhänglich wie nur sonst was, und hatte mein Herz schon lange erobert.
»Geht das denn?«, fragte Nele Frau Riedelmeier, die kurz überlegte.
»Ja, das geht! Ich regle das gleich und sag dem Ehepaar Bescheid!«
Frau Riedelmeier kannte mich zum Glück und schien mich für kompetent genug zu halten, einen Hund durchzubringen.
»Ich wohne am Englischen Garten, da kommt er täglich mehrmals raus!«, legte ich noch einen drauf, um sie zu überzeugen, dass ihre Tat die Richtige war. Nele fiel mir um den Hals, die Tränen gingen in Freudentränen über. Valentin sah mich dankbar und zärtlich an, konnte es sich aber natürlich nicht nehmen lassen, einen Kommentar zu lassen.
»Aber du
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