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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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gut!«
    Helene atmete tief aus.
    »Das hoffe ich ganz stark!«
    Sie hielt kurz inne, sprach dann weiter.
    »Ich würde noch gern was mit dir besprechen, Omi habe ich es vorhin schon gesagt!«
    Das klang ja ernst ...
    »Seit einigen Tagen denke ich darüber nach und bin jetzt ganz sicher. Sosehr ich meinen Job liebe, ich möchte nicht mehr im Krankenhaus arbeiten. Es ist an der Zeit, denke ich, ein neues Leben zu beginnen, außerdem möchte ich Theo unter den neuen Umständen nicht mehr jeden Tag sehen müssen. Und es entschärft die Situation seiner Familie gegenüber, wenn sie wissen, dass wir nicht jeden Tag gemeinsam zusammen arbeiten. Natürlich könnte ich mich an einem anderen Krankenhaus bewerben, aber ich möchte mich lieber mehr ums Waldhaus kümmern und für Omi da sein. Mit all den Plänen, die ihr so vorhabt, wird es eine Menge zu tun geben, und anpacken kann ich. Mit Menschen aller Art komme ich nach der jahrelangen Erfahrung im Krankenhaus bestimmt gut zurecht. Was meinst du?«
    Ja, was meinte ich dazu? Sprachlos war ich und gerührt! Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass das Waldhaus eine Alternative für Helene sein könnte. Zumindest war jetzt die Frage geklärt, wie das Waldhaus weiterlaufen sollte, wenn ich doch zurück ans Konservatorium ginge oder wieder Konzerte spielte.
    »Ich bin total glücklich! Das ist die beste Nachricht seit Langem!« Ich fiel Helene um den Hals, die sichtlich erleichtert war.
    »Du denkst also, dass ich das kann?«
    Als Antwort zeigte ich ihr 'nen Vogel. »Wenn nicht du, wer dann?«
    Das Jahr fing gut an, plötzlich erledigten sich Sachen von allein, und ich hatte eine Sorge weniger! Omi, die uns lachen hörte, kam dazu und freute sich mit uns. »Das wollte ich euch noch zeigen. Kam heute mit der Post.« Sie hielt uns einen Briefumschlag mit einem Diddl-Aufkleber hin.
    Fragend sah ich sie an.
    »Lest selbst!«, forderte sie uns auf. Ich faltete den handgeschriebenen DIN-A4-Umschlag auf, der mit akkurater Schrift sauber und ohne über die Linien zu treten geschrieben war. Der Brief stammte von Frau Seliger aus der Untersuchungshaft. Sie wollte uns, insbesondere Omi, um Verzeihung bitten und bereute alles.
    »Blind vor Liebe« sei sie gewesen, habe »sich in eine fixe Idee verrannt«, den Bezug zur Realität verloren, nur weil sie selber nicht glauben konnte, dass Alexander sie einfach so liebte, wie sie war. Sie wisse, was sie uns angetan habe und dass sie das nie wiedergutmachen könne, aber sie bitte uns inständig um Verzeihung. In diesem Stil ging der Brief weiter. Sie ließ uns noch wissen, dass Alexander zu ihr hielt, was das Einzige sei, das ihr im Moment Kraft gebe. Wortlos gab ich Helene den Brief weiter, die ihn las und dann ebenso unschlüssig wie ich dreinblickte.
    »Und nun? Was erwartet sie denn, dass wir sie jeden Monat im Knast besuchen kommen?«, fragte Helene, die immer noch an die Decke ging, wenn sie den Namen Seliger nur hörte. Omi war jetzt, wo das Geld aufgetaucht war, gnädiger.
    »Wir sollten ihr schreiben, dass wir ihr verzeihen, es ist ja nicht so, dass wir nicht alle mal Fehler aus Liebe gemacht hätten, nicht?« Wir sahen Omi erstaunt an. »Guckt nicht so. Ich habe nicht vor, mit dieser Person je wieder Kontakt zu haben oder sie zu treffen, und ich werde ihr ein Leben lang übel nehmen, was sie uns angetan hat. Aber was macht es uns, wenn wir sie erlösen und sagen, dass wir ihr verzeihen? Für uns ändert sich nichts dadurch und für sie alles.«
    Helene und ich gaben uns, wenn auch zähneknirschend, geschlagen. Für unser Karma war es bestimmt gut, und in einem hatte Omi recht: Wir alle brauchten irgendwann jemanden, der uns eine Verfehlung verzieh, ich insbesondere ...

Kapitel 24
    Eine zweite Chance?
    »Toi, toi, toi. Hals- und Beinbruch!« Omi drückte mich und spuckte mir über die linke Schulter.
    »Wird schon schiefgehen ...« Ich rang mir ein Lächeln ab.
    Heute musste ich beim Gremium vorsprechen, das dann final entschied, was mit mir und der Stelle geschah. Die letzte Nacht war ein einziger Albtraum gewesen. Immer wieder war ich wach geworden, nass geschwitzt und verstört, weil ich lauter wirres Zeug träumte, mir immer neue Horrorszenarien vorstellte, wie der Termin ablaufen würde, und war schließlich gegen sechs Uhr aufgestanden, weil es keinen Zweck hatte, sich im Bett hin und her zu wälzen.
    »Wann, denkst du, bist du zurück?«, fragte Omi und ließ sich nicht anmerken, wie sehr sie sich sorgte. Bis zum letzten Moment,

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