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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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fehlen, einfach nicht leisten. Jasper wäre gerne gekommen, aber das hätte mich eher nervöser gemacht. Leider musste ich zugeben, dass sowohl Amelie als auch ich jeweils auf unsere Weise stark gewesen waren und eine Entscheidung sehr knapp sein dürfte. Ohne es zu bemerken, begann ich wieder Fingernägel zu kauen, eine Angewohnheit, die ich seit Jahren abgelegt hatte. Die Wartezeit auf die Entscheidung war die Hölle und wurde nicht besser dadurch, dass Amelie ebenfalls mit ihrem älteren Klon namens Mutter im Hochschulcafé wartete und sich sehr siegessicher gab, während ihre Mutter ihr immer wieder bewundernd den Rücken tätschelte. Ewigkeiten später, ich war inzwischen schon mehr als aufgekratzt - kein Wunder nach drei Milchkaffee -, bat uns Frau Wieses Assistentin endlich mitzukommen. Die hatten jetzt aber nicht im Ernst vor, uns gemeinsam auf die Bühne treten zu lassen und, inspiriert von sämtlichen Castingsendungen im deutschen Fernsehen, eine Ewigkeit undurchsichtige Texte von sich zu geben, um dann zu sagen: »Clara, ich habe heute leider kein Bild für dich ... alles Gute!«
    Amelie schien dasselbe zu denken, denn sie fragte die Assistentin, warum wir beide gleichzeitig mitkommen sollten. Die wollte oder durfte nichts sagen, aber sie brachte mich schließlich in das Zimmer von Professor Bruckner und Amelie in Professor Wieses Zimmer.
    »Clara, setz dich bitte. Wir haben beschlossen, dass es das Fairste ist, euch beiden zeitgleich die Entscheidung mitzuteilen, und wir fanden, dass ihr die Entscheidung von euren jeweiligen Mentoren erfahren solltet.«
    Mein Herz raste, ich konnte keine Regung in seinem Gesicht ablesen. Langsam ließ ich mich in den hellgrünen Ohrensessel gegenüber seines Schreibtischs fallen, in dem ich schon so oft als Studentin, Meisterschülerin und schließlich Pianistin gesessen hatte, um diesem herzensguten Mann, der ein bisschen auch die Vaterrolle für mich übernommen hatte, zuzuhören.
    »Es war ein sehr enges Ergebnis, ihr habt das beide wirklich gut gemacht, und wenn wir zwei Stellen zu besetzen hätten, würden wir euch beide nehmen, aber so wird es nur eine, und das, liebe Clara, bist du. Herzlichen Glückwunsch!«
    Ich stieß einen Schrei der Freude und Erleichterung aus, sprang auf und umarmte Professor Bruckner so fest, dass er fast keine Luft mehr bekam. Lachend erwiderte er meine Umarmung.
    »Ich freue mich sehr auf unsere Zusammenarbeit und möchte dich gerne zu uns nach Hause zu einem Abendessen einladen. Meine Frau würde sich auch sehr freuen. Lass uns einen Termin finden, damit wir bald gemeinsam feiern können. Deine Omi, Helene und dein Freund sind natürlich auch recht herzlich eingeladen.«
    Was war ich glücklich! Immer wieder bedankte ich mich und konnte es kaum glauben. Wir gingen noch ein paar Formalitäten durch, wegen des Vertrags, aber dann drängte es mich nach draußen, schließlich wollte ich meinen Lieben schleunigst die frohe Botschaft überbringen. Vorsichtig lugte ich auf den Gang, wenn ich jetzt etwas nicht wollte, dann Amelie und ihrer rachsüchtigen Mutter begegnen. Die Luft war rein, und ich lief federleicht hinaus Richtung Fahrradständer. Gerade löste ich meine Kette, als ich merkte, dass jemand hinter mir stand. Jasper, dachte ich im ersten Moment, der mich überraschen wollte? Nein, hinter mir standen mit verschränkten Armen Amelie und ihre Mutter und sahen alles andere als amüsiert aus. Gratulieren wollten mir die beiden nicht, das stand schon mal fest.
    »Glaub nicht, dass in der Sache das letzte Wort gesprochen ist, wir werden rausfinden, wie du die Stelle bekommen oder wen du unter Druck gesetzt hast. Wenn es was gibt, dass wir finden können, werden wir es nutzen, und dann fliegst du auf!«
    Witzig, wie andere Menschen von sich auf andere schlossen. »Sorry, auch wenn's schwerfällt, aber ich habe die Stelle allein durch mein Können bekommen. Ich habe nämlich nicht das nötige Kleingeld oder die richtigen Kontakte, um es irgendwie anders zu schaffen, und Professor Bruckner ist seit Jahrzehnten glücklich verheiratet, Frau Professor Wiese eigentlich dein Fan, da bleibt wohl nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, dass es nichts zu finden gibt. Aber danke für die Glückwünsche, die ich zwischen den Zeilen raushören konnte. So, lasst ihr mich bitte durch, ich muss jetzt feiern!« Sprachs, stieg auf meinen Sattel und trat in die Pedale.
    Ich hörte noch, wie Amelie zischte: »Das wird sie bereuen!«, ich hörte nicht mehr,

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