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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Fortgeschrittene« mit einer dieser Telefonnummern drunter zum Abreißen. O Gott, wenn das Omi und Helene erfuhren! Ich war geliefert, komplett geliefert! Zur Unterstützung war an meiner Seite ein Mann, den ich mit seinem Bruder betrogen hatte und dem ich heute beibringen wollte, dass Schluss ist. Wo war Dr. Nagl? Ich wollte sofort zurück in die Narkose, bis ins Jahr 2018 bitte! Wie war ich nur in so einen moralischen Sumpf geraten? Bislang war ich immer gradlinig in allem gewesen, wusste, wer ich war und was ich wollte. Amelie ließ mir Zeit, die Bedeutung ihrer Worte sacken zu lassen. Sie strich versunken die Ärmel ihres hellblauen Kaschmirpullovers entlang. Wieso hasste sie mich so? Ohne die Mitleid- und Opfernummer ziehen zu wollen, aber hatte ich es nicht sowieso immer schon schwerer gehabt und war nicht wie sie mit dem goldenen Löffel im Mund geboren?
    »Wieso machst du das, Amelie? Du hast doch alle Möglichkeiten und finanziell keine Sorgen oder Nöte! Ich hab nie verstanden, warum wir nicht befreundet sein konnten, sondern immer nur Konkurrentinnen waren. Hast du dir nie gewünscht, dass wir beide befreundet sind und den ganzen Druck und Stress teilen?«
    Amelie sah mich erstaunt an. Offensichtlich hatte sie nicht mit meiner Frage gerechnet, sondern eher mit einem Tobsuchtsanfall. Kurz schien sie zu überlegen. »Hm, ab und zu vielleicht, aber ich hab ja immer meine Mutter dabeigehabt, und die hätte das nicht so gern gesehen. Wir wissen beide, dass wir aus unterschiedlichen Welten kommen. Außerdem sagt meine Mutter immer, dass es wichtig ist, dass ich jemanden habe, an dem ich mich messen kann, und das bist eben du. Nimm das hier nicht persönlich. Ich brauche die Stelle vielleicht nicht aus finanziellen Gründen, aber aus gesellschaftlichem Druck brauche ich sie nicht weniger als du, und das zählt in meinen Kreisen genauso. Was meinst du, wie das aussieht, wenn Benedikt eine Verlobte präsentiert, die nichts macht? Ich bin ja schließlich kein Trophy Wife. Das reichte vielleicht in den Neunzigern, aber heute musst du eine eigene Karriere als power couple vorweisen. Und auf Konzertreise um die Welt kann ich auch nicht mehr gehen. Benedikt braucht mich schließlich hier in München an seiner Seite für öffentliche Auftritte und als Begleitung zu Einladungen.«
    So offen hatten wir noch nie miteinander gesprochen. Ein Stück weit konnte ich sogar ihren gesellschaftlichen Druck verstehen, vor allem ihre Mutter war, was das anbelangte, Meisterin. Zwar vergötterte sie Amelie auf der einen Seite und war stets mit dabei, aber das zu einem hohen Preis. Was konnte die Frau enttäuscht und säuerlich schauen, wenn Amelie nicht als Beste gefeiert wurde. »Du musst dich besser konzentrieren, wir üben zu Hause einfach eine Stunde mehr, dann bekommst du das hin!«, hörte ich sie oft hinter der Bühne sagen. Zwar immer freundlich, aber der Leistungsdruck war ebenso unüberhörbar. Leider half mir mein Verständnis im Moment nicht weiter, ich musste dringend wissen, ob ich noch einen Job hatte. Mir fiel Professor Bruckner ein! Schamesröte stieg mir ins Gesicht allein bei dem Gedanken, wie sehr er sich für mich eingesetzt hatte und wie enttäuscht er von mir sein würde! Amelie hatte ihr Werk getan und stand auf.
    »Nimm's mir nicht übel, ich musste so handeln. Du findest bestimmt was anderes, es gibt ja schließlich nicht viele Pianistinnen, die auf unserem Niveau spielen. Gute Besserung!«
    Unglaublich, aber die Besserungswünsche klangen ernst gemeint. Selbst die stets auf Erfolg getrimmte Amelie war ein Mensch, und ich glaubte, zum ersten Mal in ihrem Leben tat ich ihr aufrichtig leid, wovon ich mir leider nichts kaufen konnte. Mir war klar, ich musste hier raus und mein Leben in Ordnung bringen! Meine Gedanken wurden jäh von Helene unterbrochen, die mich mit Zeitschriften, Getränken und Blumen aus dem Kiosk eingedeckt hatte. Außer Puste legte sie alles ab.
    »Wie geht's dir, Kleine?«
    Da musste ich nicht lange überlegen.
    »Kennst du Hiob?«
    Helene sah mich verwirrt an.
    »Ah ja, wieso?«
    »Ich kann mich einfach nicht daran erinnern, wann genau ich ›Hier, nimm mich!‹ gerufen habe, als er nach seiner Ablösung suchte!«
    Helene kam näher und fühlte meinen Puls.
    »Verträgst du die Narkose nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf, was leider immer noch schmerzte.
    »Nein, ich vertrage anscheinend keine Krankenbesuche von Amelie!«
    Helenes wogender Busen kam noch näher, und sie sah sich genau meine

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