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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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etwas zu trinken. Schließlich passiert einem so etwas nicht jeden Tag, oder?
    »Äh, Lottie …«
    Sie blickt über die Schulter, sieht mich und lächelt. »Ich dachte, du bist schon weg.«
    »Nein, noch nicht. Ich habe mir überlegt, dass ich doch noch etwas Zeit habe, deshalb …«
    »Cranberrysaft war das, stimmt’s?«
    »Ja, bitte.« Ich strecke ihr eine Münze hin, aber sie schiebt meine Hand weg.
    »Vergiss es, der geht auf mich.«
    Ich weiß, dass sie pleite ist, weil das ein chronischer Zustand ist, aber als sie dem Barkeeper ein Pfund in die Hand drückt, überkommt mich eine Woge der Zuneigung für mich selbst.Was wirklich schräg ist, aber hey, was soll’s? Mittlerweile fühlt sich dieser Zustand beinahe wie Normalität an.
    »Und versuch, diesmal nichts zu verschütten«, scherzt sie und reicht mir mein Glas.
    »Danke.« Ich nehme es entgegen. »Oh, übrigens«, füge ich spontan hinzu, »Flecken bekommt man am besten heraus, wenn man die Sachen in kaltem Wasser einweicht.«
    »Nicht in heißem?« Sie sieht mich überrascht an.
    »Nein, damit wird es nur noch schlimmer.«
    »Verflixt noch eins!« Sie lacht und schneidet eine Grimasse. »Da muss ich wohl noch einiges lernen.«
    Ich lächle.
    Was für eine Antwort.
     

Kapitel 14
    Okay, also was jetzt?
    Fünf Minuten später haben Lottie und ich wieder im Biergarten Posten bezogen. Einen Moment lang sitzen wir schweigend da, nippen an unseren Gläsern, während ich überlege, was ich mit ihr reden könnte. Ich bin geradezu absurd nervös. So wie bei einem ersten Date.
    »Tja«, sage ich schließlich, »nett … das Wetter im Moment, nicht?«
    Kaum sind die Worte über meine Lippen gekommen, winde ich mich innerlich. Herrgott, Charlotte, etwas Besseres fällt dir nicht ein? Du begegnest dir selbst mit 21 und  findest kein besseres Gesprächsthema als das beschissene Wetter?
    »Hmm, ja, allerdings.« Sie nickt, schließt die Augen und hält das Gesicht in die Sonne.
    Schlagartig hallen Sukis unheilvolle Worte in meinem Ohr wider.
    »Aaah, nein, nicht -«, platze ich heraus, ehe ich innehalte.
    Erschrocken fährt Lottie herum. »Gott, was ist denn los?«
    Ich zögere. Mist. Was soll ich jetzt sagen? Du ruinierst noch meine Haut? Ich leide unter massiver Pigmentierung und Verfärbungen, und das ist allein deine Schuld?
    »Äh … da war eine Wespe«, murmle ich.
    »Oh Scheiße, echt?« Sie wedelt mit den Händen und hält nach der imaginären Wespe Ausschau.
    »Äh, ich glaube, sie ist weg«, füge ich eilig hinzu.
    »Ja? Puh!« Sie lehnt sich zurück, zieht ihren ohnehin atemberaubend kurzen Rock noch ein Stück höher und hält die Beine in die Sonne. »Wahnsinn, nicht zu fassen, dass es immer noch so warm ist, was?«, ereifert sie sich und aalt sich wie eine Katze in den frühabendlichen Sonnenstrahlen.
    »Ja, nicht?« Hilflos sehe ich ihr zu, während ich Sukis Stimme aus meinem Kopf verbanne. »Äh … bist du sicher, dass du nicht lieber im Schatten sitzen willst?«
    »Im Schatten?« Mein 21-jähriges Ich wendet sich um und sieht mich so entsetzt an, als hätte ich vorgeschlagen, sich glühend heiße Nadeln in die Augäpfel zu stechen. »Wieso um alles in der Welt sollte ich das tun? Ich versuche, braun zu werden.«
    Glauben Sie mir - dieses Mädchen ist braun gebrannt, um genau zu sein, wie Mahagoniholz.
    »Ich nehme ja immer Selbstbräuner -«, gebe ich zu.
    »Selbstbräuner?« Angewidert verzieht sie das Gesicht. »Igitt! Nein danke, ich will eine echte Bräune.«
    Ich lächle.Verkniffen.
    Ich sehe zu, wie sie das Gesicht der Sonne zuwendet und die Augen schließt. Oh Gott, das ist doch völlig albern. Ich kann nicht hier herumsitzen und nichts tun.
    »Ich habe Sonnencreme dabei, wenn du welche haben willst«, schlage ich möglichst beiläufig vor.
    »Nein, nein, ist schon okay«, erwidert sie. »Ich benutze keine.«
    Beim Gedanken an all die Tiegelchen und Tübchen, die meinen Badezimmerschrank bevölkern, kann ich sie nur entsetzt anstarren, während meine horrenden Kreditkartenabrechnungen vor meinem geistigen Auge Revue passieren. Mit den Unsummen, die ich für Wundercremes gegen die Spuren des Alterns hingeblättert habe, könnte man den Schuldenstand der Dritten Welt reduzieren.
    Und das ist auch kein Wunder, denke ich, als ich mir selbst zusehe, wie ich vor mich hin brutzle. Ich kann froh sein, dass ich heute nicht wie ein Stück Dörrfleisch daherkomme.
    »Tja, es ist nie zu spät, damit anzufangen«, belehre ich sie und ziehe eine Tube

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