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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Monster flüchten.
    »Hi«, zwitschert sie, nimmt einen Zug an ihrer Zigarette und strahlt bis über beide Ohren.
    Oh Gott, jetzt sehen alle her. Ich wage es kaum, hinzusehen, während ich mich auf das Unvermeidliche gefasst mache. Oder lieber nicht, denke ich, als sich mein Beschützerinstinkt zu Wort meldet. Eigentlich sollte ich an dieser Stelle doch meine Erfahrung einfließen lassen - ich sollte sie daran hindern, einen Fehler zu begehen. Ich kann nicht hier stehen und tatenlos zusehen, also trete ich einen Schritt auf sie zu, während das Wummern aus dem Club an meine Ohren dringt.
    »Hey, alles klar, Süße?«
    Ich halte inne. Moment mal. Hat er gerade …?
    »Echt super, dich zu sehen.Wie läuft’s so?«
    Verdattert starre ich den Türsteher an, der kaum wiederzuerkennen ist. Er lächelt Lottie mit einer Wärme an, die mir den Atem stocken lässt.
    Äh, hallo, Lottie ist mit dem Club-Türsteher befreundet?
    Ich bin mit dem Club-Türsteher befreundet?
    »Mir geht’s super. Ich habe heute Geburtstag.« Strahlend stellt sie sich auf die Zehenspitzen und drückt ihm einen Kuss auf beide Wangen. »Und ich wollte ihn so gern im Club feiern.«
    Oh Gott, ich flirte mit ihm, um reinzukommen. Was für eine Nummer!
    »Tja, dann herzlichen Glückwunsch!« Er lässt ein grollendes Lachen hören, während er sich vorbeugt, um sich von ihr küssen zu lassen. Dann löst er das Absperrseil, tritt einen Schritt zurück und lässt sie hinein. »Schönen Abend wünsche ich dir.«
    »Den werden wir haben. Danke.« Sie winkt ihm fröhlich zu, dann verschwindet sie hinter dem Samtvorhang im Club.
    Na schön, vielleicht hat sie diesmal meine Hilfe nicht gebraucht. Wenigstens habe ich mir auf diese Weise das Warten in der Schlange erspart, denke ich, trotzdem überfällt mich leichte Furcht, als ich mich ein Stück weiter auf den Vorhang zubewege, hinter dem die hämmernden Bässe und das zuckende Stroboskoplicht hervordringen.
    Gerade als ich passieren will, vertritt mir jemand den Weg.
    »Okay, bis hierher.« Der Türsteher streckt die Hand aus und befestigt das Absperrseil.
    Ich sehe ihn verwirrt an. Wie bitte? Er will mich nicht reinlassen? Dann dämmert es mir. Natürlich. Er hat nicht mitbekommen, dass ich mit Lottie hier bin.
    »Entschuldigung«, sage ich mit einem strahlenden Lächeln. »Aber ich gehöre zu der Gruppe da.« Ich zeige auf Lotties Geburtstagsgäste, die vor mir den Club betreten. »Ich bin mit Lottie da.«
    Der Türsteher mustert mich von oben bis unten und runzelt die Stirn. »Tut mir leid, Schätzchen«, sagt er und schüttelt den Kopf. »Heute Abend nicht.«
    Mein Lächeln verblasst, und ich sehe ihn verunsichert an. »Aber … Lottie …«, wiederhole ich. »Du weißt schon …«
    »Tut mir leid«, wiederholt er, diesmal eine Spur entschlossener. »Nicht heute Abend.«
    Ich starre ihn an, als ich endlich begreife. »Das heißt, ich komme heute Abend überhaupt nicht rein?«
    »Es ist ziemlich viel los«, erklärt er abweisend, ehe er mir bedeutet, ich solle zur Seite treten, damit andere Gäste den Laden betreten können.
    Einfach so.Vor allen anderen.
    Ich starre ihn wütend an. »Entschuldige mal, aber du hast doch gerade all diese Leute reingelassen«, stelle ich sinnigerweise fest.
    Wieder mustert er mich von oben bis unten. »Wir haben einen Dresscode«, erwidert er und zeigt auf meine Klamotten.
    »Wovon redest du? Ich trage ein Kostüm!«
    »Eben.« Mitfühlend schüttelt er den Kopf.
    Ich spüre, wie mir die Hitze ins Gesicht schießt. Zugegeben, mein grauer Bleistiftrock mit der dazu passenden einreihigen Jacke ist nicht gerade das, was man unter einem hippen Outfit versteht. Aber schließlich konnte ich nicht wissen, dass ich noch in einen Club gehen würde, sonst hätte ich mir etwas Flippigeres ausgesucht. Obwohl - eigentlich ist das gelogen. Hätte ich gewusst, dass ich in einen Club gehe, hätte ich mich für Ohrstöpsel entschieden. Aber  trotzdem. Mein Outfit ist chic. Klassisch. Prada, verdammt noch mal!
    Hinter mir höre ich Leute maulen, ich solle hier keinen Auftrieb verursachen.Verzweifelt sehe ich den Türsteher an. Oh Gott, ich fasse es nicht. Wie peinlich! Ich überlege, ob ich kehrtmachen und nach Hause fahren soll, denn in Wahrheit habe ich sowieso keine Lust auf diesen lauten, stinkenden Club. Wenn ich es mir überlege, gibt es wohl keinen Ort, an dem ich noch weniger gern wäre. Afghanistan vielleicht. Oder Blackpool im Februar.
    Aber für eine Umkehr ist es zu spät. Selbst

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