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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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mich von ihm zu entfernen, aber Mr. Bump lässt sich nicht so einfach abschütteln, sondern folgt mir wie ein Schatten über die gesamte Tanzfläche, bis es mir zu viel wird. »Ich gehe aufs Klo«, rufe ich Lottie ins Ohr, lasse ihn und seine kreisenden Lenden zurück und flüchte auf die Damentoilette.
    Puh.
    Mit einem erleichterten Seufzer bringe ich mich in Sicherheit. Wie üblich hat sich eine lange Schlange vor der Damentoilette gebildet, aber all das Wasser ist nicht spurlos an meiner Blase vorübergegangen, also stelle ich mich an. Ich lehne mich gegen die Wand. Meine Füße in den Stilettos schmerzen. Sie taten mir auch schon vorher weh, aber durch das Tanzen bringen sie mich schier um. Stöhnend streife ich eines der Riemchen ab und befreie meinen Fuß, der wie ein Korken aus der Flasche ploppt.
    Ich massiere meine brennenden Zehen, während meine Gedanken zu den Minuten auf der Tanzfläche zurückkehren. Was für ein Glück! Noch eine Sekunde länger, und der Kerl hätte mich mit der Hüfte am Plattenteller des DJs festgenagelt, denke ich leicht erschaudernd, doch dann muss ich auf einmal grinsen. Ein echt schräger Typ, aber wenigstens die perfekte Ausrede, um von der Tanzfläche zu flüchten.
    Aber wenn ich es mir jetzt überlege, wollte ich sie eigentlich gar nicht verlassen. So übel war es doch gar nicht, sondern ich hatte gerade angefangen, mich zu amüsieren.
    Ach, wem will ich etwas vormachen? Ich war außer mir vor Begeisterung.
    Wieder muss ich bei der Erinnerung an meine Verrenkungen grinsen. Diese Tanzerei muss sämtliche Endorphine in meinem Körper freigesetzt haben, denn ich habe absolute Spitzenlaune. Ich meine, auch wenn ich so etwas nie für möglich gehalten hätte, aber ich hatte Riesenspaß. Und noch dazu stocknüchtern!, bemerke ich schockiert.
    Und wo wir gerade beim Thema Schocks sind - was ist mit Olly! Die Erkenntnis, dass dieser supersüße Barkeeper und der Mistkerl aus dem Gastropub ein und derselbe Mann sind, habe ich immer noch nicht verdaut. Ich fasse es einfach nicht.
    Na schön, es ist ja völlig harmlos, für jemanden zu schwärmen, der zehn Jahre jünger ist als ich. Man fantasiert eben ein wenig herum, so als stünde man auf Prinz Harry (ja, gut, ich gebe es zu, aber bitte erzählen Sie es nicht weiter), aber was wäre, wenn er keine zehn Jahre jünger wäre? Sondern so alt wie ich? Wenn es real wäre. Wäre es dann immer noch harmlos? Panik durchzuckt mich.
    Was natürlich absolut lächerlich ist, schließlich kann ich den Olly von heute noch nicht einmal leiden, ganz zu schweigen von einem Faible für ihn.
    »’tschuldigung, hast du Feuer?«
    Eine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Ich lasse meinen Fuß los und sehe auf.
    Moment mal, das ist doch -
    Vanessa!
    Mit wasserstoffblondem Haar, leuchtend rotem Lippenstift, einer Zigarette in der Hand und ihrem breiten Grinsen, das den Blick auf ihr komplettes Gebiss freigibt.Wie toll, sie zu sehen. Eine Woge der Zuneigung durchströmt mich, und ich widerstehe dem Bedürfnis, spontan die Arme um sie zu werfen und sie an mich zu drücken.
    »Großer Gott!«
    Ich bemerke, dass sie mich mit gefurchter Stirn anstarrt, als sehe sie mich zum allerersten Mal.
    »Entschuldigung?« Ich bemühe mich um einen normalen Tonfall, aber mein Herz hämmert. Sie erkennt mich wieder.
    »Ach, nichts.« Sie schüttelt den Kopf. »Du hast mich nur kurz an jemanden erinnert.«
    »Ach so?« Mit einer Mischung aus Furcht und Spannung warte ich ab.
    »Nein, doch nicht. Nur für einen kurzen Moment. Aber wenn ich dich genauer ansehe, siehst du ihr überhaupt nicht ähnlich.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde spüre ich Enttäuschung. Mir ist klar, dass ich mich sehr verändert habe, und Gott sei Dank dafür, aber soooo gewaltig ist der Unterschied nun auch wieder nicht.
    Oder doch?
    »Ach, hör nicht auf mich«, wiegelt sie ab. »Ich bin im Moment völlig durch den Wind. Das ist das Problem, wenn man verknallt ist.« Sie schnalzt mit der Zunge, aber es liegt auf der Hand, dass sie es nicht als Problem empfindet. Bei weitem nicht. »Weißt du, jemand hat mir mal erzählt, Liebe sei nur  eine andere Form von Geisteskrankheit, und er hatte völlig Recht damit!« Sie lacht auf und beginnt in ihrem wie eine Erdbeere geformten rosa Satinhandtäschchen zu kramen.
    »Verdammt, ich könnte schwören, dass da ein Feuerzeug drin war.«
    »Moment, ich glaube, ich habe Streichhölzer in der Tasche.« Ich greife in meine Jackentasche und ziehe eine Schachtel

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